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Fotografinnen aus dem Iran und der arabischen Welt. 8. April - 31. Juli 2016, National Museum of Women in the Arts, Washington, D.C. Veranstalter: MFA Boston. Kuratorin: Kristen Gresh.
Apr 2016Ausstellung im National Museum of Women in the Arts, Washington, D.C., USA, 8. April - 31. Juli 2016. Veranstalter: MFA Boston. Kuratorin: Kristen Gresh. Auszüge aus der Presseinformation:
She Who Tells a Story [Die, die eine Geschichte erzählt] präsentiert das Schaffen von zwölf herausragenden Fotografinnen aus dem Iran und der arabischen Welt: Jananne Al-Ani, Boushra Almutawakel, Gohar Dashti, Rana El Nemr, Lalla Essaydi, Shadi Ghadirian, Tanya Habjouqa, Rula Halawani, Nermine Hammam, Rania Matar, Shirin Neshat und Newsha Tavakolian.
Während in den vergangenen zwanzig Jahren im Nahen und Mittleren Osten tiefgreifende Veränderungen vonstatten gegangen und nationale und individuelle Identitäten demontiert und erneuert worden sind, haben diese Künstlerinnen den Begriff der Repräsentation an sich mit Leidenschaft und Kraft angepackt. In ihren provozierenden Bildern, die von Fotojournalismus bis zu inszenierten und gestellten Visionen reichen, setzten sie sich mit Geschlechterstereotypen, Krieg und Frieden und dem persönlichen Leben auseinander, wobei sie nostalgischen westlichen Vorstellungen von Frauen des Orients entgegentreten und die komplexen politischen und sozialen Verhältnisse ihrer Heimatregionen untersuchen.
"Indem sie über die Macht von Politik und das Erbe des Krieges reflektieren, fordern die Fotografien dieser Ausstellung westliche Vorstellungen vom 'Orient' heraus und untersuchen die Komplexität von Identität und definieren Dokumentation als Genre neu", sagte Kristen Gresh(MFA Estrellita und Yousuf Karsh Assistenzkuratorin für Fotografie), die diesem Schaffen erstmals begegnete, als sie 15 Jahre im Ausland lebte und in Paris und Kairo Fotografiegeschichte lehrte.
Die Ausstellung zeigt etwa 100 Fotografien und zwei Videos, die fast alle im letzten Jahrzehnt entstanden sind.
Zu den frühesten fotografischen Arbeiten gehören vier Porträts von Shirin Neshat aus ihren Serien Untitled (1996), Speechless (1996), I Am Its Secret (1993) und Identified (1995). Die Serien markieren einen Wendpunkt in der jüngeren Geschichte der Repräsentation und der Debatten über den Schleier und inspirierten weitere Fotoschaffende.
Neben Neshat haben auch andere einen Einfluss auf die Geschichte visueller Darstellung und die Wahrnehmung von orientalistischen Stereotypen gehabt. In dem Diptychon Untitled I & II (1996) setzt die im Irak geborene Jananne Al-Ani die Frauen ihrer Familie (und sich selbst) ins Bild, um eine Entwicklung des Verschleierns zu zeigen, von unverschleiert bis zu völlig verschleiert und wieder zurück. In Bullets Revisited #3 von Lalla Essaydi, die ikonographische Elemente orientalistischer Gemälde des 19. Jahrhunderts als Inspiration benutzt, um ihre kulturelle Identität zu erkunden und zu hinterfragen, evozieren silberne und goldene Patronenhülsen symbolisch Gewalt und beziehen sich auf ihre Angst vor den wachsenden Einschränkungen für Frauen in einer neuen postrevolutionären Ära nach den Demonstrationen und Protesten in der arabischen Welt, die 2010 begannen.
In der Ausstellung ebenfalls zu sehen sind acht Bilder von Shirin Neshat aus der Serie Book of Kings (2012). Die Figuren in dieser Serie stehen für die Tausende, die an Protesten teilnahmen, insbesondere an der iranischen Grünen Bewegung (2009) und am Arabischen Frühling (2011).
