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Info / Kontext zum Gedicht
Das Gedicht, dessen Verfasserin unbekannt ist, wurde von Lucyna Solka überliefert und von Iwka Kahlauch aus dem Polnischen übersetzt.
Zwischen August 1942 und August 1943 wurden in Ravenbrück eine Reihe von medizinischen Experimenten an insgesamt 74 jungen polnischen Mädchen und Frauen vorgenommen. Es ging dabei darum, Sulfonamide gegen Wundbrand sowie Transplantationen zu erforschen. Verantwortlich für die Eingriffe war Prof. Dr. Karl Gebhardt, assistierende Ärztin war Herta Oberheuser.
Den Polinnen wurden Glassplitter und andere Fremdkörper in die Beine eingepflanzt, Muskeln Teile von und Knochen herauspräpariert oder zertrümmert. 13 Frauen überlebten die Prozedur nicht, 6 weitere wurden von der SS gleich im Anschluß erschossen. Die anderen, "Króliki" (Kaninchen) genannten Operierten wurden von Mithäftlingen zu schützen versucht, indem diese ihnen eine falsche Identität beschafften, sie in Außenlagertransporte unterzubringen versuchten bzw. sie kurz vor der Befreiung des Lagers versteckten. Damit sollten auch die Beweise dieser Verbrechen gerettet werden. Die Frauen, die überlebten, waren oft schwer behindert und kämpften jahrzehntelang um wenigstens finanzielle Entschädigungsleistungen. (C. Jaiser)
1975 wurde Zwischen Burg Stargard und Neubrandenburg ein Glasbehälter mit Schriftstücken und Dokumenten aus dem Konzentrationslager Ravensbrück ausgegraben, die polnische Mädchen und Frauen unter Todesgefahr hinausgeschmuggelt hatten. Er enthielt auch eine tabellarische Auflistung der an 74 Polinnen vorgenommenen medizinischen Experimente.
Weitere informationen zum Schmuggelfund
Aus dem SS-Propagandaalbum, um 1941
Foto: Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück
Handarbeit/Geschenk
Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück
Signatur: V636D3
Aufnahme der Beine einer Frau aus Ravensbrück
Foto: Institut für Nationales Gedenken (Instytut Pamięci Narodowej), Warschau
Glückwunschkarte für Stefania Sieklucka
Ravensbrück, 1943
18,5 x 12,3 cm
Unabhängigkeitsmuseum, Warschau
Dr. phil. Constanze Jaiser
Literaturwissenschaftlerin und Theologin
Publikationen zum Thema, u.a.:
Poetische Zeugnisse. Gedichte aus dem Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück. Stuttgart/Weimar 2000
Europa im Kampf 1939-1944. Internationale Poesie aus dem Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück. Berlin 2009
Ein Schmuggelfund aus dem KZ – Erinnerung, Kunst und Menschenwürde. Berlin 2012
Maria (Maja) Berezowska
1898 Baranowicze - 1978 Warschau. Künstlerische Ausbildung in Sankt Petersburg, Krakau und München. 1918 heiratete sie den Maler und Bühnenbildner Kazimierz Grus. Das zentrale Thema ihrer Werke (erotische Grafiken) war bereits 1916 bei ihrer ersten Ausstellung in Kiew zu sehen. Erste Theaterarbeiten ab 1919 in Lemberg. Lebte von 1933 bis 1936 in Paris wo sie Karikaturen in der Tagespresse veröffentlichte. Wegen ihrer Hitler-Karikaturen wurde sie 1935 vom deutschen Botschafter in Paris angezeigt. 1936 kehrte sie nach Polen zurück, entwarf u.a. Kostüme von polnischen Revuestars. 1942 wurde sie verhaftet, in das KZ Ravensbrück verschleppt und dort wegen ihrer Karikaturen zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde jedoch nicht vollstreckt. Im KZ zeichnete Berezowska ihre Kameradinnen. Nach der Befreiung kam sie 1945 durch das Rote Kreuz nach Schweden. Dort konnte sie ihre Arbeiten aus der KZ-Zeit ausstellen. Im Juni 1946 kehrte sie nach Polen zurück, wo sie sich vor allem auf ihre Theaterarbeit konzentrierte.