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Machaerus

Machaerus / © Foto: Haupt und Binder, Universes in Universe

Der herodianische Burgpalast Machaerus

Die Zitadelle von König Herodes auf der jordanischen Seite des Toten Meeres ist einer der wenigen im Neuen Testament erwähnten Orte, die durch archäologische Funde eindeutig identifiziert und unter Verwendung der ursprünglichen architektonischen Elemente teilweise rekonstruiert werden konnten. Der etwa 20-minütige Fußweg vom Parkplatz bergauf lohnt sich auch deshalb, weil man über den Besuch einer authentischen biblischen Stätte hinaus eine spektakuläre Aussicht auf das Tote Meer, Palästina und Israel hat.

Machaerus war vom ersten Jahrhundert v. Chr. bis zum ersten Jahrhundert n. Chr. Teil des Königreichs Judäa. Es ist der Schauplatz, an dem Salome für ihren Stiefvater Herodes Antipas (einer der Söhne Herodes des Großen) tanzte, der ihr danach den Wunsch erfüllte, Johannes den Täufer enthaupten zu lassen und seinen Kopf auf einem Tablett zu präsentieren.

Die Festung Machaerus wurde ursprünglich 90 v. Chr. im Auftrag des hasmonäischen Königs und Hohepriesters von Judäa, Alexander Jannäus, errichtet. Die Römer zerstörten sie 57 v. Chr. unter dem Kommando des Generals Gabinius.

Herodes der Große ließ sie 30 v. Chr. als befestigten Palast wieder aufbauen. Die strategisch günstige Lage auf einem Hügel bot weite Blicke über das Tote Meer bis nach Jericho und den Tempel von Jerusalem, nach Masada im Süden und bis nach Alexandrium im Norden des Jordantals. Die Festung Machaerus diente damals als östlicher Vorposten gegen Angriffe aus der Wüste, zum Beispiel durch die Nabatäer. Außerdem hatte sie eine wirtschaftliche Bedeutung durch die Kontrolle der Königsstraße, des nordöstlichen Abschnitts der Weihrauchstraße.

Vom Besucherzentrum führen Treppen zunächst nach unten zu einem Weg, der sich bis zur Spitze der Zitadelle hinaufwindet. Am Nordhang befand sich die herodianische Unterstadt mit der Gefängniszelle, in der Johannes dem Täufer eingekerkert war.

Herodes Antipas, Salome und die Enthauptung Johannes des Täufers

Herod Antipas (4 BC – 39 AD King of Judea), the son of Herod the Great, inherited Machaerus' palace with the city below. He was married to a daughter of the Nabatean King Aretas IV. In 27 AD Antipas fell in love with his niece Herodias, the wife of one of his half-brothers. As he wanted to marry her, he repudiated his Nabataean wife Phasaelis, who managed to escape to her father.

John the Baptist condemned the adultery of Antipas and Herodias, which is why he was arrested in the early 30s AD and imprisoned in the lower city of Machaerus. Wanting to take revenge on him, Herodias urged Salome, her daughter from her first marriage, to dance before Antipas and his birthday guests, and as this pleased Herod so much, she made him promise with an oath to give her whatever she asked. "Give me here on a platter the head of John the Baptist." The king was distressed, but because of his oaths, he ordered that her request be granted and had John beheaded in the prison. (Matthew 14:3-11)

Herodes Antipas (4 v. Chr. – 39 n. Chr. König von Judea), ein Sohn Herodes des Großen, erbte den Burgpalast Machaerus mit der dazugehörigen Unterstadt. Er war mit einer Tochter des nabatäischen Königs Aretas IV. verheiratet. Im Jahr 27 n. Chr. verliebte sich Antipas in seine Nichte Herodias, die Frau eines seiner Halbbrüder. Da er sie heiraten wollte, verstieß er seine nabatäische Frau Phasaelis, die zu ihrem Vater fliehen konnte.

