Für mich ist dieses Objekt etwas Besonderes, weil es sich von den üblichen Exponaten des Bodemuseums abhebt. Das Museum zeigt ansonsten vor allem Kunstwerke, in denen sich religiöse und politische Macht ausdrückte, die einstmals in Palästen und Kirchen standen und Königen und Königinnen gehörten. Dieses Objekt hat hingegen mit den normalen Menschen und ihrem Alltagsleben zu tun.
Es ist ein Gerät für das Glücksspiel, das parallel zu den Pferderennen zum Einsatz kam, die in Konstantinopel im sechsten Jahrhundert veranstaltet wurden. Jede Stufe der Rennen ist darauf in Stein gemeißelt: zuerst kommt die Vorbereitung, dann stehen die Pferde am Start, darauf folgt das Rennen im Hippodrom, der Gewinner nimmt seinen Preis entgegen und ist glücklich damit und letztendlich ist der Abschluss des Festes zu sehen. Das Objekt funktionierte als Spielgerät mit Kugeln in vier verschiedenen Farben, und man wettete auf eine Farbe. Alle Kugeln ließ man zur selben Zeit hinunterrollen und welche zuerst aus dem letzten Loch ganz unten herauskam war der Gewinner.
Das Objekt erlaubte den Leuten, Spaß zu haben, jeder konnte etwas damit anfangen. Das Glücksspiel an sich hat sich seit jener Zeit nicht sehr verändert. Im sechsten Jahrhundert wurde es in Konstantinopel verboten, genauso wie es jetzt in Syrien verboten ist und reguliert in den meisten Ländern, aber die Leute haben es immer getan und ihre Freude daran gehabt. Während meiner Führungen zeige ich dieses Objekt gern, denn es ist etwas leicht Verständliches und mal etwas Anderes, das die Besucherinnen und Besucher immer amüsiert.
Mariam Bachich
Hat einen BA in Bauingenieurwesen und einen MA für Studien des Welterbes. In Syrien arbeitete sie in der Verwaltung des Kulturerbes. In Berlin ist sie für das Syrian Heritage Archive Project und als Führungskraft im Rahmen von Multaka im Bode-Museum tätig.
Aus dem Englischen: Haupt & Binder
© Fotos: Haupt & Binder
© Porträt Mariam Bachich: Jan Zappner