Universes in Universe

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Zapping

Zapping

Objekte und Installationen
Fotografie von Fernseh- und Videoaufnahmen auf mit Fotoemulsion beschichteten Glasplatten, 1995 - 1999


Mein Projekt zapping-lines ist ein kristallisiertes Gebärdenspiel zwischen verschiedenen technologisch bedingten Gesten eines Individuums, vom passiven zapping und automatischen klicking her, über das aktivere sampling hin bis zu der sich selbst behauptenden insert-Gestik. Meine Absicht dabei ist, aus einer beschleunigten Bilderwelt noch ein wenig Information über unsere Conditio Humana herauszudestillieren.

Im heutigen Überfluss an Bildern, der all die "geschichtlichen" Ereignisse auf unaufhaltsam unterhaltsamen Art in sich einsaugt und wieder ausspuckt, rollt das gegenwärtige Geschehen nicht mehr irgendeiner Zukunft, sondern eben dieser technischen "Einbildung" entgegen. Die politische Aktion wie auch die gewonnene Schlacht scheinen es nicht darauf abgesehen zu haben, die Welt zu verändern, sondern fotografiert oder gefilmt zu werden, genauso wie die Mondlandung ein Fernsehprogramm war (Flusser). Ähnlich inszeniert man heute ein Hochzeitsfest, um die Fotos und Videos zeigen zu können. Nur das individuelle Sterben bleibt einsam und bilderlos.

Als trainiertes T.V. Kind kann ich selbst auch nicht anders als mich von dieser Wirklichkeit überfluten zu lassen und eifrig-gelangweilt hin und her zu zappen. Es kann ab und zu geschehen, dass ich knipsend ein paar gerasterte Flimmerfetzen in meinem Fotoapparat einfange. Bilder von Bildern einer eingebildeten Weltanschauung. Erst indem ich diese redundanten Aufnahmen wie ein D.J. sample und sie in verschiedenen Serien zu Rhythmen zusammenstelle, kann ich hoffen, noch irgenwie als Subjekt in den Bilderstrom einzufließen, vielleicht sogar Einfluss auf ihn zu gewinnen. Mein künstlerischer Anspruch verlangt von mir aber weniger eine Machtausübung oder Mitläuferrettung als vielmehr eine überlebensnotwendige Selbst(er)findung. Durch einen insert-Schnitt versuche ich mich mit einem Eigenprogramm einzuschalten: mein Selbstbewusstsein als "resistance-image", als Schützengraben meiner Sehnsüchte und Ängste, als Werbespot meines innersten Selbstgefühls, das ich, wenn es mir oft genug angepriesen wurde, zuletzt noch zu "kaufen" beginne ("to buy" bedeutet umgangssprachlich auch "an etwas glauben").
(P.B.)

Pat Binder

Kunstprojekte und -objekte, Installationen, Kunst im öffentlichen Raum, Kunst und Gedenken.

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