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Madaba Karte

Information & Fototour

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Die Mosaikkarte von Madaba aus der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts ist einer der wichtigsten archäologischen Funde in Westasien und eines der ältesten Zeugnisse antiker Kartographie. Sie wurde Ende des 19. Jahrhunderts beim Bau der Georgskirche auf den Grundmauern einer byzantinischen Kirche entdeckt.

Vom orginalen Mosaik ist etwa ein Viertel erhalten. Die Karte erfasste das Gebiet vom Libanon im Norden bis zum Nildelta im Süden sowie vom Mittelmeer bis zur Wüste im Osten. Das Jordantal und Tote Meer bilden die zentrale Nord-Süd-Achse. Die Darstellung von Madaba ging leider verloren. Sie lag im wichtigsten Segment der Karte unmittelbar vor der Kanzel, in einer Linie mit Jerusalem.

Die Mosaikkarte war nicht als praktische Orientierungshilfe für Pilger konzipiert, sondern als ein komplexes Werk christlicher Kunst mit mehreren Bedeutungsschichten. Die biblische Kartographie christlicher Errettung und Erlösung ist verknüpft mit "der ideellen, liturgischen Ebene des exemplarischen Bildes einer von Gott gesegneten Erde" (R. Warland).

Nach Berechnungen war die Mosaikkarte ursprünglich ca. 15,6 m x 6 m groß und bestand schätzungsweise aus 2,3 Millionen Steinen. Anhand eines Fragments von Phönizien im linken Seitenschiff der Kirche konnte die Ausdehnung über die gesamte Breite des Bodens nachvollzogen werden. Ein weiteres isoliertes Fragment (Galiläa) liegt vor dem dritten Pfeiler der nördlichen Pfeilerreihe.

Der zu besichtigende Teil der Karte reicht nördlich (links) bis ins Jordantal und südlich bis zum Nildelta (rechts, hinter dem Pfeiler). Wenn man direkt vor dem Mosaik steht, blickt man von der Mittelmeerküste aus nach Osten. Am weitesten östlich (oben) ist Karak (Charachmoba) zu sehen. Ziemlich genau in der Raumachse befindet sich das sehr gut erhaltene Stadtbild von Jerusalem.

Insgesamt 157 noch vorhandene Inschriften in Griechisch sind Ortsangaben, Zitate aus der Bibel und Kommentare. Weit ausgebreitete große Buchstaben in Rot benennen Territorien der Stämme Israels.

Für die Kennzeichnung von Städten und Dörfern sind im Mittelmeerraum weit verbreitete Symbole hellenistisch-römischen Ursprungs verwendet worden. Kleinere Orte erscheinen oft als von Türmen flankiertes Tor oder auch nur als Haus. Größere Städte sind in Aufsicht von oben gestaltet, teils umgeben von Mauern und mit einigen erkennbaren Gebäuden und Kolonnadenstraßen.

Auch für andere Elemente fügten die Mosaizisten leicht verständliche Symbole ein, wie braunscheckige Wülste für Gebirge, Palmen für Oasen und Quellen, Fähren über den Jordan und Büsche an dessen Ufern, Fische in fließendem Wasser.

Auf unseren Bildseiten sind viele Orte und Details der Karte lokalisiert und beschrieben.

M. Piccirillo schrieb: "Aus den Beschriftungen der Ortsnamen und vor allem aus den direkten Bezügen zu den Stämmen … wird deutlich, dass die Karte in erster Linie ein Dokument der biblischen Geographie ist, das sich auf die Gebiete der 12 Stämme der biblischen Zeit und auf die umliegenden Regionen erstreckt, so dass sie das gesamte Land Kanaan umfasst, das Abraham versprochen wurde.
Die Einbeziehung von Stätten des Neuen Testament und die Vorrangstellung von Kirchen und der Basilika des Heiligen Grabes (gebaut auf dem Felsen des Kalvarienberges und über dem Grab Jesu im Zentrum Jerusalems) offenbaren die Karte als eine christliche Darstellung der Heilsgeschichte in ihrem geographischen Rahmen. Daraus erklärt sich die Verwendung der Karte in der Kirche von Madaba." (Michele Piccirillo)

