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Die Nabatäer nannten den von ihnen im 1. Jh. v. Chr. gegründeten Ort Hawara, was griechische Geschichtsschreiber in Auara abwandelten und bei den römischen Eroberern zum lateinischen Hauarra wurde. Der heutige arabische Name al-Humayma entstand in frühislamischer Zeit.
Unter Archäologen gilt Humayma mit seinen nabatäischen, römischen, byzantinischen und frühislamischen Zeugnissen als eine der interessantesten antiken Stätten Jordaniens. Vom frühen 1. Jh. v. Chr. bis Mitte des 8. Jh. n. Chr. war der Ort eine bedeutende Handelsstation und für lange Zeit Garnison an der wichtigsten Nord-Süd-Verbindung Transjordaniens zwischen Syrien und dem Roten Meer. Das relativ gut erhaltene, ausgedehnte System der Wasserversorgung ist ein hervorragendes Beispiel der technologischen Fähigkeiten der Nabatäer auf diesem Gebiet. Doch nur relativ wenige Touristen legen auf ihrer Fahrt von Petra nach Wadi Rum in Humayma einen Zwischenstop ein, obwohl es lediglich 10 km vom Desert Highway entfernt und leicht zu erreichen ist (siehe Anfahrt).
Die weite Ebene der westlichen Hisma-Wüste mit dem Siedlungsgebiet von Humayma. Im Hintergrund die Berge von Wadi Rum.
Wahrscheinlich wurde die Siedlung in den frühen 80er Jahren des 1. Jhs. v. Chr. vom nabatäischen Prinzen oder schon König Aretas III. (regierte 87 - ca. 62 v. Chr.) gegründet. Fragmente eines Gründungsmythos, den der griechischsprachige Autor Uranios aufzeichnete, sind in der Ethnika des Stephanos von Byzanz überliefert. Demzufolge erhielt Prinz Aretas von seinem Vater, König Obodas I. (ca. 96 - 87 v. Chr.), einen Orakelspruch, der ihm gebot, einen weißen Ort zu suchen. Aretas sei umher gezogen und hätte auf der Lauer gelegen, bis er einen weiß gekleideten Reiter auf einem weißen Dromedar sah. "Als die Erscheinung verschwunden war, kam von selbst ein Fels zum Vorschein, der im Erdboden wurzelte, und dort gründete er die Stadt." [kompletter Wortlaut
Beduinen in Humayma, 2018
Der nabatäische Name der Siedlung Hawara (griech.: Auara) bedeutet "weiß", was auch in der arabischen Version al-Humayma erhalten bleibt. Die Archäologin Barbara Reeves, ab 2008 Leiterin der Ausgrabungen, hat eine interessante Hypothese: Das Orakel bezieht die Farbe weiß nicht auf den Boden oder den Felsen, der zum Vorschein gekommen sein soll und mit dem gewiss der keineswegs weiße Gipfel des Jebel Qalkha mit seiner markanten Einkerbung gemeint ist. König Obodas I. könnte mit dem Orakelspruch die Absicht verfolgt haben, an der Route der Karawanen durch die Hisma-Wüste einen geeigneten Ort für eine dauerhafte Siedlung zu finden, und dafür ist ausreichend Wasser die Grundvoraussetzung. Bei den Ausgrabungen fand man uralte Samen von Wildpflanzen, die nach dem Regen weiß blühen, darunter insbesondere weißer Ginster (Retama raetam). Es wäre also naheliegend, dass Prinz Aretas einen Ort finden sollte, an dem die Wüste weiß blüht. [Reeves, 2009, S. 327]
Weißer Ginster südlich des Siedlungszentrums von Humayma.
Der Gipfel des Jebel Qalkha ragt mehr als 200 m über dem Ortskern von Humayma empor.
Hawara / Humayma liegt etwa auf halber Strecke zwischen der nabatäischen Hauptstadt Petra und dem Roten Meer. Die Siedlung wurde in strategisch günstiger Lage am schon lange existierenden Königsweg gegründet, einer wichtigen Handelsroute, die sich hier von erhöhten Positionen aus gut beobachten ließ. Durch die tiefen Wadis hinter dem Jebel Humayma gab es eine Verbindung hinunter ins Wadi Araba, die Verbindung zwischen dem Roten und dem Toten Meer, über die auch Ost-West-Routen zum Hafen Gaza am Mittelmeer führten.
Für die Wahl des Ortes an dieser und nicht an einer anderen Stelle am Königsweg durch die Hisma, eine kargen Steppenwüste, gelten jedoch die natürlichen Voraussetzungen als entscheidend. Die landschaftlichen Erhebungen im Westen und Norden sind nicht so steil, dass Sturzbäche Schaden anrichten würden, wie z.B. in Petra, sondern das Wasser des Winterregens fließt über ein eher sanftes Gefälle in die Siedlung hinunter, wo es in Zisternen gesammelt und für die Versorgung von Menschen und Tieren sowie saisonale Landwirtschaft auf einigen fruchtbaren Böden genutzt werden konnte. Ein insgesamt 27 km langes Aquädukt leitete Wasser aus drei Quellen im nordöstlichen Ras al-Naqab nach Humayma.
Mehr zum System der Wasserversorgung, weiteren Sehenswürdigkeiten und der Geschichte der archäologischen Stätte in diesen Kapiteln:
Humayma
Mit dem Auto 65 km südlich von Wadi Musa (Petra) und 80 km nördlich von Aqaba. Etwa 60 km vom Wadi Rum Visitor Centre.
Das Humayma Visitor Centre befindet sich ca. 10 km westlich vom Desert Highway.
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Zusammenstellung der Informationen, redaktionelle Bearbeitung, Übersetzungen, Fotos: Gerhard Haupt & Pat Binder - Universes in Universe, soweit nicht anders angegeben.
Wirkte wohl zur Zeit Justinians I. (527-565) an der an der Kaiserlichen Hochschule von Konstantinopel. Seine nur in Auszügen überlieferte, um 530 verfasste Ethnika ist ein gigantisches geographisch-kulturhistorisches Lexikon mit über 3.600 Orts-, Berg-, Gewässer- und Völkernamen der antiken Welt, zusammengestellt aus älteren Quellen, darunter Fragmente der Arabica des Uranios.
532. Auara, Stadt in Arabien. Benannt wurde sie von Aretas, dem Sohn des Obodas, nachdem dieser einen Orakelspruch erhalten hatte. Denn Aretas machte sich auf die Suche nach <dem Gebot> des Orakels: Der Orakelspruch gab auf, einen weißen Ort aufzusuchen, denn bei den Arabern und Sytern bedeutet αὔαρα ‚die Weiße‘. Und dem Aretas, der zuvor auf der Lauer gelegen war, zeigte sich eine Erscheinung, ein weißgekleideter Mann, der auf einem weißen Dromedar unterwegs war. Als die Erscheinung verschwunden war, kam von selbst ein Fels zum Vorschein, der im Erdboden wurzelte, und dort gründete er die Stadt.
Fragment aus dem ersten Buch der Arabica des Uranios, überliefert in der Ethnika des Stephanos von Byzanz.
Zitiert aus: Stephani Byzantii Ethnica. Volumen I Alpha - Gamma
Hrsg. Margarethe Billerbeck. In Zusammenarbeit mit Jan Felix Gaertner, Beatrice Wyss und Christian Zubler. Band 43/1 der Reihe Corpus Fontium Historiae Byzantinae – Series Berolinensis. De Gruyter, Berlin, New York, 2006