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Sehnsüchte

Info / Kontext zu den Gedichtsauszügen

Im klagenden Dialog mit der eigenen Gefühlssituation erhält die Todesangst einen Namen. Es wird möglich, über das Benennen die Angst in die Form des Gedichts zu bannen. die im dichten stattfindende Wechselrede hat einen unmittelbaren therapeutischen Wert, denn das Ich tritt dabei in unmittelbaren Kontakt mit sich selbst und sucht nach kreativen Formen der Selbstbeschreibung. Die reale Situation konnte freilich nicht verändert werden. Im dichtenden Sprechen findet eine nach wie vor lebendige Sehnsucht ihren Ort des Ausdrucks. Die geschlossene Form des Gedichtes bewahrt die Sehnsucht nach Rettung wie in einem "Gefäß". Sie hilft dabei, den inneren Zustand einer tödlichen Erstarrung sowohl zu benennen als auch zu überwinden, indem die rufende Suche nach einem Gegenüber nicht aufgegeben wird. (C. Jaiser)

Verfasserinnen - Biografien

Grażyna Chrostowska

Polen, 1921 - 1942

Grażyna Chrostowska wurde am 21. Oktober 1921 in Lublin geboren. Bereits in der Schulzeit schreibt sie Gedichte und Kurzgeschichten. Nach dem deutschen Überfall auf Polen im September 1939 wird sie im Widerstand gegen die deutsche Besatzung, dem Polnischen Grenzverteidigungskorps (KOP), aktiv. Sie ist 19 Jahre alt, als sie am 8. Mai 1941 zusammen mit ihrem Vater die Gestapostelle (Gestapo: Geheimpolizei im Deutschen Reich) aufsucht, um ihre dort inhaftierte, zwei Jahre ältere Schwester Apolonia zu besuchen. Grażyna wird an Ort und Stelle verhaftet. Mit dem Lubliner Transport vom 12. September 1941 deportiert die Gestapo sie in das Konzentrationslager Ravensbrück. Dort bekommt sie die Häftlings-Nummer 7714 und muss in der Strohschuhflechterei arbeiten. Während des oft stundenlangen Appellstehens dichtet sie. Mithäftlinge lernen viele ihrer Texte auswendig, um sich von den Qualen abzulenken. Am 18. April 1942 erschießen Männer der SS (Schutzstaffel, wichtigste Terror- und Unterdrückungsorganisation der Nazis) Grażyna Chrostowska zusammen mit ihrer Schwester Apolonia und weiteren polnischen Frauen und Mädchen. Sie war 20 Jahre alt. Ihre Gedichte blieben erhalten, weil sie sie kurz vor ihrer Hinrichtung der Freundin Nina Iwanicka übergab, die sie aus Angst vor Entdeckung auswendig lernte und später in Frankreich auf Französisch herausgab.

Siehe auch ihr Gedicht: Die Fremde

Stefanie Kunke

Österreich

Stefanie Kunke, geb. Jelinek, (24.12.1908–14.2.1943), war Lehrerin und Dichterin in Wien und arbeitete zusammen mit ihrem Mann Hans Kunke im illegalen Zentralkomitee der Vereinigten Sozialistischen Partei. Sie verfasste ein Kinderbuch und schrieb Gedichte. Zwei Monate nach dem "Anschluss" Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich, am 20. Mai 1938, wurde das Ehepaar inhaftiert und ohne Gerichtsurteil in Konzentrationslager eingewiesen, Stefanie Kunke vorerst ins FrauenKZ Lichtenburg und, ab Mai 1939 ins Frauenkonzentrationslager Ravensbrück. Wegen Nichtmeldung einer strafbaren Handlung, die eine ihrer Stubenältesten verübte, bekam sie zur Strafe zwei Jahre Strafblock. Der Strafblock musste damals das Lager Ravensbrück erbauen. Im Frühjahr 1942 wurde sie nach Auschwitz deportiert. Über die Todesursache von Stefanie Kunke gibt es divergierende Angaben, sie lauten von Typhus bis zu Tod durch Erschlagen. Ihr Ehemann wurde am 30. Oktober 1940 im KZ Buchenwald erschossen.

Katarina Miklavova

Slowenien

Bekannt ist von Katarina Miklavova bislang nur, dass sie als Slowenin in Haderlap (Eisenkappel) geboren wurde und am 1.7.1944 in Ravensbrück gestorben ist. Das Gedicht "Zima 1944" ("Winter 1944") ist von ihr erhalten.

Charlotte Serre

Frankreich

Am 22. Januar 1944 wurde Charlotte Serre zusammen mit ihrem Mann (Charles Serre) verhaftet und zunächst in Fresnes und dann in Romainville interniert. Im Mai wurde sie nach Ravensbruck deportiert (n° 37 999), wo sie lange Zeit als sogenannte "Verfügbare" arbeiten musste (d.h. jeden Tag neu eingeteilt). Als sie am 5.4.1945 befreit wurde, wog sie 34 Kilogramm. Sie schrieb bereits im Lager Gedichte und veröffentlichte nach ihrer Rückkehr ein umfangreiches Werk mit Gedichten aus und nach der Lagerzeit sowie autobiographische Schriften.

Katja Spurova

Slowenien

Katja Spurova, geboren 1908 in Gornji Krapju, entstammt einer slowenischen Familie von Tagelöhnern, die von Gehöft zu Gehöft ziehen. Sie besucht verschiedene Schulen später Universitäten und erwirbt 1936 ein Diplom als Slawistin an der Philosophischen Fakultät in Ljubljana und ist in den folgenden Jahren journalistisch tätig. Wegen Teilnahme am slowenischen Volksbefreiungskampf, wird Katja Spurova verhaftet und im Januar 1944 nach Ravensbrück verschleppt, dann in das Außenlager Barth an der Ostsee, wo sie in den Heinkel-Flugzeugwerken Zwangsarbeit verrichten musste. Sie erlebt die Befreiung und konnte in ihre Heimat zurückkehren. Neben der Wiederaufnahme ihrer journalistischen Arbeit, mit der sie sich besonders für Menschenrechte engagiert, arbeitet sie beim Landwirtschaftsministerium. Sie befasste sich mit Fragen des sozialistischen Aufbaus. Im Laufe der Jahre veröffentlicht sie mehrere Werke, vorwiegend Lyrik.