R. Warland wies darauf hin, dass an exponierter Stelle der Mosaik-Karte der übergeordnete Gedanke einer von Gott gesegneten Erde artikuliert ist. Gleich links neben Jerusalem erscheint ein Zitat aus dem Mosesegen: "Benjamin, the Lord covers him and here sted amongh is frontiers" (Deuteronomium 33:12). Und neben diesem steht noch stärker hervorgehoben in großer Schrift auf farbigem Grund der Segen für Joseph: "Joseph, God blessed you, with the benediction of the earth which sustains everything, and again by the benediction of God his earth" (Deuteronomium 33:13).

Die (nicht mehr vorhandene) Darstellung von Madaba befand sich im wichtigsten Segment des Mosaiks direkt vor der Kanzel, in einer Achse mit Jerusalem. Daraus lässt sich schließen, dass die Stadt selbst ein Thema des Kunstwerks gewesen ist, so wie man das auch aus anderen spätantiken Kirchenmosaiken kennt. In der Madaba-Karte ging es also auch um den "Zuspruch von Stabilität und Prosperität für die Stadt, die im Kopffeld des Erdenbildes dem Altarraum unmittelbar vorgelagert" (Rainer Warland) war und als integraler und besonders wichtiger Teil der biblischen Region wahrgenommen werden sollte.

Neben der Bibel selbst ist das Onomastikon des Eusebios die wichtigste Quelle für die Ortsbezeichnungen auf der Karte. Gut die Hälfte der biblischen Inschriften stimmen mit den im Onomastikon enthaltenen Ortsangaben und Auskünften wörtlich überein. Vielfach geht die Karte darüber hinaus. "One might even take the view that the Madaba map is but a 'revised edition' of the Onomasticon, illustrated and brought up to date by the addition of churches and pilgrim places that did not exist in Eusebius' time, and by the juxtaposition of additional sources for areas not covered by Eusebius, e.g. a map of the Egyptian Delta or a road map." (Leah Di Segni, in: The Madaba Map Centenary, p. 115)

Höchstwahrscheinlich hat dem oder den Mosaizisten der Madaba-Karte ein offzielles Kartenbild als Vorlage gedient. "The sites are ordered along a network of roads, in the manner of the Tabula Peutingeriana. The elongated composition of the Madaba Map, which runs from north to south inside the church, must come from a similar document. This explains the addition of stations such as the 4th and 9th milestones, and of other sites with no direct Biblical connection and, finally, of some vignettes without captions." (Michele Piccirillo)

Allerdings ist trotz punktueller Übereinstimmungen mit der Tabula Peutingeriana von Forschern bezweifelt worden, dass diese spätantike, in hochmittelalterlicher Kopie überlieferte Straßenkarte den Schöpfern der Madaba-Karte direkt vorgelegen haben könnte. (siehe Ekkehard Weber, in: The Madaba Map Centenary, S. 41)

In den frühen 1880er Jahren siedelten ca. 2000 christliche Araber aus Karak nach Madaba um, woher viele ihrer Vorfahren stammten. Trotz des Widerstands lokaler Stämme ließen sie sich in dem Areal nieder, das ihnen von den osmanischen Autoritäten auf Bitten des Patriarchen von Jerusalem zugewiesen worden war.

Nach den ersten schwierigen Jahren, als allen klar wurde, dass sie in Madaba bleiben würden, begannen sie, über permanente Bauten für ihre religiösen und pädagogischen Bedürfnisse nachzudenken, d.h. über eine Kirche und eine Schule. So wandten sie sich an ihren geistigen Führer, den griechisch-orthodoxen Patriarchen in Jerusalem. Nach osmanischem Recht wurde die Genehmigung für eine neue Kirche nur erteilt, wenn es an dieser Stelle schon zuvor eine gab.... In einem Dekret des Sultans Suleiman gegenüber dem Patriarchen von Jerusalem, Germanos (1537-1579), war festgelegt, dass die Christen nur dort Kirchen bauen dürfen, wo früher bereits welche gestanden haben, und sich an deren Grundriss halten müssen.

