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40 Werke von 16 indonesischen Künstlern aus 3 Generationen bei ARNDT Berlin, 27. April - 1. Juni 2013. Kuratorialer Text, Fototour.
Von Enin Supriyanto | Mai 2013[Auszug aus einem Text des Kurator]
Das Indonesien unserer Zeit ist zweifelsohne nicht ein ruhiges und friedliches Paradies in den herrlichen Tropen, voll von üppiger Vegetation. Das heutige Indonesien existiert nicht ohne seine Ungewissheiten und Spannungen, die mit der ökonomischen, politischen und kulturellen Entwicklung der Nation in Zusammenhang stehen, und diese Themen wurden und werden von zeitgenössischen Künstlern Indonesiens in ihren Werken angesprochen. Die Kunstwerke können als das Bemühen der Künstler verstanden werden, ihre Wirklichkeit nicht nur dem Publikum in Indonesien zu vermitteln, sondern auch dem außerhalb des Landes, in Europa und anderswo.
Die Ausstellung "Sip! Indonesian Art Today" präsentiert Werke von 16 zeitgenössischen Künstlern aus Indonesien. Sie gehören zu einer größeren Gemeinschaft von Künstlern, die gerade die sich dynamisch entwickelnde zeitgenössische Kunstszene Indonesiens aktiv gestalten. Wenn wir ihr Alter und ihre Laufbahn betrachten, stellen diese Künstler drei Generationen zeitgenössischer Kunstpraxis dar, die auf die späten 1970er Jahre zurückgehen: angefangen mit FX Harsono, einem der Protagonisten der 1975 gegründeten indonesischen neuen Kunstbewegung (Gerakan Seni Rupa Baru), gefolgt von einer Künstlergruppe, die zu einer Zeit entstanden ist, als Indonesien in den späten 1990ern große sozialpolitische Umwandlungen in seinem Streben nach Demokratie durchmachte (Agung Kurniawan, Agus Suwage, Mella Jaarsma), dann die post-Reformasi (Reformation) Künstlergeneration (Christine Ay Tjoe, Entang Wiharso, Rudi Mantofani, Handiwirman Saputra, Eko Nugroho, Syagini Ratna Wulan und Arin Dwihartanto Sunaryo), und schließlich eine Generation von Künstlern, die im letzten Jahrzehnt aktiv gewesen sind - geschickte und anspruchsvolle Betreiber in Sachen eigener Karriere in einem mehr oder weniger stabilen und demokratischen Indonesien (Wedhar Riyadi, J. Ariadithya Pramuhendra, Wiyoga Muhardanto, Indieguerillas und Tromarama).
Die Unterschiede zwischen den Generationen stehen nicht nur für unterschiedliche sozialpolitische Erfahrungen im Zusammenhang mit der Entwicklung der indonesischen Gesellschaft in den letzten drei Jahrzehnten, sondern veranschaulichen auch die unterschiedlichen sozialpolitischen Kontexte der Beobachtungen der Künstler und der künstlerischen Herangehensweisen, die sich durch die Jahre verändert und gewandelt haben.
Auf vielfältige Weise erfasst "Sip!" die breit gefächerten Ausdrucksweisen und Ansätze, die es unter den Künstlern Indonesiens gibt, einer kulturellen Praxis, die Teil der heutigen globalen Kultur ist. Wenn Raden Saleh [1811 – 1880, gilt als der Vater der modernen indonesischen Malerei] gegen Ende des 19. Jahrhunderts glaubte, dass das Werk eines Künstlers in der Lage sei, sich an Dialogen zwischen verschiedenen Kulturen und Zivilisationen zu beteiligen, dann müsste zeitgenössische indonesische Kunstpraxis mit all ihrer Vielfalt ebenfalls als ein Mittel gelten, Dialoge zu entfachen, da wir stets bemüht sind, die gegenwärtigen Entwicklungen in unserer heutigen Welt besser zu verstehen.
Das Wort "sip" in Bahasa-Indonesisch ist zwar ein einfaches und bescheidenes Wort, aber es ist bedeutungsgeladen. Während der Ursprung des Wortes unbekannt ist, wird es von fast allen jeden Tag verwendet. "Sip" ist die kürzeste Art und Weise zu sagen, dass etwas - sei es ein Kunstwerk, eine Veranstaltung, eine Erfahrung oder irgendwas - gut, von guter Qualität, super oder sogar hervorragend ist.
Genauso wie bei diesem Wort und genauso wie beim Prozess unserer aktuellen globalen Kultur hinterfragen wir nicht den Ursprung einer Idee, sondern wir überlegen uns, wie diese Idee weiter wachsen und zu einem gemeinsamen Wechselspiel und zur Zivilisierung der Welt beitragen kann. In gewisser Weise können wir sagen, dass "sip" nichts von einem exotischen kulturellen Hintergrund hat und ebenso wenig von stereotypem kulturellem Ballast. Auf jeden Fall aber ist die Bedeutung klar: gut, großartig, hervorragend.
Die Ausstellung "Sip! Indonesian Art Today" und die begleitende Veröffentlichung erwächst aus ARNDTS neuerlichem Fokus auf die südostasiatische Kunst und auf die neuen asiatischen und pazifischen Kunstmärkte. In den letzten vier Jahren hat Matthias Arndt in Indonesien und anderen Teilen Südostasiens gearbeitet. Seine Recherchen, die vorherigen Ausstellungen südostasiatischer Künstler und die Eröffnung von ARNDT Singapur - dem asiatischen Ausstellungsraum und Büro von ARNDT - machen Matthias Arndt zu einem der führenden Experten für zeitgenössische indonesische und südostasiatische Kunst in Deutschland und Europa.
Die von Enin Supriyanto kuratierte Ausstellung "Sip! Indonesian Art Today" ist die 10. der südostasiatischen Kunst gewidmete Werkschau, die ARNDT in Singapur, Australien, Großbritannien und Berlin veranstaltet.
Enin Supriyanto
Freischaffender Kurator und Autor. Lebt und arbeitet in Jakarta, Indonesien.
Kurator: Enin Supriyanto
Künstlerinnen und Künstler:
Arin Dwihartanto Sunaryo
FX Harsono
Indieguerillas
Mella Jaarsma
Agung Kurniawan
Rudi Mantofani
Wiyoga Muhardanto
Eko Nugroho
J. Ariadhitya Pramuhendra
Syagini Ratna Wulan
Wedhar Riyadi
Handiwirman Saputra
Agus Suwage
Christine Ay Tjoe
Tromarama
Entang Wiharso
Publikation:
Sip! Indonesian Art Today
- siehe die Info unter dem Text
Sip! Indonesian Art Today
27. April - 1. Juni 2013