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Interdisziplinäres Symposium. Haus der Kulturen der Welt, Berlin, 31. Okt. - 2. Nov. 2013
Okt 2013Als Edward W. Said am 25. September 2003 in New York starb, war er als einflussreicher Denker, engagierter Intellektueller und Symbolfigur des Ringens um einen gerechten Frieden im Nahen Osten bekannt. Im Laufe seines Lebens hat Said vielfältige Denkanstöße gegeben, über alle Grenzen hinweg. Zu seinem 10. Todestag widmet sich das interdisziplinäre Symposium der Aktualität seines umfangreichen Werkes – von "Orientalismus" (1978) bis "On Late Style" (posthum 2006) – und seiner Lesarten, indem es eine Brücke schlägt zu gegenwärtigen politischen und kulturellen Realitäten im globalen Kontext sowie in der arabischen Welt.
Said hat mit seinem Gesamtwerk einen Paradigmenwechsel in den Geistes- und Sozialwissenschaften ausgelöst. Jedoch haben seine Gedanken die Grenzen der wissenschaftlichen Debatte längst verlassen. Im Zuge der Aufstände und Umbrüche in verschiedenen arabischen Ländern haben sich Aktivisten Saids Ideen zu Eigen gemacht. In Tunesien tauchten seine Worte als Graffiti auf Hauswänden auf. Internationale Wissenschaftler und Künstler kommen vom 31. Oktober bis zum 2. November im Haus der Kulturen der Welt zusammen und erkunden, ausgehend von Saids kritschem Gedankengut, die Geschichte und Zukunft der gegenwärtigen revolutionären Bewegungen und ihren gesellschaftlichen Herausforderungen.
In Formaten, die Saids interdisziplinäre Methode aufgreifen, erörtert das Symposium ein Themenspektrum, das von den "Fallstricken des Orientalismus" über "Engagement, Widerstand und Imagination" und "Macht, Ohnmacht und Handlungsvermögen" bis "Jenseits der Grenzen der Macht" reicht.
Der Philosoph Akeel Bilgrami, die Literaturwissenschaftlerin Samia Mehrez und der Schriftsteller Feridun Zaimoğlu stellen ihre persönlichen Lesarten ausgewählter Texte von Edward Said vor. Keynotes tragen das Erbe seines kritischen Denkens – vornehmlich seine Kritik der Dichotomien - in die Gegenwart und an unerwartete Orte. So betrachtet der Literaturtheoretiker Abdelfattah Kilito duale Beziehungen zwischen Menschen, Gegenständen oder Orten im Zusammenhang arabischer Literatur und die Filmemacherin Trinh T. Minh-ha erörtert Begriffe wie Zeit, Fremdheit, Bewegung und Stillstand. Der Anthropologe Mahmood Mamdani untersucht die historische Bedeutung des Übergangs nach dem Ende der Apartheid in Südafrika. Der Kunsthistoriker W.J.T. Mitchell erforscht Darstellungsweisen von Wahnsinn in unterschiedlichen Medien. Der Theaterautor Mohammad al
Attar hinterfragt in seiner szenischen Lesung die Vorstellung von "Heimat" im syrischen Kontext. Basel Abbas & Ruanne Abou-Rahme brechen in den radikalen Bildwelten ihrer Lecture Performance mit Kolonialismus und Kapitalismus. Die Kunstaktivisten von Ahl al Kahf wiederum tragen Saids Ideen nicht nur auf die Straßen von Tunis sondern auch nach Berlin. In Gesprächen und Diskussionen unter anderem mit dem Ökonomen Prabhat Patnaik und den Soziologen Asef Bayat und Meltem Ahiska geht es um Imperialismus, Macht und Wissensproduktion. Und schließlich zeigt James Quandt in seinem Filmprogramm "The Anti-Narratives of Late Style" Jean-Luc Godards Trilogie aus dem letzten Jahrzehnt als Illustration von Edward Saids Ausführungen zum Spätstil.
Die Idee zu diesem Symposium entstand 2012 in zwei Workshops in Berlin und Tunis. Als Reaktion auf die politischen Revolten in verschiedenen arabischen Staaten wurde in diesen Workshops die Rolle kultureller Akteure in Zeiten des Umbruchs befragt und die durch die Aufstände ausgelösten gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Veränderungen in einen globalen Zusammenhang gebracht. Im Rahmen des Symposiums wird ein dritter Workshop mit rund fünfundzwanzig Denkern, Aktivisten und jungen Forschern aus dem arabischen Mittelmeerraum und Europa unter dem Titel "Al Masha oder der öffentliche Raum als Allgemeingut" diese Diskussion weiterführen.
Symposium mit Basel Abbas & Ruanne Abou-Rahme, Meltem Ahiska, Ahl al Kahf, Mohammad al Attar, Rana Barakat, Asef Bayat, Akeel Bilgrami, Burnt Friedman & Saam Schlamminger, Subhi Hadidi, Abdelfattah Kilito, Mahmood Mamdani, Samia Mehrez, W.J.T. Mitchell, Prabhat Patnaik, James Quandt, Adania Shibli, Michael Steinberg, Fawwaz Traboulsi, Trinh T. Minh-ha, Michael Wood und Feridun Zaimoğlu.
Kuratiert von Adania Shibli mit Akeel Bilgrami und Katrin Klingan.
Filmprogramm kuratiert von James Quandt.
Sound Performance kuratiert von Johannes Ismaiel-Wendt.
Workshop kuratiert von Sandi Hilal und Alessandro Petti.
Programm und weitere Infos:
www.hkw.de/edward_said
Kuratiert von Adania Shibli mit Akeel Bilgrami und Katrin Klingan
Filmprogramm kuratiert von James Quandt
Sound Performance kuratiert von Johannes Ismaiel-Wendt
Workshop kuratiert von Sandi Hilal und Alessandro Petti
A Journey of Ideas Across - Im Dialog mit Edward Said
Interdisziplinäres Symposium
Vorträge, Gespräche, Diskussionen, Performances, Filme und Workshop
31. Oktober - 2. November 2013