Afghanistan in der Documenta 13
Ausstellung von Künstlern aus Afghanistan und afghanischer Herkunft in der Documenta 13 in Kassel, 2012.
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Familiengeschichten. 2011-2012
Öl auf Leinwand, Video, 13 Soundtracks
10 Bilder des afghanischen Malers Ustad Amin Sharif, geschaffen im Auftrag von Jeanno Gaussi
Als Gaussi 2008 zum ersten Mal seit 1978 nach Kabul reiste - sie hatte die Stadt damals ohne ihre Eltern verlassen, die ihr erst einige Jahre später folgten -, lernte sie Ustad Amin Sharif kennen, einen Maler von Schildern, Werbetafeln und Auftragsarbeiten, der sein Geschäft in der Nähe ihrer Wohnung hatte. Er erzählte ihr, dass er den Zusammenbruch und das Trauma des Krieges nur dank der Malerei überlebt habe.
Gaussi, die schon immer das Gefühl gehabt hatte, dass ihr die Geschichte ihrer Familie fremd geworden sei, entschloss sich, Ustad Amin Sharif die dreißig Bilder zu geben, die ihre Eltern als einzige aus vielen Alben hatten mitnehmen können, als sie Afghanistan verließen; ihr waren sie immer unklar und zusammenhangslos erschienen. Sie bat ihn, von der Hälfte dieser Originalbilder Repliken zu malen.
In Familiengeschichten (2011-2012), einem Werk das aus Sharifs Bildern und Gaussis Aufnahmen ihrer Gespräche mit dem Maler nach Vollendung der einzelnen Arbeiten besteht, wird Sharif zum Vermittler und Entschlüsselungshelfer, zu einem Forscher, der mögliche Spuren der Wahrheit ans Licht bringen und so eine Art objektives Wissen herstellen kann. Doch stellt sich die Frage, ob sich aus diesen vermittelten Erinnerungen und Informationsbruchstücken eine persönliche Verganheit zusammensetzen lässt: Handelt es sich nicht doch lediglich um eine konstruierte Wirklichkeit, eine Fiktion?
(Aus dem d13 Begleitbuch)
© Foto: Haupt & Binder
Ausstellung von Künstlern aus Afghanistan und afghanischer Herkunft in der Documenta 13 in Kassel, 2012.