Johannes der Täufer prangerte den Ehebruch von Antipas und Herodias an, weshalb er Anfang der 30er Jahre verhaftet und in der Unterstadt von Machaerus eingekerkert wurde. Um sich an ihm zu rächen, drängte Herodias ihre Tochter aus erster Ehe, Salome, vor Herodes Antipas und seinen Geburtstagsgästen zu tanzen und diesem zuvor den Eid abzuverlangen, dass er ihr alles gibt, was sie will. Auf Geheiß ihrer Mutter verlangte Salome: "Gebt mir hier auf einem Tablett den Kopf von Johannes dem Täufer." Obwohl der König darüber verzweifelt war, musste er sein Versprechen halten und befahl, Johannes im Gefängnis zu enthaupten. (Matthäus 14:3-11)

Im Jahr 36 n. Chr. bot sich dem Nabatäerkönig Aretas IV. die Gelegenheit, seinen ehemaligen Schwiegersohn Antipas zu bestrafen, indem er dessen Truppen vernichtend schlug und Machaerus zerstörte. Mehr dazu, siehe:
Geschichte: Petra und die Nabatäer

Historiker, Pilger und Archäologen

Im Jahr 44 n. Chr., acht Jahre nach der Zerstörung von Machaerus durch die Nabatäer, errichteten die Römer an dieser Stelle eine befestigte Garnison, die 66 n. Chr. von den jüdischen Zeloten während des ersten jüdischen Aufstands gegen Rom eingenommen wurde. Machaerus wurde 71 n. Chr. von der Zehnten Römischen Legion endgültig zerstört und verschwand für fast zwei Jahrtausende von der Landkarte.

Während der byzantinischen Epoche, der Zeit der Kreuzzüge sowie in der osmanischen Periode wussten die ins Heilige Land reisenden Pilger nicht, wo dieser historische Ort liegt. Der jüdisch-römische Geschichtsschreiber Flavius Josephus (* um 37/38 n. Chr., + nach 100), der christliche Chronist Eusebius von Caesarea (* um 260/265, + 339) und andere haben in ihren Schriften zwar festgehalten, dass Johannes der Täufer in einem Ort namens Machaerus gefangen gehalten und enthauptet wurde, doch die genaue Lage der Festung war ihnen nicht bekannt.

1807 legte der deutsche Forschungsreisende Ulrich Jasper Seetzen nahe, dass der arabische Name des Dorfes "Mukawar" und die dort gefundenen Ruinen auf Machaerus hinweisen könnten. Aber erst 1965, als August Strobel die 3,5 Kilometer lange römische Umfassungsmauer entdeckte, konnte das antike Machaerus wissenschaftlich identifiziert werden. Von da an führten mehrere archäologische Missionen Ausgrabungen an dem Ort durch. Seit 2009 haben die Untersuchungen, Studien und Rekonstruktionen der Ungarischen Akademie der Künste unter der Leitung von Győző Vörös mehrere falsche und ungenaue Identifikationen und Darstellungen der Bauwerke in der Zitadelle von Machaerus korrigiert.

Was kann am Ort identifiziert werden

1 - Königlicher Hof. 2 - Thronnische. 3 - Triklinium. 4 - Dorische Säule. 5 - Zisterne. 6 - Badehaus. 7 - Westbastion. 8 - Nordbastion

Der königliche Hof von Machaerus [1] ist das wichtigste architektonische Element der herodianischen Burg. Mit der 2019 rekonstruierten apsidalen Thronnische [2] war er wohl der Schauplatz des Geburtstagsmahls von Herodes Antipas, bei dem Salome tanzte und das Todesurteils über Johannes den Täufer gefällt wurde. Daran grenzen die Fundamente eines Triclinium-Speisesaals an [3].

Von den 24 Säulen, die diesen Hof einst umsäumten, wurde 2014 eine vollständige dorische Säule [4] nach den Grundsätzen der Anastylose rekonstruiert, wobei nur originale architektonische Elemente verwendet wurden, doch im März 2023 fanden wir sie leider eingestürzt vor. Um die Säule herum erstreckt sich ein kleiner Teil des ursprünglichen Fußbodens, während der Boden des Hofes an sich eine Rekonstruktion ist. Eine große Zisterne [5], die sich darunter befindet, stammt aus dieser herodianischen Phase.

