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Zarina Bhimji
* 1963 Mbarara, Uganda. Lebt in London, Vereinigtes Königreich.
siehe die Biographie
Waiting. 2007
35mm Film transferiert auf HD,
Dolby 5.1 Sound, 7:45 Min
Als Fotografin und Filmemacherin verwendet Zarina Bhimji eine poetische Bildersprache, die sich einer vielschichtigen Metaphorik bedient, und lotet damit Themen wie Geschichte und Erinnerung insbesondere im postkolonialen Afrika und Europa aus.
Für die Filminstallation Waiting (2007) hat sie sich eingehend mit der Kolonialgeschichte beschäftigt, die zwar nicht direkt in der filmischen Arbeit sichtbar wird, sie aber dennoch wie eine Grundmelodie begleitet. Zarina Bhimji hat in der Nähe von Mombasa in Kenia Sisal verarbeitende Fabriken besucht und gefilmt, die teilweise noch aus der Kolonialzeit stammen. Die Schönheit der Architektur, das helle, heiße Licht, die gleichzeitig beinahe lähmende Atmosphäre, die kleinen Luftbewegungen und die sensiblen Details der Farben, Wände und Werkzeuge fokussieren den Blick des Betrachters auf die Schönheit des Materials, das für Seile, Taue, Säcke und Teppiche verwendet wird. In den 1890er Jahren von Deutschen in den deutschen Kolonien Ostafrikas eingeführt, wird es bis heute auf Plantagen angebaut. Die Künstlerin spricht die Betrachter durch Bild und Ton auf sehr emotionaler Ebene an und führt präzise, zugleich jedoch mit unergründlich schönen Bildern die katastrophalen Produktionsbedingungen vor Augen, die bis heute bestehen.
Die Schönheit der Farben und die Textur des Sisals wecken Erinnerungen an Haare und verleihen dem Material etwas Lebendiges, das durch die besonders langsame Kameraführung und das Licht eine abstrakte Qualität bekommt. Die Szenen sind wie in einem Stillleben eingefangen, in dem die Menschen abwesend sind und nur das Sisal, das Licht und die Objekte den Film bestimmen. Die Kraft von Bhimjis Arbeit liegt in der betörenden, sinnlich-verführerischen Bildlichkeit, die mit der tragisch-melancholischen Traurigkeit von belasteter Historie verknüpft ist. Der Rhythmus der Maschinen mischt sich mit dem unabhängig entstandenen und doch so zentralen Element des Soundtracks zu intensiven Erzählungen. Untereinander verkettete Ereignisse entfalten sich, mit denen die Künstlerin das Schattenreich des "Unsichtbaren" betritt, das Feld, auf dem Afrika und Europa jeweils gegenseitig ihre Identitäten für Jahrzehnte bestimmt haben und noch immer bestimmen.
(Aus Texten des Veranstalters)
Hamburger Bahnhof -
Museum for Contemporary Art - Berlin
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