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Projekte von 6 Künstlern, geschaffen beim dreimonatigen Aufenthalt in Dubai. Veranstalter: Delfina Foundation, DCAA, Art Dubai, Tashkeel.
Apr 2012Aufbauend auf dem Erfolg von House 44 im Jahr 2011 hat die Delfina Foundation (London) in Partnerschaft mit der Kultur- und Kunstverwaltung von Dubai, der Art Dubai und Tashkeel das zweite Aufenthaltsprogramm für Künstler in Dubai durchgeführt.
Fayçal Baghriche (Algerien/Frankreich), Magdi Mostafa (Ägypten), Deniz Üster (Türkei/Schottland) sowie die Künstler/innen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten Zeinab Alhashemi, Hadeyeh Badri und Nasir Nasrallah und die Kuratorin-in-Residence Alexandra MacGilp (Vereinigtes Königreich) hielten sich seit Januar 2012 in einem der Häuser des historischen Viertels Al Bastakiya auf. Gleichzeitig mit der Kunstmesse SIKKA öffneten die Künstler ihre Ateliers im Haus 11 vom 16. bis 24. März, um ihre Arbeiten oder Works-in-Progress vorzustellen. Darüber hinaus präsentierten Baghriche, Mostafa und Üster im Auftrag der Art Dubai geschaffenen Werke in Madinat Jumeirah, dem Ort der Messe.
Künstler/innen & Projekte:
Fayçal Baghriche
Die Serie Family Friendly (Familienfreundlich) besteht aus einer Kollektion von Diptychen mit teilweise geschwärzten Bildern aus Magazinen, die exakt so in Dubai gefunden wurden. In den Vereinigten Arabischen Emiraten, wie in vielen muslimischen Ländern, sind öffentliche Darstellungen von Nacktheit verboten. In Bildern mit nackten Motiven werden die entsprechenden Stellen per Hand durch Schwärzungen unkenntlich gemacht. Jedes dieser Bilder ist dadurch einzigartig. Baghriche hat identische Abbildungen aus verschiedenen Exemplaren desselben Magazins genommen, um ein Diptychon zusammenzustellen, das die Aktion der Hand des Zensors auf dem Magazin verdeutlicht. Ihn interessiert dabei der ästhetische Wert dieser neuen Objekte - also von Kunstwerken, die nicht von Künstlern geschaffen worden sind.
Magdi Mostafa
Sound Element ist eine Zusammenstellung experimenteller Soundelemente aus niedrigen Frequenzen, dichten Schallwellen und zerhackten Beats. Mostafa verschmilzt gefundene und elektronisch kreierte Töne, um tiefe Spannungen zu erzeugen, die dem Verlangen nach Erlösung entgegenstehen. Umweltgeräusche werden in ungewöhnliche Kontexte gebracht und steuern emotionale Ebenen zu Mostafas akkustischem Komplex bei. Langsames Oszillieren zwischen Sounds mit flirrend hohen und grüblerisch tiefen Frequenzen erzeugt eine verhaltene und doch unstete Geräuschkulisse. Sound Element ist ein fortlaufendes Projekt, das 2009 mit einer Serie von Live-Performances in verschiedenen Städten begann.
Siehe auch: Magdi Mostafa, interviewt von Alexandra MacGilp
Deniz Üster
Indem sie umgekehrte Funktionalität als Methode benutzt, schuf Üster drei Windfänger mit den Titeln Somewhere in the Middle of Two, Southwest of One und North of the Other. Sie sind Istanbul, Glasgow und Dubai gewidmet, den Städten, die sie aufgenommen und ihre Identität und Praxis geformt haben. Dabei sind sie ihrer "erfassenden" Funktion entkleidet und in "verbreitende" Monumente umgeformt worden. Die kinetischen Komponenten eines jeden Turms verfestigen den Gedanken des Zuflusses, Übergangs und, falls nötig, sogar des Scheiterns. Desweiteren beherbergen diese Türme Mechanismen in ihrem Inneren, die Geruch, Feuchtigkeit und Töne verbreiten, und sie haben ein nach außen hin "vagabundierendes" Erscheinungsbild. Üster bemüht sich, für die Konstruktion ihrer Türme Reste von Baumaterial zu verwenden, um so die Beschaffenheit und wirtschaftliche Basis der Art Dubai zu erkunden. Sie will den Gedanken der "Wiederverwendung" hinterfragen und eine Art "entgegengesetzter Alchemie" vorschlagen, die mit der Hierarchie von Werten spielt, die wir Objekten zumessen. Die Istanbul und Dubai gewidmeten Türme sind auf der Art Dubai aufgebaut gewesen, und der Glasgow-Turm stand in Bastakiya. In Üsters Atelier im Haus 11 war eine Dokumentation über den Bau der Türme ausgestellt.
