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Info / Kontext zum Gedicht
Hier erscheint der täglich mehrmals stattfindende Appell als eine besondere Kollektivstrafe, etwa als Maßnahme für einen Fluchtversuch. Noch quälender als das stundenlange Stehen, bei dem die Beine anschwollen und viele Frauen in Ohnmacht vielen, war für die Verfasserin, dass das SS-Personal den tot Zusammengebrochenen mit Füßen ins Gesicht trat. Damit raubten sie den Toten, aber auch den noch lebenden Frauen den letzten Rest an menschlicher Würde. (C. Jaiser)
Les pires parmi les pires: Les N.N.
Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück
Signatur: V813-12E1
Gewalttätigkeit. Pflauma sortiert mit ihrem Gurt für den Transport
März 1945
Photo: Musée de l'Armée, Paris
Winter-Appell
1941-1945
Gedenkstätte Theresienstadt (Památník Terezín)
Aufmarsch am Morgen nach dem Appell vor der Lagerleitung (die älteren Frauen gehen zurück zum Strickblock, die jungen, zur Arbeit) , 1945-47
Musée de la Résistance et de la Déportation, Besançon
Arbeitsappell, 1945-47
Musée de la Résistance et de la Déportation, Besançon
Morgenappell, 1945-47
Musée de la Résistance et de la Déportation, Besançon
Das Frauen-KZ Ravensbrück und Umgebung
Ravensbrück - 150 000 femmes en enfer
France Audoul kopierte eine Karte des Lagers aus einem Nazi-Dokument, das sie heimlich konsultierte.
Dr. phil. Constanze Jaiser
Literaturwissenschaftlerin und Theologin
Publikationen zum Thema, u.a.:
Poetische Zeugnisse. Gedichte aus dem Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück. Stuttgart/Weimar 2000
Europa im Kampf 1939-1944. Internationale Poesie aus dem Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück. Berlin 2009
Ein Schmuggelfund aus dem KZ – Erinnerung, Kunst und Menschenwürde. Berlin 2012
Violette Lecoq
1912 - 2003 Frankreich. Arbeitete ab 1939 beim Roten Kreuz als Krankenschwester. Sie war im französischen Widerstand aktiv und verhalf französischen Soldaten zur Flucht, wurde jedoch verraten und von der Gestapo verhaftet. 1943 kam sie ins KZ Ravensbrück. Man setzte sie als Krankenschwester im Tbc-Block ein, weil sie die deutsche Sprache beherrschte. Im April 1945 wurde sie vom Schwedischen Rote Kreuz evakuiert. Die Zeichnungen, die sie im KZ angefertigt hatte, waren nach dem Krieg als Beweismaterial vor Gericht zugelassen, zum Beispiel 1946/47 im Hamburger Ravensbrück-Prozess gegen Angehörige des Wachpersonals.
Jeanne Letourneau
1895 - 1979 Angers, Frankreich. Studierte Kunst in Paris und arbeitete dann als Zeichenlehrerin an einer Mädchenschule in Angers. Jeanne Letourneau wurde am 13. März 1943 verhaftet und als "politischer" Häftling nach Ravensbrück deportiert. Im Februar 1945 verlegte man sie in das Außenlager Rechlin und 1945 kurz vor der Befreiung wieder zurück nach Ravensbrück. "Ich wog 33 Kilogramm und war 80 Jahre alt", schrieb sie über ihren körperlichen Zustand zum Zeitpunkt ihrer Befreiung. Nach ihrer Rückkehr verfasste sie einen Bericht über die Zeit im KZ Ravensbrück, den sie durch ihre Zeichnungen begleitete. Bis 1955 unterrichtete sie wieder am Gymnasium von Angers.
Nina Jirsíková-Gurska
1910 - 1979. Tänzerin, Kostümbildnerin und Choreographin am Theater in Prag. Nach dem Ballettstück "Das Märchen vom Tanz", das die deutschen Besatzer 1941 als Provokation empfanden, wurde das Theater geschlossen und Nina Jirsíková verhaftet. Sie wurde nach Ravensbrück deportiert und musste dort in der Kürschnerei und im SiemensWerk arbeiten. Im Lager zeichnete Nina Jirsíková satirische Skizzen und sogar ein Modejournal, das den Lebenswillen der weiblichen Häftlinge stärken sollte. Auch tanzte sie heimlich und inszenierte Aufführungen und Theaterstücke. Nach 1945 kehrte sie nach Prag zurück und arbeitete wieder am Theater.
Felicie Mertens
Geb. 1911, Belgierin, stammt aus einer Arbeiterfamilie. Bei ihrer Verhaftung und Deportation ins KZ Ravensbrück musste sie ihre Tochter Yvette zurücklassen. Im Lager fertigte sie Zeichnungen an und verfasste Gedichte. Die schwer herzkranke Felicie Mertens fand in der Klempnerkolonne Schutz. Charlotte Müller und andere dort arbeitende Frauen setzten sich für sie ein und halfen, ihr Heft mit Zeichnungen zu verstecken. Neben den beiden in der Sammlung "Europa u boji" enthaltenen Gedichten aus der Lagerzeit gibt es in der Bibliothek der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück ein später herausgegebenes Heft mit Gedichten und Zeichnungen von ihr, die nach ihrer Befreiung aus dem Konzentrationslager entstanden sind.
Suzanne Emmer-Besniée
Geb. 1885 in Paris. Ab 1909 stellte sie im Salon de la Société Nationale des Beaux-Arts ausstellte. 1923 heiratete sie den Architekten Maurice Besniée, der 1938 starb. Ihr Sohn Jean Besniée schloss sich 1940 der Widerstandsbewegung an. Im Juli 1943 wurden er und auch Suzanne Emmer-Besniée verhaftet, da sie sich anscheinend in der Hoffnung, ihren Sohn zu retten, selbst denunziert hatte. Im Januar 1944 wurde sie nach Ravensbrück deportiert. Sie war 59 Jahre alt (Nr. 27335). Ihr Sohn verstarb im März 1944 im Alter von 20 Jahren an den Folgen der Folterungen, noch bevor er im KZ Buchenwald eintraf. Trotz ihres bereits fortgeschrittenen Alters kam Suzanne Emmer-Besniée 1945 ins Außenlager Rechlin, wo sie bei schweren Erdarbeiten eingesetzt wurde. Bei ihrer Befreiung war sie körperlich vollkommen erschöpft, wog etwa 30 Kilo und hatte geschwollene Beine. Kurz darauf dokumentierte sie ihre schrecklichen Erlebnisse in kraftvollen Zeichnungen. Nach dem Krieg nahm sie ihr Leben im Atelier wieder auf, wo sie Zeichenunterricht gab. Sie starb 1973 in Paris.
France Audoul
1894 -1977. Francine Jeanne Etiennette Audoul-Martinon stammt aus Lyon, wo sie an der École des Beaux-Arts studierte. Als Mitglied der Résistance wurde sie nach Ravensbrück deportiert (Nr. F 27.933). Mit gestohlenen Papierschnipsel und Bleistiften konnte sie 32 Skizzen aus dem Lagerleben und Porträts anfertigen, die sie mit Hilfe einiger Freundinnen verstecken und nach der Befreiung nach Frankreich mitnehmen konnte. Nach 1945 nahm sie ihre künstlerische Tätigkeit wieder auf und beteiligte sich an zahlreichen Ausstellungen. 1966 wurden die Lagerzeichnungen in dem Buch Ravensbrück - 150 000 femmes en enfer veröffentlicht.