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Amina Menia und Zineb Sedira hinterfragen Geschichte und Identität ausgehend vom Kontext Algeriens. Ausstellung in der RHA Dublin, Irland.
Von Caroline Hancock | Jan 2013In Becoming Independent (Unabhängig werden) geht es um diesen sowohl für eine Nation als auch für ein Individuum hoch komplexen Prozess. Während in Irland 2013 die Hundertjahrfeier stattfindet, beging Algerien 2012 den 50. Jahrestag seiner Unabhängigkeit. Amina Menia und Zineb Sedira beschäftigen sich in ihren Installationen mit der Fragilität von Geschichte und Identität. Sie arbeiten im Kontext des heutigen Algerien und konzentrieren sich auf ein spezifisches Verschwinden materieller Kultur, wodurch das Formulieren und Verstehen gesellschaftlichen Wachstums verarmen könnte. Das reiche Erbe hervorzuheben ist ihr Weg, der Amnesie zu widerstehen und neue visuelle Referenzpunkte für die Zukunft zu schaffen.
Zineb Sedira hat für Image Keepers (2010) Safia Kouaci in deren Haus in Algier interviewt, die dort ein Archiv der Aktivitäten ihres Ehemannes bewahrt. Mohamed Kouaci begann in den 1950er Jahren in Paris zu fotografieren, wo er der FLN (der algerischen Nationalen Befreiungsfront) angehörte. Von den späten 1950er Jahren bis zur Unabhängigkeit 1962 lebte das Paar in Tunis und arbeiteten im Exil für das Informationsministerium der Provisorischen Regierung der Republik Algerien (GPRA). Danach war Kouaci der wichtigste (wenn nicht gar der einzige) offizielle Fotograf der neuen unabhängigen algerischen Regierung. Bis heute sind seine Fotografien kaum ausgestellt und studiert worden. Oftmals wurden sie von anderen ohne entsprechende Hinweise oder Urheberangaben angeeignet oder reproduziert. Die Beschäftigung mit den Fotografien erlaubt es Sedira visuell und verbal, neben der Erzählung ihrer eigenen Lebensgeschichte an historische Schlüsselereignisse zu erinnern. Sedira stellte diese Porträts als einen dringenden Appell an Experten und Körperschaften vor, zur künftigen Bewahrung und Verbreitung des Werks von Kouaci beizutragen.
Amina Menia präsentiert zwei neue Werke, wozu die Videoinstallation Ein eigenartiges Familienalbum gehört. Von 1953 bis 1957 war der Architekt von Marseille, Fernand Pouillon, vom Bürgermeister von Algier, Jacques Chevallier, angestellt worden, um für mittellose Algerier in Rekordzeit und mit niedrigsten Budgets Wohnungen zu bauen. Der Film ist eine fiktive Erzählung mit architektonischen, historischen, sozialen und politischen Bezügen, aufgelegt auf Archivfilmmaterial von den Baustellen und Einweihungen. Dieses architektonische und soziale "Wunder" ereignete sich zur selben Zeit wie der Beginn des algerischen Unabhängigkeitskrieges.
Menias dokumentarische Installation Umschlossen (2012)untersucht die ungewöhnliche Geschichte des Denkmals für die Toten des Ersten Weltkriegs (1928), das die französischen Autoritäten für das Zentrum von Algier in Auftrag gaben. Paul Landowski (Frankreich, 1875 - 1961), der Bildhauer der Hauptfiguren, schuf auch den berühmten Christo Redentor (1931) in Rio de Janeiro, Brasilien. In den späten 1970er Jahren bat der Bürgermeister von Algier den bekannten modernen algerischen Künstler M'hamed Issiakhem diese weithin sichtbare öffentliche Skulptur umzuwandeln. Issiakhem verbarg sie unter einem monolithischen Betonblock, der auslöscht und schützt. Diese Geste ist ungewöhnlich, denn in der Geschichte sind "beleidigende" koloniale Statuen in jeder neu aufgebauten Nation weltweit meist gesprengt, demontiert, an andere Orte verbracht oder anderweitig zerstört worden. Die Struktur von 1978 weist Risse auf und wird gegenwärtig restauriert. In ihrer Installation versucht Menia, die Werke beider Künstler einander gegenüber zu stellen. Indem dieses Monument erneut aufgesucht wird, konzentriert sie sich auf eine ganze Periode der frühen Unabhängigkeit und der Geburt einer Nation.
Caroline Hancock
Freischaffende Kuratorin und Autorin. Lebt in Paris, Frankreich.
Kuratorin: Caroline Hancock
Becoming Independent
Amina Menia und Zineb Sedira
11. Januar - 24. März 2013