Hadeyeh Badri
In ihrer Serie Untitled A, die in diesem Jahr schon in der Ausstellung Emirati Expressions in Manarat Al Saadiyat in Abu Dhabi zu sehen war, bemühte sich Badri, die Benutzung des Ikonischen zu enthüllen. Sie beobachtete, wie wir ständig nach einer symbolischen Darstellung vertrauter Orte, Personen oder Ideologien streben. Ihr Interesse entspringt der gleichzeitigen Präsenz verschiedener Klassifizierungen des Ikonischen in einem gewissen Raum, sei er kulturell oder religiös. (…) Für ihre neue Serie Untitled B, entstanden während dieses Künstleraufenthalts, bemühte sich Badri, eine größere Werkgruppe aufzubauen, die sich um das Konzept ihrer Serie Untitled A dreht und daraus hervorgeht. Sie entschied sich, jetzt mehr Orte im Außenbereich aufzusuchen, statt der Innenräume, auf die sie sich zuvor konzentrierte, und als sie sich das Symbolische in Landschaften ansah, wurde sie sich bewusst, dass es sich um den Beginn einer neuen Serie handeln mag. In der noch im Arbeitsprozess befindlichen Reihe Untitled B will die Künstlerin die Integration und Assimilation gebauter und natürlicher Umgebungen erkunden. Die daraus hervorgehenden Landschaften zeigen die gleichen Anteile des von Menschen Gebauten und des Natürlichen.
Nasir Nasrallah
Bei den Useless Machines (Nutzlose Maschinen) handelt es sich um eine Serie von Skulpturen, die durch die gewaltige Masse der in der Geschichte der Menschheit gebauten Maschinen sowie die Form, Textur und Farbe jener gefundenen Objekte inspiriert sind, die in diese Werke einbezogen wurden. (…)
Beim interaktiven Projekt The Story Converter (Der Geschichtenumwandler) sind die Besucher aufgefordert, etwas Persönliches auf eine Karte zu schreiben, die in einem speziell angefertigten schwarzen Kasten verborgen ist. Man kann nicht sehen, was man schreibt. Der Künstler benutzt den krakeligen Text, um eine neue Kritzelzeichnung zu schaffen, in der das gespendete Material mit seiner eigenen visuellen Erfahrungen und seinen Gedanken verknüpft ist. Die daraus entstehenden Zeichnungen werden neben den anonymen Texten gezeigt, dem Input und Output des schwarzen Kastens, einer virtuellen Maschine. Für ihre Teilnahme erhalten die Besucher ein handgefertiges Notizbuch aus Recyclepapier.
Zeinab Alhashemi
Mit ihrem Projekt Prayer on a Wheel (The Haath Gadi Project) bringt Alhashemi den Alten Souk nach Bastakiya. (…) Ein spezielles Merkmal des Alten Souk ist ein Karren, in Urdu und Hindi haath gadi genannt, der zum Transport von Gütern durch die engen Gassen benutzt wird. Der Titel des Werkes bezieht sich auf die Tatsache, dass dieses einfache Gerät den Lebensunterhalt eines Mannes und seiner Familie repräsentiert. Diese schönen, von Hand geschobenen Vehikel werden einzeln aus Hölzern und den darauf angebrachten Teppichrollen aus Pappe angefertigt. Inspiriert durch die Art, wie die haath gadi wallahs ('wallah' bedeutet in Hindi 'Mann') sich auf ihren Karren ausruhen, wenn sie gerade keine Arbeit haben, entwarf Alhashemi Möbelmodule aus solchen recycelten Papprollen. Sie engagierte den Dienst eines haath gadi wallah, der mit seinem Karren ein solches speziell angepasstes Stück durch Bastakiya fährt. In Alhashemis Atelier in Haus 11 sind erschöpfte Kunstliebhaber eingeladen gewesen, die modularen Möbeleinheiten auszuprobieren, sie auf verschiedene Weise zusammenzustellen und darauf zu sitzen, um die Foto- und Videodokumentation zum Projekt zu genießen. Die modulare Art dieser Prototypen von Möbeln und die Verwendung recycelten Materials bedeutet, dass sie leicht anzupassen sind und die Produktionskosten niedrig gehalten werden können.
Kuratorin in-residence:
Alexandra MacGilp
Freischaffende Kuratorin und Autorin in London.
A.i.R. Dubai
House 11, Al Bastakiya, Dubai
Januar - März 2012
Offene Ateliers:
16. - 24. März 2012
Veranstalter:
Delfina Foundation, in Partnerschaft mit Dubai Culture & Arts Authority, Art Dubai und Tashkeel