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Elf Künstler reflektieren über die Rolle der Van Loons in der holländischen Ostindien-Kompanie. Museum Van Loon, Amsterdam; Kurator: Thomas Berghuis.
Nov 2013Der Ausgangspunkt von Suspended Histories ist die Verbindung der Familie Van Loon mit der Niederländischen Ostindien-Kompanie (VOC) im siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert. Willem van Loon war 1602 Mitbegründer der VOC, und über viele Generationen hinweg hatten Angehörige der Familie hohe Posten innerhalb der Kompanie inne. Für diese Ausstellung lud das Museum Van Loon Thomas Berghuis als Gastkurator ein. Er ist Forscher und Spezialist für asiatische Kunst und wurde vor kurzem zum Robert H. N. Ho Family Foundation Kurator für Chinesische Kunst am Solomon R. Guggenheim Museum in New York ernannt. Seine besondere Kompetenz liegt in zeitgenössischer asiatischer Kunst, asiatischer Moderne und postkolonialen Bedingungen von Kunst und Kultur im Verhältnis zu Asien und anderen Teilen der Welt.
Der Titel Suspended Histories verweist darauf, dass Geschichte ein dynamischer Prozess und keineswegs passiv oder statisch ist. Geschichte ist niemals beendet, sondern - wie man sagen könnte - ständig in Zeit und Raum "vertagt" oder vielmehr "unerledigt". Die Art und Weise, wie Geschichte ihre Form findet, der Prozess ihrer Analyse und Bewertung, hängt vom zeitgenössischen Diskurs ab. Im Diskurs über die Vergangenheit in der Gegenwart ist Geschichte "in der Schwebe". Die niemals zu Ende gebrachte und sich ständig entwickelnde Geschichte ist der Anfangspunkt dieser Ausstellung. Die Schau ist kein Versuch, eine allgemeine Zeitgeschichte auf heutige Weise neu zu schreiben, sondern soll persönliche Geschichten hervorheben und mögliche neue Verbindungen zwischen ihnen aufzeigen. Deshalb sind die Künstlerinnen und Künstler aufgefordert gewesen, sich mit der Sammlung des Museums und deren historischem Kontext mit Blick auf die Vergangenheit, einschließlich ihrer eigenen, auseinanderzusetzen. Auf welche Weise lebt Geschichte und wie kann sie in Bezug auf das Museum und ihre eigene Existenz und ihren persönlichen Hintergrund visualisiert werden?
Welche Geschichte bleibt in der Schwebe? Das war die ultimative Frage, der sich Berghuis in seinem kuratorialen Konzept widmet. Die Ausstellung Suspended Histories präsentiert eine Vielzahl an Antworten einzelner Künstlerinnen und Künstler, um vertagte Geschichten zu reaktivieren. Besonders dort, wo sie jetzt bedeutende Kunst- und koloniale Sammlungen mit postkolonialer Geschichte zu Antworten zeitgenössischer Künstler verbindet.
Suspended Histories folgt dem Vorschlag, Kunst durch Kunstgeschichte und Geschichte durch Kunst neu zu denken. Im Haus der Familie Loon verbindet die Schau zeitgenössische Kunst und Künstler mit dem Schwebezustand und der Spannung kolonialer Geschichte in der post-kolonialen Welt, wobei viele in vertagte Geschichten aus der Geschichte der Familie Van Loon reaktiviert werden. Suspended Histories überträgt einen direkten und effektiven künstlerischen Vorschlag in eine Ausstellung, die die Kausalität der großen Erzählung von Geschichte hervorhebt, das Bewusstsein, Teil der Geschichte und des Prozesses des Machens von Geschichte zu sein.
Ausgangspunkte sind die vielfältigen Reflexionen von Künstlerinnen und Künstlern aus der Asien-Pazifik-Region und den Niederlanden über jene Gegenden der Welt, in die die Holländer auf der Suche nach den "Reichtümern des Ostens" reisten. Statt der Aufforderung zur Kritik an den großen Erzählungen der Kolonialgeschichte (hauptsächlich von Männern geschrieben und dargeboten, weshalb es sich um eine hochgradig paternalistische und patriarchalische Geschichte handelt), sind die beteiligten Kunstschaffenden eingeladen worden, über die Geschichte der heutigen Familie Van Loon und deren Heim, das jetzt ein Museum ist, nachzudenken. Die Geschichte der Familie Van Loon wurde in vielerlei Hinsicht zu einer matriarchalischen und maternalistischen - einer Geschichtlichkeit, die in der Lage ist, die große Erzählung der kolonialen Vergangenheit, aufgehängt an den Wänden und Decken des Museums Van Loon, mit der Fülle direkter Antworten zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt zu verknüpfen und so die Spannung und den Schwebezustand der multiplen, im Haus und seiner Sammlung innewohnenden Geschichten zu reaktivieren.
Kurator: Thomas Berghuis
Künstler/innen:
Tiong Ang
Arahmaiani
Simryn Gill
Ni Haifeng
Newell Harry
Yee I-Lann
Mella Jaarsma
Donna Ong
Lisa Reihana
Fiona Tan
Titarubi
Suspended Histories
5. Oktober 2013 - 20. Januar 2014