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Käthe Leichter: An meine Brüder im Konzentrationslager

Info / Kontext zum Gedicht

Auszug aus dem einzigen von Käthe Leichter überlieferten Gedicht aus Ravensbrück.

Die sozialistische Journalistin und Widerstandskämpferin Käthe Leichter wurde Anfang 1940 ins Frauen-KZ Ravensbrück deportiert. Sie verfasste dort zahlreiche Gedichte, die sie ihren Mitgefangenen vortrug, aber aus Sicherheitsgründen nicht aufschrieb. Im Januar 1942 wurde sie zusammen mit vielen anderen, vor allem jüdischen Frauen nach Bernburg verschleppt und dort mit Gas ermordet.

Rosa Jochmann, die Ravensbrück überlebte, berichtet: "Wir duften mit Juden weder sprechen noch zusammenkommen, haben es aber trotzdem getan. Käthe Leichter veranstaltete im Block 11, dem jüdischen Block, am Sonntag literarische Nachmittage. Unter größten Vorsichtsmaßnahmen bescherte uns Käthe unvergessliche Stunden mit alten Freiheitsgedichten und Liedern, die uns der Hölle entrückten. Das Gedicht 'An meine Brüder', das von der jungen Kameradin Viktoria Fila auswendig gelernt wurde und so erhalten geblieben ist, stammt von Käthe Leichter." (Quelle: Mauthausen Komitee Österreich)

Verfasserin - Biografie

Käthe Leichter, geboren am 20.8.1895, studiert zunächst Staatswissenschaft in ihrer Heimatstadt Wien. Da sie dort als Frau nicht zu den Abschlussprüfungen zugelassen wird, wechselt sie im Herbst 1917 nach Heidelberg, wo sie sich einem Kreis aktiver sozialistischer Studenten anschließt und außerdem 1918/19 promoviert wird. Als Kriegsgegner und Sympathisanten der russischen Oktoberrevolution zu Aktionen in Deutschland aufrufen, weisen die deutschen Behörden Käthe Leichter aus Deutschland aus. Seit November 1918, nach Ausrufung der österreichischen Republik, ist sie aktiv in der Sozialdemokratischen Partei und engagiert sich besonders für die Rechte der arbeitenden Frauen. Als Jüdin und prominente Sozialistin ist sie nach dem Einmarsch der Deutschen in Österreich sehr gefährdet, kann sich jedoch wegen ihren Kindern und ihrer Mutter nicht entschließen, ihrem Mann ins Schweizer Exil zu folgen. Sie bereitet für alle die legale Ausreise vor, durch Gestapo-Spitzel wird jedoch ihr Plan verraten, und am 30.5.1938, dem geplanten Abreisetag, verhaftet die Gestapo ihre Mutter. Als diese Käthe Leichter telefonisch darüber informiert, eilt sie zu ihr und lässt sich ebenfalls verhaften. Ihre Söhne können durch die Hilfe von Freunden ins Exil gebracht werden. Verurteilt zu einer Gefängnisstrafe, wird sie im Januar 1940 nicht entlassen, sondern in das Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück verschleppt. Dort muss sie schwere Arbeiten im Straßenbau verrichten und Ziegelsteine auf Schiffen verladen. Sie ist auch hier, soweit möglich, politisch aktiv, organisiert illegale Feiern und schreibt gemeinsam mit Hertha Breuer ein Theaterstück. Im Rahmen der sogenannten Aktion 14 f 13 wird sie im Januar 1942 zusammen mit vielen anderen, vor allem jüdischen Frauen nach Bernburg verschleppt und dort mit Gas ermordet. (C. Jaiser)