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Interview mit María Mercedes González

Direktorin des Museo de Arte Moderno de Medellín

Haupt & Binder: Worin besteht der besondere Charakter des MAMM, durch den es sich sowohl für das lokale Publikum als auch für Besucher aus dem Ausland von anderen Kunstinstitutionen in Kolumbien unterscheidet?

María Mercedes González: Seit seiner Gründung ist das MAMM ein Museum mit einem ausgeprägten Bewusstsein für den Kontext, das mit missionarischem Anspruch für die Entwicklung der Stadt arbeitet, in der es sich befindet. Im MAMM haben emblematische Veranstaltungen der lateinamerikanischen Avantgarde stattgefunden wie das Erste Kolloquium und Ausstellung Nicht-gegenständlicher Kunst im Jahr 1981, und es gab dort grundlegende Räume für die nationalen Künstler wie die Kunstsalons Arturo und Rebeca Rabinovich von 1981 bis 2003. Das MAMM ist ein zeitgenössisches Kulturzentrum und fördert verschiedene künstlerische Ausdrucksformen wie Musik, Film, Architektur und Design. Sein Aktionsradius reicht über die eigenen Wände hinaus in andere Kulturräume der Stadt.

H & B: Welches sind die bedeutendsten Werke der Sammlung? Worin besteht die Ankaufpolitik des Museums bzw. in welche Richtungen soll die Sammlung erweitert werden?

MMG: Wenngleich sich sehr wichtige Werke kolumbianischer Kunst der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts im Bestand des Museums befinden, so sind doch die 233 Werke der antioquenischen Meisterin Débora Arango, 2004 zum nationalen Kulturgut erklärt, das herausragende Konvolut seiner Sammlung. Außerdem besitzt das MAMM Werke solcher lateinamerikanischen Künstler wie Ana Mendieta, Carlos Cruz-Díez und Carlos Garaicoa sowie kolumbianischer Meister wie u.a. Beatriz González, Álvaro Barrios und Juan Camilo Uribe.

Die Politik für Ankäufe und Erweiterungen der Sammlung des MAMM ist insbesondere dadurch geleitet, Lücken in der Sammlung kolumbianischer Kunst der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu schließen und Werke zeitgenössischer Kunst zu erwerben, die speziell für Ausstellungen des Museums geschaffen worden sind. Darüber hinaus bemüht sich das Museum darum, seine Sammlung durch Forschungsprozesse zu vertiefen, die Erinnerung und Geschichte bewahren und sie auf vielfältige Weise mit der Welt verknüpfen.

H & B: Wir haben gelesen, eine Ihrer großen Herausforderungen besteht in der Stärkung des Prozesses einer Internationalisierung des Museums. Könnten Sie bitte an Beispielen verdeutlichen, was darunter zu verstehen ist?

MMG: Die Internationalisierung bezieht sich auf die globale Projektion des Museums und besteht darin, die Netzwerke der Freunde, Verbündeten, Sponsoren, Institutionen zu erweitern, die neue Möglichkeiten eröffnen, Austausch erleichtern und dazu beitragen, die Arbeit des Museums zu verbreiten. Damit sind z.B. Ausstellung von Künstlern unserer Sammlung gemeinsam mit anderen Museen gemeint, wie die Werkschau von Débora Arango 2012 und 2013 im MOLAA in Long Beach, Kalifornien, und im Mint Museum von Charlotte, North Carolina, in den USA.

H & B: Wie interagiert das MAMM mit den kolumbianischen Künstlern der jungen Generation?

MMG: Die Interaktion mit kolumbianischen Künstlern der neuen Generationen ist immer schon grundlegend für das MAMM gewesen. Von 1981 bis 2003 war eines der wichtigsten Programme des Museums der Salón Arturo y Rebeca Rabinovich, der dazu beitrug, Künstler des Landes unter 30 Jahren zu entdecken, zu stimulieren und fortzubilden. In den letzten Jahren hat das Museum Ausstellungsmöglichkeiten für junge Kunstschaffende gefördert, so die Ausschreibung für Interventionen an der Eingangstür des MAMM, den Saal für spezielle Projekte, den Saal A cielo abierto (Unter offenem Himmel) und das Programm Albo im Musiksaal der Städtischen Unternehmen von Medellín.

H & B: In welchem Stadium befindet sich Vorhaben einer räumlichen Erweiterung des MAMM?

MMG: Im vergangenen Jahr hat das Museum seine Kräfte auf die Akquise der Mittel konzentriert, damit die Arbeiten starten können. Gegenwärtig hat das Projekt die Unterstützung des Bürgermeisteramts von Medellín, von Unternehmen und Stiftungen, die davon überzeugt sind, dass die Stadt mehr Räume für die Wissensvermittlung und den Genuss braucht. Die Bautätigkeit wird im zweiten Halbjahr 2013 beginnen und etwa zwei Jahre dauern.

H & B: Welche urbane Entwicklung erwartet man im Umfeld des MAMM in Ciudad del Río?

MMG: In den kommenden Jahren wird sich Ciudad del Río zu einer großen kulturellen Achse im Süden von Medellín entwickeln. Neben den Räumen des Museums werden drei kulturelle Schwesterinstitutionen ihren Platz finden: das philharmonische Orchester von Medellín, das Folkloreballett von Antioquia und Cantoalegre. Es wird auch der Bau einer Unidad de Vida Articulada (UVA) erwartet, eines Projekts des Bürgermeisteramts von Medellín für die Verbindung von Sport, Freizeit und Kultur zur Entwicklung von Gemeinschaftsaktivitäten und sozialen Initiativen.

Maria Mercedes González
M.A (Master of Arts) in Media Studies an The New School in New York, Spezialistin für Kulturstudien und Politologin der Universidad Javeriana. 2004 - 2008 Attaché für Kultur und Medien der Botschaft Kolumbiens in Argentinien. 2008 - 2010 Assistentin des Außenministeriums. Seit 2012 Generaldirektorin des Museo de Arte Moderno de Medellín.

 

(Aus dem Spanischen: Haupt & Binder)
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