Petra: Löwen-Greifen-Tempel
Nabatäischer Sakralkomplex, um dessen Kultkammer mit erhöhtem Podium Säulen standen, die mit einzigartigen "geflügelten Löwen"-Kapitellen verziert waren.
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1. - 2. Jahrhundert n. Chr.
32 x 20 x 12,4 cm, Kalkstein
Petra Museum
1975 bei der Ausgrabung des Löwen-Greifen-Tempel gefunden. Das menschenähnlichste Beispiel eines Augenbetyls, das bislang in Petra entdeckt wurde. Der Betyl war in die Nordwand oder in eine Nische des Tempels eingebaut.
Statt der am meisten verbreiteten rechteckigen Form sind die Augen mandelförmig. Die dicken Augenbrauen, die lange Nase und die Lippen des Mundes sind klar umrissen. Der Kopf ist von einem Kranz mit einer runden Aussparung in der Mitte gekrönt, in die vielleicht ein Edelstein eingelassen war. Einige Forscher folgen der Annahme von Fawzi Zayadine (1991), die sichelförmige Umrandung könnte bedeuten, dass es sich um eine stilisierte Version des Isis-Basileions (Hörnerkrone) handelt und somit eine Verbindung zum Isis-Kult besteht. Andere jedoch, wie Veit Vaelske, stellen dies in Frage.
Das Gesicht wird von verzierten Säulen und einem Zahnschnittfries eingerahmt. Unter dem Rahmen erscheint die nabatäische Inschrift "Göttin des Hayyan, Sohn des Naybat" mit Palmen oder Federn auf jeder Seite. Demnach handelt es sich um eine Votivstele, die wahrscheinlich von einer Privatperson namens Hayyan gestiftet wurde. Der Fund dieser Stele unterstützt Philip C. Hammonds Annahme, dass der Löwen-Greifen-Tempel einer weiblichen Hauptgottheit der Nabatäer gewidmet war, die in der ganzen Region als 'Allat (die Göttin) bekannt war und in Petra auch als al-'Uzza (die Mächtigste) bezeichnet wurde. Diese einheimische Göttin wurde offensichtlich mit anderen Gottheiten aus der hellenistischen und römischen Welt, wie Isis und Aphrodite, synkretisiert.
© Text, Übersetzung: Haupt & Binder. Quellen u.a.: Christopher A. Tuttle & Tali Erickson-Gini, Veit Vaelske
© Foto: Haupt & Binder, Universes in Universe
Nabatäischer Sakralkomplex, um dessen Kultkammer mit erhöhtem Podium Säulen standen, die mit einzigartigen "geflügelten Löwen"-Kapitellen verziert waren.
Ein Betyl (semitisch: bait-el = Haus Gottes; griech. baitylos) ist ein anikonisches Gottessymbol, meist als schmale hochrechteckige Platte oder Stele gestaltet. Es kann auch eine Negativform in einer Nische sein. Häufig sind mehrere Betyl in einer Nische nebeneinander, übereinander oder ineinander gruppiert. "Der Betyl ist keine Abbildung Gottes, kein Bild des Gottes, kein Götterbild. Als Medium der Gottespräsenz kann er jedoch auch kultische Verehrung erfahren. Das bedeutet wiederum, dass man dem Betyl im Akt der Verehrung Opfer und Gaben darbringen konnte." (R. Wenning, 2007)