Als die Neuankömmlinge 1884 in der Ruine einer byzantinischen Kirche zu graben begannen, stießen sie auf ein farbiges Mosaik, das aber nicht ausgegraben wurde. Zwei Jahre später wurde von griechischen Mosaikinschriften berichtet, ohne das man gewusst hätte, wozu diese gehören.

Im Mai 1892 bewilligte die Heilige Synode den Antrag der Gemeinde Madaba für den Bau einer Kirche in dieser Stadt und bat bei der Regierung um die entsprechende Genehmigung. Unter anderem wegen Auseinandersetzungen mit Beduinen am Ort wurde die Genehmigung für den Bau erst Ende September 1894 erteilt. Geleitet vom Architekten des Patriarchats, Athanasios Andreakis, begannen 1894 die Arbeiten für den Neubau mit der Freilegung der Fundamente einer byzantinischen Kirche. Ursprünglich war die neue griechisch-orthodoxe Kirche dem Heiligen Jakobus gewidmet, genannt "Bruder Christi", dem ersten Bischof von Jerusalem, doch wurde sie als Kirche des Heiligen Georg bekannt.

Nachdem die Außenmauern und das Dach der neuen Kirche fertiggestellt waren, räumten Arbeiter im September / Oktober 1896 den Fußboden frei und entdeckten dabei die Madaba-Karte. Am 13. Dezember 1896 betrat Cleopas Koikylides, ein junger, an Archäologie interessierter Wissenschaftler, die Kirche, um im Auftrag des Patriarchats das Mosaik zu begutachten. Nachdem er es von Bauschutt und Dreck bereinigt hatte, war er über den außergewöhnlichen Fund erstaunt und erkannte sofort die Einzigartigkeit und außerordentliche Bedeutung einer so frühen Mosaikkarte des Heiligen Landes. Er nahm die Maße auf, machte eine genaue Skizze auf Millimeterpapier und kehrte voller Begeisterung nach Jerusalem zurück, wo er seinem Vorgesetzten einen Bericht vorlegte.

Im Januar 1897 ordnete das Patriarchat besondere Schutzmaßnahmen für das Mosaik an. Es schickte seinen qualifiziertesten Experten nach Madaba, Professor G. Arvanitakis von der Theologischen Hochschule des Heiligen Kreuzes, begleitet von Diakon Germanos, dem Vertreter des Patriachats in Madaba. Sie fertigten eine genaue Kopie der Mosaikkarte an.

Die Nachricht von der Entdeckung verbreitete sich schnell, und es begann ein Wettlauf zwischen den verschiedenen archäologischen Expeditionen in Jerusalem, um zu klären, wer als erster dieses wichtige Denkmal untersuchen und veröffentlichen würde.

Die letzte grundlegende Restaurierung der Mosaikkarte von Madaba wurde 1965 vom Deutschen Verein zur Erforschung Palastinas durchgeführt, vertreten durch Professor Herbert Donner von der Universität Göttingen sowie den Restauratoren Dr. Heinz Cuppers und Heinrich Brand.


Informationen und Zitate aus:
The Madaba Karte Centenary
© Übersetzung: Universes in Universe


Lage, Anfahrt:

Mosaikkarte von Madaba
Georgskirche
Kirche der Karte
King Talal St. 30
Madaba
Lage auf der Karte

Öffnungszeiten:
Sa, Mo - Do 8 - 18 Uhr
Fr 9:30 - 18 Uhr
So 10:30 - 18 Uhr
(schließt im Winter früher)
(Angabe ohne Gewähr, Zeiten können sich ändern)


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