Halbkreisförmige Apsis des herodianischen Königsthrons.

Auf der Südseite gibt es Reste eines herodianischen Badekomplexes [6], in dessen Apodyterium (Entkleidungsraum) das älteste bisher in Jordanien entdeckte Mosaik gefunden wurde. Ein Teil davon ist im Archäologischen Park von Madaba ausgestellt. Vermutlich zwölf ionische Säulen säumten das Apodyterium des Badehauses. Von der ionischen Säule, die 2014 rekonstruiert wurde, lagen 2023 nur noch die ungekippten Säulentrommeln am Boden.

Eine herodianische Mikwe (Tauchbecken im Judentum für rituelle Reinigungen) mit gewölbtem Dach und verputzten Stufen und Wänden wurde 1968 außerhalb der Mauern des königlichen Badehauses entdeckt. Die Archäologen fanden in Machaerus zwei weitere solche Reinigungsbecken.

Die am besten erkennbaren Reste der Wasserversorgung von Machaerus sind die Fundamente des Aquädukts, das parallel zu dem Weg zu sehen ist, der den Hügel hinaufführt. Es war einst 15 m hoch und diente auch als Brücke von der Festung zum Hochplateau.

Bastionen mit Türmen auf drei Seiten schützten die Zitadelle schon zu Zeiten von Alexander Jannaeus und nach deren Wiederaufbau unter Herodes den Großen. Die Unterstadt gab der Zitadelle auf der Nordseite Schutz.

Durch Ausgrabungen an der Westbastion [7] wurde festgestellt, dass deren noch erhaltene Mauern mehr als 9 m hoch sind.

Blick von der Nordbastion [7] in Richtung Süden. Auf den Hügeln im Hintergrund ist das Dorf Mukawir zu sehen.


Byzantinische Kirchen im Dorf Mukawir

Im Dorf Mukawir, etwa 2 km östlich des Burgpalasts, wurden drei byzantinische Kirchen gefunden.

Die Kirche des Bischofs Malechios, die möglicherweise aus der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts stammt, ist eine 21,5 x 15 m große dreischiffige Basilika mit einem Mosaikboden. Bischof Malechios war bis zur Entdeckung der Kirche unbekannt; er gehörte zum Bischofssitz von Madaba. Die Ruine befindet sich auf einem Gelände, auf dem es auch ein Restaurant gibt, von dem aus man einen guten Blick auf die Festung Machaerus und das Tote Meer hat (wie auf dem Foto zu sehen).

Am Nordhang des Dorfhügels fand man die Reste einer weiteren kleinen einschiffigen Kirche oder Kapelle. Die dritte Kirche, die so genannte Westkirche, wurde zwar untersucht, aber nicht ausgegraben.


© Text und Fotos: Universes in Universe.
Quellen u.a.:
Veröffentlichungen von Prof. Dr. Győző Vörös, dem Leiter der Ausgrabungen und Forschungen in Machaerus seit 2009.
Burton MacDonald: Pilgrimage in Early Christian Jordan. A literary and archaeological guide. Oxbow Books, Oxford, 2010


Lage, Anfahrt:

Machaerus
Etwa 35 km von Madaba. Den Königsweg (R35) bis Libb fahren und am Ende des Ortskerns nach rechts abbiegen.
Etwa 70 km von Amman; 20 km vom Dead Sea Highway.

Lage auf der Karte

Eingang, Parkplatz

Vom Parkplatz dauert der Weg hinauf zur Festung etwa 20 Minuten.


Das Dorf Mukawir
Kirche des Bischofs Malechios. Etwa 2 km östlich der Palastfestung.
Lage auf der Karte


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Siehe auch in Art Destination Jordanien:

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