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exp. 3: Archive berühren. Sinthujan Varatharajah – Osías Yanov

Das Projekt im temporären Raum c/o ExRotaprint in Berlin-Wedding wird am 28. Mai 2020 wiedereröffnet und bis zum 25. Juli 2020 verlängert. Der Eintritt ist frei, doch die zulässige Gesamtzahl der Besucher*innen in der Ausstellung ist begrenzt. Deshalb sind bis auf Weiteres ausschließlich Tickets mit Zeitfenster von je einer Stunde buchbar.

3. Teil der drei Programme als Auftakt der 11. Berlin Biennale im ExRotaprint-Komplex in Berlin-Wedding.

Über exp. 3  

Adresse, Öffnungszeiten  


exp. 3: Archive berühren. Sinthujan Varatharajah – Osías Yanov

Sinthujan Varatharajah und Osías Yanov untersuchen die verschiedenen Spuren des Körpers und die Abdrücke seiner kollektiven Geografien. Ihre Beiträge konzentrieren sich auf die Hindernisse und Objekte, die uns voneinander trennen, die aber gelegentlich durchlässig werden und es den Körpern erlauben, sich aneinander zu reiben, sich hindurchzuschieben und in Bewegung zu bleiben. Wie können wir Körper als Behältnis historischer und sinnlicher Erinnerungen, Körper an und für sich als Grenzen verstehen?

Als Forscher baut Varatharajah ein Archiv lebendiger Erinnerung auf. Yanov ist ein Künstler, der den Körper untersucht und ihn zu einer Quelle archaischer Bedeutung macht. Es geht dabei nicht nur darum, unterschiedliche Wege und verloren gegangene Reisen zu rekonstruieren, sondern auch um Möglichkeiten, den zukünftigen Erinnerungen von uns selbst eine Form zu geben.

Der Forscher, Essayist und politische Geograf Sinthujan Varatharajah untersucht kritisch die Folgen der antitamilischen Pogrome und Unruhen in Sri Lanka im Jahr 1983 – und die darauffolgenden Kriege und Völkermorde. Sie führten Hunderttausende Tamil*innen ins Exil. Für diejenigen, die nach Europa auswanderten, wurde das geteilte Berlin zum persönlichen Eingangstor.

Die Berliner Mauer spielte eine heute kaum noch bekannte, zu jener Zeit aber wichtige Rolle als Zugang und Transitpunkt, der vielen Geflüchteten aus der damaligen „Dritten Welt“ als Schlupfloch zum Überleben diente. Ein besonderes Abkommen zwischen Ost- und Westdeutschland ermöglichte es ihnen, über die DDR in den Westen einzureisen. In den 1980er-Jahren wurden die politischen Risse in den Mauern des geteilten Deutschlands zu einer Lebensader für die Tamil*innen.

Diese spezifische Geschichte der Mauer ist der Ausgangspunkt für Varatharajahs Untersuchungen zu physischen und kulturellen Grenzen und den Erinnerungen an die Vertreibung dieser Gemeinschaft. Im Ausstellungsraum auf dem ExRotaprint-Gelände sind verschiedene Spuren jener Transitrouten zu sehen, wie zum Beispiel mündliche Überlieferungen, Zeitungsausschnitte, Fotografien, Karten und andere gesammelte Materialien. Zusammen bilden sie ein lebendiges Archiv, das sich mit Fragen zu Flüchtlingslagern, Staatenlosigkeit und räumlicher Macht auseinandersetzt und Vertriebene und ihre unerzählten Geschichten ans Licht bringt.

Osías Yanov ist ein multidisziplinär arbeitender Künstler und Pädagoge. Seine Projekte umfassen Performances, Events, Installationen, Zeichnungen, Skulpturen und Videos. Als Künstler performativer Aktionen greift er auf kulturelle Objekte und Erinnerungen zurück, die beeinflussen, wie unsere Körper in der Welt und miteinander agieren. Das archaische und instinktive Wissen, das wir in uns tragen, ist ein Schwerpunkt seiner Arbeit. In ihr zeigt er auf, wie wir dieses in uns verkörperte Archiv in der täglichen Interaktion nutzen und erweitern.

Ein zentrales Element seines Beitrags ist der Löffel als Alltagsgegenstand: Indem er verschiedene Prozesse des Gruppenspiels untersucht und dabei dieses für Mund, Körper und Zunge sinnlich bedeutsame Objekt einbezieht, feiert er den Löffel als Symbol für die Durchlässigkeit des Körpers. Der Künstler beschäftigt sich mit dem Objekt als Werkzeug der „Resensibilisierung“, als ein Gerät, das zum Füttern verwendet wird oder um sich gegenseitig Dinge in den Mund zu stecken – und das auch zur Beschreibung von sich aneinanderschmiegenden Körpern verwendet wird.

In einer eindringlichen, sanft in farbiges Licht getauchten Installation werden aus dem Löffel skulpturale Objekte konstruiert: tischähnliche Gebilde und eine Uhr sowie vom Boden bis zur Decke reichende Säulen. Die niedrigen Tische sind mit einer dicken Salzschicht bedeckt (Salz gilt als traditionelle Heilsubstanz, die für ihre Fähigkeit bekannt ist, emotionale Stimmungen zu regulieren, schlechte Energien zu reinigen und Wunden zu heilen) – eine Landschaft, die die Besucher*innen einlädt, mit den Fingern darin zu zeichnen, oder die vom Künstler genutzt wird, um Körper zu choreografieren. Die Löffel werden in Exkursionen, die Yanov in der Umgebung von Wedding und an anderen Orten in der Stadt durchführt, als Bekleidung oder Accessoires verwendet.

Als Teil seines künstlerischen Projektes hielt er sich in einer FKK-Kolonie in der argentinischen Stadt Córdoba auf. Yanov benutzt in seiner queeren (cuir) Praxis des ser con el otre [miteinander sein] das Spiel und die Sprache der sich bewegenden Körper, um Stereotype und andere Festschreibungen auseinanderzunehmen.

(Aus Informationen der Berlin Biennale)

Adresse, Öffnungszeiten

11. Berlin Biennale, c/o ExRotaprint
Bornemannstraße 9
13357 Berlin
Lage auf der Karte

Öffnungszeiten:
Do - Sa 14 - 19 Uhr
So - Mi geschlossen
Eintritt frei
Barrierefrei


Berlin Biennale 2020

5. September - 1. November 2020
an vier Orten in Berlin

Der Riss beginnt im Inneren

Kurator*innen:
María Berríos, Renata Cervetto, Lisette Lagnado, Agustín Pérez Rubio

Mehr als 75 Beteiligte

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