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Info / Kontext zum Gedicht
Läuse breiteten sich im KZ aufgrund der Enge und der katastrophalen hygienischen Bedingungen unaufhaltsam aus. Sie waren gefährlich, weil sie Typhus übertrugen. Mit dem täglichen Ritual, sich (gegenseitig) am Körper und in den Kleidersäumen nach Läusen abzusuchen, bemühten sich die Frauen, diese Plage wenigstens notdürftig einzudämmen. Oft half allerdings nur Galgenhumor.
Diese Form des Umgangs mit den Ungeheuerlichkeiten des KZ-Alltags hatte eine enorm wichtige Ventilfunktion. Das Lachen kann angesehen werden als ein körperlicher Vorgang - eine Anspannung der Muskeln, ein Schütteln, eine Erschütterung des Körpers -, bei dem in einer Art Analogiebildung ein Ausgleich zur Katastrophe, eine Art Gegenbann, geschaffen wird. (C. Jaiser)
Mädchen sich kratzend
Gedenkstätte Ravensbrück
Signatur: V837E2
Untersuchung nach Läusen
Gedenkstätte Ravensbrück
Signatur: V784E1
Gedenkstätte Ravensbrück
Signatur: V153B1
Dr. phil. Constanze Jaiser
Literaturwissenschaftlerin und Theologin
Publikationen zum Thema, u.a.:
Poetische Zeugnisse. Gedichte aus dem Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück. Stuttgart/Weimar 2000
Europa im Kampf 1939-1944. Internationale Poesie aus dem Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück. Berlin 2009
Ein Schmuggelfund aus dem KZ – Erinnerung, Kunst und Menschenwürde. Berlin 2012
Nina Jirsíková-Gurska
1910 - 1979. Tänzerin, Kostümbildnerin und Choreographin am Theater in Prag. Nach dem Ballettstück "Das Märchen vom Tanz", das die deutschen Besatzer 1941 als Provokation empfanden, wurde das Theater geschlossen und Nina Jirsíková verhaftet. Sie wurde nach Ravensbrück deportiert und musste dort in der Kürschnerei und im SiemensWerk arbeiten. Im Lager zeichnete Nina Jirsíková satirische Skizzen und sogar ein Modejournal, das den Lebenswillen der weiblichen Häftlinge stärken sollte. Auch tanzte sie heimlich und inszenierte Aufführungen und Theaterstücke. Nach 1945 kehrte sie nach Prag zurück und arbeitete wieder am Theater.
Maria Hiszpańska-Neumann
1917 - 1980 Warschau. Studierte an der Akademie der Schönen Künste Warschau. Die Gestapo verhaftete sie am 19. April 1941 und deportierte sie ein Jahr später in das KZ Ravensbrück. Dort bekam sie die Häftlings-Nummer 10219 und musste Zwangsarbeit leisten. Im KZ Ravensbrück fertigte Maria Hiszpańska über 400 Zeichnungen an. Die meisten gingen verloren oder mussten vernichtet werden, damit die SS sie nicht findet. 1943 wurde Maria Hiszpańska nach Neubrandenburg in ein Außenlager des KZ Ravensbrück verlegt, wo sie in der Rüstungsfabrik „Mechanische Werkstätten“ Teile für Militärflugzeuge herstellen musste. Sie überlebte den Krieg und kehrte nach Warschau zurück. Dort nahm sie ihre künstlerische Arbeit wieder auf, arbeitete als Grafikerin und gestaltete Wandbilder in Kirchen.
Jadwiga Simon-Pietkiewicz
1909 - 1955, polnische Malerin und Zeichnerin. Ausbildung an der Akademie der Bildenden Künste in Warschau. Vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs hatte sie Einzelausstellungen in Warschau und beteiligte sich an internationalen Ausstellungen in Amsterdam, Paris, New York und Kopenhagen. Während der deutschen Besatzung Polens war sie im Untergrund aktiv. Die Nazis verhafteten sie 1941 und steckten sie einige Monate lang ins Gefängnis, bevor man sie in das KZ Ravensbrück verlegte, aus dem sie bei Kriegsende nach Schweden gerettet wurde. Zusammen mit Maja Berezowska und Kusmievkowa stellte sie 1946 im Malmöer Museum Zeichnungen aus, die sie während ihrer Zeit als KZ-Häftling angefertigt hatte. Diese Zeichnungen entstanden unter größter Geheimhaltung in der Typhuskaserne mit heimlich beiseite geschafften Bleistiften, Buntstiften und Papier. Sie starb nach langer unheilbarer Krankheit, die eine Folge ihrer Haft im Lager war.