Petra Tour: Wadi Farasa Ost
Vom Jabal al-Madhbah kommend wird die Tour durch das idyllische Tal fortgesetzt. Höhepunkte sind das Garten Triklinium, der Komplex des Soldaten-Grabes mit dem bunten Triklinium sowie das Renaissancegrab
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Der Bau mit der 7,5 m breiten Fassade, der Plattform, zu der eine breite Treppe hinaufführt und in der es eine tiefe Zisterne gibt, sowie den zwei Innenräumen ist komplett aus dem Fels gehauen worden. Auch die beiden freistehenden Säulen wurden aus dem massiven Gestein gemeißelt. Sie und die äußeren Pilaster sind von nabatäischen Kapitellen bekrönt. Links oben neben dem Architrav sieht man einen Rest von Stuck, der Quadersteine imitiert.
Die tiefen horizontalen Einkerbungen über der Fassade und an der rechten Seitenwand sowie die Säulenstümpfe lassen darauf schließen, dass die Plattform zumindest teilweise in der Art eines Peristyls (Säulenhof) überdacht war. Möglicherweise existierte ein ganzes Obergeschoss. Man gelangte zu diesem über eine Treppe ganz rechts neben der großen Zisterne und dann über einen Steg vor der Rückhaltemauer (siehe die übernächste Seite). Im Foto oben erkennt man rechts über der Einkerbung eine Türöffnung.
Wegen der oberen Etage, dem Peristyl, der in den Fels gehauenen Zisterne und den beiden hintereinander liegenden Innenräumen sieht S. G. Schmid in dem Bau eine Parallele zu reichen hellenistischen Häusern im antiken Delos oder römischen Villen in Pompeji (IWFP, Season 2001). In einer Rekonstruktionsskizze erscheint die Vorderseite des Hauses als geschlossene Wand mit einem Portal, zu dem die Treppe hinaufführt.
Innenräume
Der erste Raum, eine Art Vorhalle gleich hinter den Säulen, ist ca. 6,2 m breit und 6,8 m lang. In die Wände haben Beduinen in späterer Zeit Steinböcke, Bogenschützen, Tänzer mit Schwert und Schild, Gazellen und andere Tiere geritzt (Dalman, S. 196).
Zum hinteren Raum gelangte man früher durch eine Tür, die immer wieder auf- und zugemacht wurde, was an den Schleifspuren auf dem Boden erkennbar ist und als ein weiterer Hinweis auf eine profane Nutzung gewertet wird. Die 5,1 x 5,4 m große hintere Kammer ist zu drei Vierteln in sorgfältigster Meißeltechnik bearbeitet worden, damit die Wände mit bemaltem Stuck überzogen werden konnten. Dass der hintere Teil des Raumes in gröberer Technik herausgemeißelt wurde, kann auf eine Erweiterung bei späterer Nutzung zurückzuführen sein. Dabei ist auch das Fenster aus der linken Seitenwand herausgeschlagen worden, um die untere Terrasse und das Tal beobachten zu können. (IWFP, Season 2003)
Nutzung im Mittelalter
Beim Bereinigen der Plattform des Gartentrikliniums legten die Archäologen mittelalterliche Mauerreste frei, die teilweise auf einer zugeschütteten Zisterne aus nabatäischer Zeit standen. Das Mauerwerk ist aus Steinen des beim Erdbeben von 363 n. Chr. eingestürzten Hauses errichtet worden. Seine Entstehungszeit wurde auf das 11. bis 13. Jahrhundert datiert. Wände zwischen den freistehenden Säulen und äußeren Pilastern riegelten die Innenräume ab. In diese gelangte man durch einen auf die Plattform gemauerten Korridor, der durch eine Tür und eine Art Postenhäuschen gesichert war.
Die Nutzung des Gartentrikliniums im Mittelalter stellten Brünnow und von Domaszewski schon Ende des 19. Jahrhunderts fest, als sie dort einen Grabstein fanden, den sie den Kreuzrittern zuschrieben. Das Team des IWFP entdeckte 2001 fünf weitere Grabsteine mit christlichen Symbolen, doch bleibt offen, ob sie tatsächlich von Kreuzrittern oder von einer lokalen christlichen Gemeinde stammen. In der Nähe wurde (noch) kein Friedhof gefunden.
(Informationen aus IWFP, Season 2003 und S. G. Schmid, Kreuzritteralltag
© Zusammenfassung: Universes in Universe)
© Foto: Haupt & Binder
Vom Jabal al-Madhbah kommend wird die Tour durch das idyllische Tal fortgesetzt. Höhepunkte sind das Garten Triklinium, der Komplex des Soldaten-Grabes mit dem bunten Triklinium sowie das Renaissancegrab
Kreuzritteralltag in Petra - Das Beispiel des Wadi Farasa
In: Die Kreuzzüge. Petra - Eine Spurensuche, S. 45 - 59. Publikation zur Ausstellung der Ritterhausgesellschaft Bubikon, 2006. Idee und Konzept: Ueli Bellwald. Mit Beiträgen von Khairieh Amr, Guido Vannini, Stephan G. Schmid, Ueli Bellwald.