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Wie baut man ohne Land. Statement zu ihrem Projekt, in dem es um die Sache der Palästinenser und Entfremdung im Allgemeinen geht.
Feb 2014In diesem fortdauernden Projekt geht es um das Verhältnis von Bautätigkeit und Land zu Zeit, insbesondere zu einem eigentlich nur vorrübergehenden Zustand, der allmählich zu etwas Dauerhaftem transformiert - oder deformiert - wird. In dem Werk, das sich vor allem auf die palästinensische Sache, aber auch auf menschliche Entfremdung im Allgemeinen bezieht, wird die Unmöglichkeit des Bauens ohne Land als etwas Offensichtliches anerkannt. Doch sich eine solche Möglichkeit vorzustellen, kann eine wesentliche Voraussetzung sein, um langfristige Veränderungen in der Architektur und Politik zu bewirken.
Mit dem Projekt begann ich 2011 parallel zu meiner Arbeit als Architektin beim Wiederaufbau des Palästinenserlagers Nahr el Bared im nördlichen Libanon. Das Lager war in Folge eines bewaffneten Konflikts zwischen der libanesischen Armee und der Gruppe islamistischer Fundamentalisten Fath al Islam 2007 komplett zerstört worden. Die Idee eines Wiederaufbaus des Lagers beinhaltete eine revolutionäre Dimension, doch erlaubte sie der Libanesischen Regierung eine Neudefinition der Machtverhältnisse hinsichtlich Nahr el Bared und der Palästinenserlager im Libanon allgemein. Obwohl "How to Build Without a Land" [Wie baut man ohne Land] ausgehend von Nahr el Bared entstand, wird darin versucht, auf Zeitweiligkeit angelegte Gebäude und Wohnstätten neu zu denken und auf eine andere Ebene zu bringen.
Das Projekt besteht aus textbasierten Elementen, die sich zwischen der Poesie, der Wissenschaft und dem Halluzinatorischen bewegen und zusammen eine räumliche Erzählung bilden. Es erkundet variable Vorstellungen vom "Bauen", sei es in Bezug auf die physische Errichtung eines Objekts oder durch Bauen mit Sprache.
Ent-Territorialisierung wird zu einer menschlichen Verfassung, "das Zuhause ist Vergangenheit, es gibt es nicht mehr". Wir bauen ohne ein Verständnis dafür, das Bauen tatsächlich zum Wohnen gehört, ohne uns bewusst zu sein, dass wir nicht wohnen, weil wir bauen, sondern dass wir bauen, weil wir Wohnstätten brauchen.
Ent-Territorialisierung und Entfremdung sind durch die Rationalität der Moderne und deren verschiedene Architekturformen verstärkt worden. Nach und nach wuchs eine unüberbrückbare Kluft zwischen Wohnstätte und Moderne, und was übrigbleibt ist poetisches Behaustsein. Ausgehend von diesem Gedanken bemühten sich viele darum, "Bauen" neu zu denken, einige in einer romantischen, andere in einer humanistischen Weise. Wiederum andere waren ganz und gar dagegen, kritisch und extrem, und glaubten, dass der Menschheit nichts weiter übrigbleibt, als ganz von vorne anzufangen.
Eine andere Ebene der Ent-Territorialisierung erscheint, wenn wir in einem zeitlich begrenzten Zustand leben, in einer Zuflucht, im Exil, ohne Land sind. Wir werden uns bewusst, dass angesichts der Abwesenheit von Land sogar das poetische Behaustsein verloren geht.
Wie wohnen wir und wie bauen wir ohne Land?
Wie bauen wir einen vorrübergehenden Zustand, wenn dieser ständig zu einem permanenten Stadium mutiert?
Was wird aus dem Bauen und Wohnen zwischen dem Imaginierten und dem Realen und zwischen dem Temporären und dem Permanenten?
Wie bauen wir ohne Land?
Mag sein, das Einzige, was der Architektur übrigbleibt, ist die Unmöglichkeit des poetischen Wohnens durch leere Zeichen und sublime Nutzlosigkeit zu offenbaren. Könnte Bauen ohne Land eine Form der Zurückweisung des Verlorenen sein? Wenn wir ausreichend auf dem Bauen ohne Land verharren, könnte dies einen Moment wahrhaftiger Zurückweisung aller Formen von Normierung, Kopieren und Dumpfheit aufzeigen? Die stärksten Momente eines Wandels sind nur ohne jedwede Bezugnahme auf eine bessere Zukunft erkennbar.
Saba Innab:
How to Build Without a Land
Mixed-media Projekt
2011 - fortdauernd
Teil von HIWAR
9. November 2013 - April 2014
Darat al Funun, Amman, Jordanien