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Micheline Maurel: Villégiature (1943)

Info / Kontext zum Gedicht

In ihrem ersten Gedicht, das sie während der Quarantänezeit im Spätsommer 1943 ihren Mithäftlingen vorträgt, beschreibt die französische Dichterin Micheline Maurel das Exil, in das sie geraten war, als einen Abstieg in das Reich des Todes.

Das Gedicht erschien, zusammen mit einem Begleitbrief, im Dezember 1995 in der Zeitschrift "Ravensbrück". Micheline Maurel rekonstruierte den insgesamt zwei Seiten umfassenden Text auf die Bitte einer Kameradin hin. Sie selbst hatte ihn während ihrer Haftzeit in Neubrandenburg, einem "Außenlager" von Ravensbrück, verfasst. Nach ihrer Meinung war der Text nie der Mühe wert, veröffentlicht zu werden, da einzig jene Frauen etwas damit anfangen konnten, die in Ravensbrück inhaftiert waren. Doch meinte sie, vielleicht würden sie sich ja "amüsieren" über diesen "alte[n] Text aus unserer noch unbefangenen Anfangszeit". Ein Hinweis darauf, wieviel schlimmer es in der Folgezeit für sie geworden sein musste. (C. Jaiser)

Verfasserin - Biografie

Micheline Maurel

Micheline Maurel wird im Juni 1943 in Lyon als Mitglied der Widerstandsgruppe "Marco Polo" verhaftet und im August von Romainville aus nach Ravensbrück verschleppt (n° 22 410). Unter anderem arbeitet sie im Revier, wo sie nebenbei Möglichkeiten findet, heimlich zu schreiben. Im Außenlager Neubrandenburg, wohin sie am 29. August 1943 weiter deportiert wird, schreibt sie heimlich viele Gedichte, die später in "La Passion selon Ravensbrück" veröffentlicht werden. Sie übersetzt auch polnische Gedichte ins Französische. Über die Bedeutung des Dichtens während der Lagerhaft sagt sie: "Im Lager habe ich Verse geschrieben … Trotz ihres linkischen Ausdrucks drückten sie, durch die gereimte und rhythmisierte Form, aus, was alle Gefangenen empfanden … Man teilte mir dort die Rolle einer anerkannten Schreiberin zu." Auch nach ihrer Rückkehr aus Neubrandenburg verfasst sie Gedichte sowie eine Autobiographie. Micheline Maurel stirbt im Jahr 2009.

Portraitfoto aus: Micheline Maurel - Die Liebe besiegt alles. Bericht aus einem Frauen-KZ. Ingo Koch Verlag, 2014

Text in Originalsprache


Villégiature

Mais des clartés soudain illuminent les voies.
Invisibles des chiens et des femmes aboient.
Le train stoppe. C’est là que nous devons descendre.
Nous descendons. Alors, sans qu’on puisse comprendre,
comment, pourquoi et d’où,
tombe soudain sur nous une grêle de coups,
et sans avoir eu le temps d’assembler ses ballots,
secoué, bousculé, notre pauvre troupeau
est poussé dans la nuit vers la porte de fer
qui se lève en grinçant... C’est le but, c’est l’enfer !

(Composé au grand camp pendant la quarantaine, fin août ou septembre 1943)

(Auszug; komplettes Gedicht erschienen im Bulletin De L'amicale Des Anciennes Déportées de Ravensbrück, Dezember 1995)

Bilder und Dokumente

Historische Eisenbahngleise

In der Nähe der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück.

Violette Lecoq

Welcome
Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück
Signatur: V813-1E1

Biografische Angaben

Violette Lecoq

La loie du plus fort
Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück
Signatur: V813-9

Violette Lecoq

Nourritoures terrestres
Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück
Signatur: V813-19E1

Lagermauer

Historisches Foto
Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück

Konzentrationslager Ravensbrück

Blick auf das Gelände im Winter 1941
Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück
Fotoalbum des SS 1940/1941

Der Zellenbau

Das Lagergefängnis, von den Häftlingen auch "Bunker" genannt, bestand aus 78 Arrestzellen.