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Maria Rutkowska: Sie beraubten uns... (1942)

Info / Kontext zum Gedicht

Der Eintritt in das Lagersystem bedeutete für die Ankommenden einen alptraumhaften Identitätsverlust. Wille und persönliche Integrität sollten durch eine totale körperliche und emotionale Unterwerfung gebrochen werden. Am Ende der entwürdigenden Aufnahmeprozedur erkannten sich die Frauen selbst und untereinander nicht wieder. Diese traumatischen Schockerfahrungen machten gerade die ersten Tage und Wochen zu einer lebensgefährlichen Zeit, in der die Frauen für Krankheiten und für Selbstmordgedanken sehr anfällig waren. (C. Jaiser)

Verfasserin - Biografie

Maria Rutkowska

Maria Rutkowska wurde 1910 in Gidle bei Częstochowa geboren. Sie besucht eine Pensionatsschule in Warschau. Nach eigenen Aussagen wird sie in einer sehr gläubigen und patriotischen Atmosphäre erzogen, was ihre spätere Haltung im Lager prägt. Nach dem Abitur studiert sie Ökonomie in Warschau. 1934 heiratet sie ihren ersten Mann, Tadeusz Rutkowski, mit dem sie eine Tochter, Elżbieta, hat.

Maria Rutkowska wird Journalistin und kämpft schon vor 1939 mit Reportagen in Polen gegen das Naziregime und den italienischen Faschismus. Nach ihrer Rückkehr aus Rom Anfang September 1939 beteiligt sie sich an der Zivilverteidigung Warschaus.

Sie wird am 20. Juni 1941 vermutlich wegen ihrer Artikel aus Italien und eines verschlüsselten Briefes vor den Augen ihrer Tochter verhaftet und im Gefängnis Częstochowa festgehalten. Angeklagt der „Konspiration“ wird sie genau ein Jahr später mit einem Transport aus Radom ins KZ Ravensbrück deportiert und ab Juli 1943 an das Außenlager Neubrandenburg überstellt. Sie und ihre Mithäftlinge müssen dort für die Mechanische Werkstätten GmbH Teile für die V1- und V2-Raketen sowie für Flugzeuge herstellen.

Mitte 1944 wird sie in das Außenlager Waldbau bei Neubrandenburg verlegt. In den Jahren 1944 und 1945 müssen dort für dieselbe Firma etwa 7.000 Frauen aus dem KZ Ravensbrück beim Bau unterirdischer Fabrikationshallen und in der Produktion Zwangsarbeit leisten. Maria Rutkowska beteiligt sich in dieser Zeit am heimlich im Lager organisierten Unterricht als Lehrerin für Geschichte und polnische Literatur. Während der Auflösung des Lagers gelingt ihr die Flucht.

Am 15. Mai 1945 kehrt sie in die Heimat zurück. Sie erfährt, dass ihr drei Jahre nach ihr verhafteter Mann, Tadeusz Rutkowski, im KZ Groß-Rosen erschossen wurde. Nach Kriegsende gibt sie ihren journalistischen Beruf auf und arbeitet als Ökonomin im Bauwesen. Maria Rutkowska verstirbt im September 1999 in Katowice. (C. Jaiser)

Foto: Polnische Frauen in Ravensbrück (polkiwravensbruck.pl)

Text in Originalsprache


Veröffentlicht in: Winska, Urszula: Zwyciezyly wartosci
[Die Werte siegten]. Gdansk 1985

Bilder und Dokumente

Nina Jirsíková

Häftling Ravensbrück
Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück
Signatur: V778E1

Biografische Angaben

Violette Lecoq

Dénuement
Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück
Signatur: V814-19E1

Biografische Angaben

France Audoul

Beraubt und geschoren
Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück

Biografische Angaben

Nina Jirsíková

To není to orientální tanec, undatiert
Buntstift auf Papier
Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück
Signatur: V776BE1

Darstellung einer Läusekontrolle mit dem ironischen Kommentar: "Das ist kein orientalischer Tanz/kein Bauchtanz."

Biografische Angaben

Unbekannt

Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück
Signatur: V777bE1

Violette Lecoq

Les âmes n'y sont plus (Detail)
Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück

Biografische Angaben

Elsbeth Zedner

Ankunft im Lager
November 1941
Archivfoto
Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück

Kennzeichen

Identifikationsnummer eines Häftlings im Konzentrationslager
Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück
Signatur: V387B3