So wie Neshats und Al-Anis Schaffen in den 1990er Jahren war auch die ikonische Serie Qajar (1998) der iranischen Künstlerin Shadi Ghadirian ein Ausgangspunkt für viele Fotografinnen jener Zeit. Ghadirians frühe inszenierte Porträts legten das Fundament für die spätere Beschäftigung anderer Fotografinnen mit dem Thema der Identität, darunter die aus dem Jemen stammende Boushra Almutawakel. Almutawakel bietet eine einfühlsame Sicht auf das öffentliche und private Leben junger Frauen, so wie dies auch in der Serie A Girl and Her Room (2009, 2010) der im Libanon geborenen Rania Matar der Fall ist.
Um Identität geht es des weiteren im Schaffen der FotojournalistinNewsha Tavakolian, die gegenwärtig in Teheran lebt und deren jüngste Fotos von den Wahlen im Iran in solchen Publikationen wie der New York Times und dem Time Magazin veröffentlicht worden sind. Nachdem sie 2009 Probleme hatte, im öffentlichen Raum zu fotografieren, wandte sie sich der künstlerischen Fotografie zu, um soziale Themen aufzugreifen.
She Who Tells a Story präsentiert auch eine neue Art von Dokumentation, eine Verknüpfung von künstlerischer Imagination mit Erfahrungen des realen Lebens. So Shadi Ghadirian in Nil, Nil Geschichten des Krieges erzählt, beschäftigt sich auch die Iranerin Gohar Dashti in ihren Arbeiten mit diesem Thema. Beide Fotografinnen wuchsen während des Iran-Irak-Krieges auf (1980-88). Dashtis Today’s Life and War (2008) ist eine Serie theatralisch inszenierter Fotografien, in denen ein Paar auf einem fiktiven Schlachtfeld gewöhnlichen Aktivitäten nachgeht.
Alternativen zu Dashtis inszenierten Dokumentationen können in den Werken der Ägypterin Rana El Nemr und der Jordanierin Tanya Habjouqa gefunden werden, die beide Menschen im urbanen Umfeld direkt aufnehmen.
Ein anderes Erkundungsgebiet für Fotografinnen aus dem Nahen und Mittleren Osten ist das Medium selbst. Jananne Al-Ani, Rula Halawani und Nermine Hammam erweitern die Grenzen der Fotografie auf neue Weise. Al-Anis Einkanalvideos Aerial I und Shadow Sites II zeigen die jordanische Landschaft als Luftaufnahmen von einem Flugzeug aus. Die Palästinenserin Rula Halawani, die gegenwärtig in Ost-Jerusalem lebt, befasst sich mit ihrer Erfahrung von Zerstörung und Verdrängung.
Nermine Hammam experimentiert in ihrem Cairo Year One (2011-12), in dem es um die achtzehntägigen Aufstände in Ägypten im Januar 2011 und die Zeit danach geht, ebenfalls mit den Nutzungsmöglichkeiten von Fotografie. Die Serie besteht aus 13 Drucken in zwei Teilen: Upekkha (ein Bezug zum buddhistischen Konzept der Gelassenheit) und Unfolding (bezieht sich auf japanische Falt-Paravents).
Das zur Ausstellung veröffentlichte, 176-seitigen Buch She Who Tells a Story (MFA Publications, September 2013) enthält Essay der KuratorinKristen Gresh und von Michket Krifa (freie Kuratorin und Kritikerin, spezialisiert auf Fotografie Nordafrikas und des Nahen und Mittleren Ostens) sowie über 100 Reproduktionen.
Veranstalter:
Museum of Fine Arts Boston
Gezeigt vom:
27. August 2013 - 12. Januar 2014
Kuratorin: Kristen Gresh
Künstlerinnen:
Jananne Al-Ani
Boushra Almutawakel
Gohar Dashti
Rana El Nemr
Lalla Essaydi
Shadi Ghadirian
Tanya Habjouqa
Rula Halawani
Nermine Hammam
Rania Matar
Shirin Neshat
Newsha Tavakolian
Publikation:
She Who Tells a Story
MFA Publications, Sept. 2013
Essays von Kristen Gresh und Michket Krifa, mit über 100 Reproduktionen.
ISBN: 978-0-87846-804-1
She Who Tells a Story
Women Photographers from
Iran and the Arab World
8 April - 31 July 2016