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Der erste Preis für aktuelle Kunst in der Türkei. Fototour durch die Ausstellung der 13 Finalisten in der Hasköy Garnfarbrik in Istanbul und Einführung.
Von Öykü Özsoy | Dez 2012Da es der Kunst, insbesondere der zeitgenössischen, in der Türkei an öffentlicher Unterstützung mangelt, entsteht ein Kunstklima, das durch Unternehmenssponsoring und Kunst- bzw. Kulturinvestment von Industriellenfamilien geprägt ist. Diese Art der Förderung birgt das Risiko in sich, durch die Interessen der Sponsoren / Mäzene / Institutionen eingeschränkt zu sein oder dass Kunst nur als reine Marketingstrategie der PR Abteilungen von Firmen benutzt wird. In diesem Kontext könnten solche grundlegende Fragen leicht übersehen werden: "Was geschieht hier eigentlich? Welche Art künstlerischer Produktion wird geschaffen? Welches sind die Prioritäten für Künstler?"
Die aktuelle Kunstszene Istanbuls mit ihrer wachsenden Anziehungskraft in der internationalen Arena und die Dynamik und Investitionen in diesem Bereich führen dazu, dass Jahr für Jahr mehr internationale Galerien, Kunstmessen und Sammler in die Stadt kommen. Die in einem derart verwirrenden Tempo öffnenden und schließenden Ausstellungen und Messen ziehen das Kunstpublikum in eine Art Sog.
Die Kunsträume/Medien, in denen in der Türkei lebende Künstler ihre Werke ausstellen können, haben sich in den letzten Jahren vervielfacht. Dennoch brauchen sie Unterstützung, um neue Kunstprojekte / Werke realisieren und eine Nachhaltigkeit ihres Schaffens absichern zu können, damit sie in der Lage sind, sich auch riskanten Projekten zu widmen, die möglicherweise unverkäuflich sind, aber einen wesentlichen Beitrag zur Wissensproduktion bedeuten.
Der in diesem Jahr von der AR Unternehmensgruppe ins Leben gerufene FULL Art Prize trägt dieser dringenden Notwendigkeit Rechnung und legt den Schwerpunkt auf Wachstum und Fortschritt zeitgenössischer Kunst in der Türkei sowie die Entdeckung und Förderung neu entstehender Ausdrucksformen für die lokale und globale Kunstwelt. Der FULL Art Prize ist offen für Künstlerinnen und Künstler unter 40 Jahren, die Bürger der Türkei sind oder aus anderen Ländern kommen und schon über zwei Jahre in der Türkei leben. Damit wird das Ziel verfolgt, Künstler zu entdecken, in größere Segmente der Gesellschaft einzuführen und ihr Schaffen langfristig zu unterstützen.
Statt eines Nominierungsprozesses gab es für den FULL Art Prize eine offene Ausschreibung. Von Januar 2012 an konnten drei Monate lang direkt über die FAP Website Bewerbungen mit maximal 10 Werken bzw. Projekten, die in den letzten fünf Jahren entstanden sind, eingereicht werden. Somit wurde die Entwicklung der künstlerischen Produktion in diesen fünf Jahren von der Jury ganzheitlich bewertet. Darüberhinaus bemühte sich die Initiative durch direkte Kontakte zu Kunstfakultäten und -institutionen in verschiedenen Städten sowie Atelierbesuche um ein Maximum an Breitenwirkung.
In die Jury sind prominente Fachleute aus verschiedenen Bereichen des Kunstgeschehens berufen worden. Sie wird jährlich neu zusammengesetzt und bestand in diesem Jahr aus Evrim Altuğ (Journalist, Kritiker), Gülsün Karamustafa (Künstlerin), Vasıf Kortun (SALT, Direktor für Forschung und Programme), Bige Örer (İKSV, Direktorin der Istanbul Biennale), Agah Uğur (Sammler, CEO der Borusan Holding) und Hüseyin Arslan (FULL, Vorstandsvorsitzender der AR Gruppe). Da unter den 300 Einreichungen sehr inspirierende Projekte waren, beschloss die Jury während des Evaluierungstreffens, die Regeln zu erweitern, und wählte für die Endrunde des Preises statt der ursprünglich vorgesehenen 10 Finalisten letztendlich 13 aus.
Bei dieser ersten Edition wurde der Hauptpreis auf zwei Künstlerinnen aufgesplittet: Aslı Çavuşoğlu und Işıl Eğrikavuk. Sie teilen sich den Großen Preis in Höhe von 25.000 TL (Türkische Lira, knapp 11.000 Euro). Die Portfolios der 13 Finalisten sind drei Monate lang auf der Website öffentlich zugänglich gewesen, und deren Besucher waren aufgefordert, ihre Stimme für einen eigenen Kandidaten abzugeben. Der auf diese Weise vom Publikum gekürte Preisträger, Cengiz Tekin, erhielt den Förderpreis in Höhe von 5.000 TL.
Für die Ausstellung aus Anlass des ersten FULL Kunstpreises produzierten die Finalisten entweder komplett neue Werke oder verwirklichten bislang nicht realisierte Projekte aus ihren Portfolios. Die von der AR Unternehmensgruppe geförderten Projekte wurden in der von Öykü Özsoy kuratierten Ausstellung "sevennovembertwothousandtwelve" in der ehemaligen Hasköy Garnfabrik gezeigt. Der begleitende Katalog dokumentiert die Werke und enthält Interviews mit den Teilnehmern.
Neben dem Erreichen von Künstlern durch jährliche Ausschreibungen sowie ihrer Unterstützung, Motivation und neuen Angeboten ist der Aufbau einer Online-Datenbank ein weiteres Unterfangen des FULL Art Prize. Wenn das erforderliche Einverständnis derjenigen Künstler vorliegt, die ihre Bewerbungen in diesem ersten Jahr einreichten, wird den Kunstfreunden im In- und Ausland eine visuelle Datenbank zur Verfügung gestellt. Das Archiv soll jedes Jahr durch die neuen Einreichungen erweitert werden.
>> sevennovembertwothousandtwelve
Fototour durch die Ausstellung
von Werken der 13 Finalisten:
Alper Aydın
Aslı Çavuşoğlu
Burak Delier
Elmas Deniz
Işıl Eğrikavuk
Özgür Erkök
Mehmet Fahracı
Zeren Göktan
Borga Kantürk
Tayfun Serttaş
Serkan Taycan
Cengiz Tekin
Gözde Türkkan
Öykü Özsoy
Projektleiterin des FULL Art Prize, Istanbul, Türkei.
sevennovembertwothousandtwelve
Ausstellung von Werken der 13 Finalisten
Kuratorin: Öykü Özsoy
7. November - 5. Dezember 2012
Hasköy Garnfarbrik
Kırmızı Minare Sokak, 7-11
Piri Paşa Mh., Beyoğlu
34445 İstanbul
FULL Art Prize 2012
Der erste Preis für aktuelle Kunst in der Türkei
Großer Preis, geteilt:
Aslı Çavuşoğlu und Işıl Eğrikavuk
Förderpreis: Cengiz Tekin
Weitere Infos, Kontakt: