Krypta und Hypogäum
Als in der frühen römischen Kaiserzeit (1. oder 2. Jh. n. Chr.) an der Hauptstraße vor dem Tiberias-Tor die Westnekropole lag, ist dort ein aufwendiges Hypogäum (unterirdischer Grabbau mit Gewölbe aus vorchristlicher Zeit) tief in die Erde gebaut worden. Bei der späteren Ausbreitung des Stadtgebiets nach Westen wurde die Nekropole zerstört, doch diese Grabanlage scheint von den Gadarenern als eine Art Heroon (Grabstätte eine Heros) respektiert worden zu sein und blieb erhalten.
Im 4. Jahrhundert erweiterte man das Hypogäum nach Osten hin durch eine Krypta über einem Heiligengrab. Wer die dort bestattete Person ist, bleibt unklar. Man vermutet, es könnte sich um einen der frühen Bischöfe der Stadt oder den Diakon Zachaios handeln. Letzterer wird als Märtyrer verehrt, denn er wurde 303 n. Chr. bei der diokletianischen Christenverfolgung gefoltert und hingerichtet. Allerdings hätte sein Leichnahm in seine Heimatstadt überführt werden müssen. Über dem Hypogäum und der Krypta wurde mit der fünfschiffigen Basilika die größte Kirche Gadaras errichtet. Die Treppe, die jetzt zur Krypta hinunter führt, kam erst später hinzu.
Für den Bau der Kirche und der Krypta sind Spolien (Bauteile älterer Gebäude) u.a. vom Tiberias-Tor verwendet worden, das wahrscheinlich durch Erdbeben, wie das verheerende vom 19. Mai 363 n. Chr., schwer beschädigt war und für die Bevölkerung an Bedeutung verloren hatte. Details zum Bau auf den nächsten Seiten.
Die Grabanlage wurde im sogenannten Sechstagekrieg 1967 von der jordanischen Armee entdeckt, ausgegraben und vorübergehend als Lazarett benutzt. 1968/69 legte das Department of Antiquities Jordaniens die Krypta frei und konsolidierte eingestürzte Mauerabschnitte. 1987/88 fanden neuerliche Grabungen unter der Leitung von Thomas Maria Weber statt (siehe dessen umfangreiche Publikation).
(Informationen vor allem aus: Weber - Gadara)
© Fotos, Zusammenfassung: Haupt & Binder
Archäologische Zeugnisse an der Ost-West-Hauptachse, u.a. Kolonnaden, Heiligtümer, ein Macellum und ein großer Innenhof, das Tiberias-Tor sowie eine der am besten erhaltenen und aufwändigsten unterirdischen Grabanlagen der Dekapolis.