Schmuggelfund
Glasbehälter mit aus Ravensbrück hinausgeschmuggelten Erschießungslisten, Gedichten und Dokumenten. Er wurde 1975 zwischen Burg Stargard und Neubrandenburg ausgegraben.
Unruhe (Niepokój)
Dieser Tag ist genauso wie Chopins „Unruhe“,
Vögel kreisen tief über die Erde.
Voller Unrast, Verjagt aus ihren Nestern.
Lauschen. Die Natur ist still.
Vorgewitterschwüle.
Vom Westen fließen tiefe, dunkle Wolken.
Am Himmel strömen aufeinander lenzliche Winde,
Lauernde Furcht im Herzen.
Sehnsucht... Sehnsucht.
Ich will auf aufgeweichten, weiten Wegen wandern,
Dem Windbrausen lauschen.
Den Lenzatem einfangen.
Tiefes empfinden. Stille der Liebe finden.
Ich geh... Find’ es nicht.
Andauernd hin und zurück.
Irgendwo weit hinter mir bleiben Bauernhütten.
Wolken zogen nach Osten. Und auf östlicher Seit’
Stehen vereinsamte, dunkle, geneigte Bäume.
Sie stehen in Wind und Still’.
Von Unruhe bewegt.
Grażyna Chrostowskas letztes Gedicht
Als Vermerk steht auf der letzten Seite der vier Blätter, die herausgeschmuggelt worden waren:
Grazyna Chrostowska, 20 Jahre alt, verhaftet am 2. Mai 1941 in Lublin, erschossen am 18. April 1942 in Ravensbrück. Wir schicken einen Teil ihrer Gedichte. Weitere versuchen wir ebenfalls auf diese Art zu schicken. Behaltet bitte diese Sachen im Gedächtnis oder im Original, weil Ihr seid Euch sicherlich im Klaren, welch großen Wert sie für uns darstellen. Ravensbrück 1943