Sehnsucht

Der Wind weht über die Ebene,
schwer, schwer sind unsere Fesseln,
Sonne, Heimat, Freiheit - glühende Träume,
doch das fremde Land - Eis auf dem Herzen ...

Katja Spurova, Slowenien

Die Natur ist still, Vorgewitterschwühle.
Vom Westen fließen tiefe, dunkle Wolken.
Am Himmel strömen aufeinander lenzliche Winde,
lauernde Furcht im Herzen. Sehnsucht ...
Sehnsucht.

Grazyna Chrostowska, Polen

Mein kleiner Liebling,
heute habe ich soviel Leid gesehen,
ja, soviele Seufzer,
daß ich einen Augenblick lang vergessen wollte
und für Dich diesen Brief geschrieben habe,
der nie abgeschickt werden wird...

unbekannte Belgierin

Bald werden Vögelchen zwitschern
und wunderschöne Lieder singen.
Oh Blümchen, Vögelchen! Wo seid ihr jetzt,
wo ist mein lieber Heimatort?

Katarina Niklavova, Slowenien

Gewiß, du poetisierst mich aus der Ferne,
siehst mich noch immer in der Blüte des Frühlings,
du weißt noch nicht, mein Liebster, daß ich jetzt
an den Schläfen graue Haare habe.

Unbekannte Französin

Meine sanften rosa Watteflocken
und anmutigen weißen Wolken,
was habt ihr mir Geschichten erzählt,
während des Appells im Lager ...
[...]
Doch in diesem Zuchthaus, wo mein Schmerz
in Hoffnungslosigkeit brüllt,
Wolke, warst du mein Schein,
in deinem Himmel sah ich Frankreich.

Charlotte Serre, Frankreich

Irgendwo
Ruhst du
Verklärt in Weisheit, von Schönheit umschützt.
Du träumst –
Fern von der Erde
Brennender Wirklichkeit –
Auf der die Menschheit in qualvollem Ringen
Schönerer Zukunft entgegengeht.

Stefanie Kunke, Österreich