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Interventionen im öffentlichen Raum von Nablus; Künstler aus Palästina und anderen Ländern. Städteausstellung, 3. Edition.
Nov 2011Nablus "Neapolis", die neue Stadt Vespasians [Titus Flavius Vespasianus, regierte 69 bis 79 als römischer Kaiser Caesar Vespasianus Augustus - Anm.d.Ü.], das Sichem von Abraham und Sara im biblischen Land Kanaan, eine Stadt flankiert von ihren Wächterbergen Gerzim und Ebal, die zweiundzwanzig Mal zerstört wurde und wiedererstanden ist. Das Nablus der Abbasiden und Ottomanen, eine palästinensische Stadt, die beharrlich Kriege aushielt, Besetzungen widerstand, Nablus "Jabal el Nar" (Feuerberg) ist dort, wo Gegenwart und Geschichte koexistieren, wo sich Kulturen vermischen und Spuren glanzvoller Zeiten und des Wandels in der Architektur, Kunst, Kochkunst und sozialen Struktur hinterlassen haben.
Städteausstellungen, produziert vom Birzeit Universitätsmuseum, gibt Künstlern die Gelegenheit zur Erkundung der reichen Geschichte palästinensischer Städte im Verhältnis zur heutigen Zeit und zu den Folgen sozialer, ökonomischer und räumlicher Prozesse und Praktiken. Das angenommene Hilflosigkeitssyndrom, an dem die palästinensische Gesellschaft leidet und das sich in einer Selbsteinengung in Städten und dem fehlenden Willen äußert, den Reichtum der Kultur und Geschichte des eigenen Lebensraums zu verknüpfen und zu erforschen, haben zu einem einen Wandel im Wertesystem geführt, zu einer Loslösung von der Landschaft, zu einer Zersetzung des Erbes und der sozialen Isolation der Städte voneinander. Deshalb ist die Ausstellung ein jährliches Projekt, das darauf abzielt, die Aufmerksamkeit auf eine Vielfalt von Beziehungen zwischen Menschen und Ort und Zeit zu lenken, wobei der Rhythmus und die Einzigartigkeit einer jeden Stadt erhalten bleibt und man sich durch die zeitliche Erzählweise von der Vergangenheit in die Gegenwart bewegt. Die Idee des Projekts geht über stereotype Repräsentationen von Nostalgie und Folklore hinaus. Es handelt sich vielmehr um das Bemühen, vergangene und zeitgenössische visuelle und kulturelle Belege gegenüberzustellen, nicht nur, um die Eigenart jener Städte zu betonen, sondern auch um Fragen der Erinnerung, Identität und des Wandels aufzuwerfen.
Die 3. Edition dieser Städteausstellung widmet sich Nablus als dem Ort, den es zu erkunden gilt. Unter dem Titel Zwischen Ebal und Gerzim wird mit künstlerischen Interventionen auf die heutigen Herausforderungen der Stadt reagiert, indem aktuelle soziale Verhaltensweisen mit der Historizität der Geographie und dem kollektiven Gedächtnis verbunden werden. In dieser Ausstellung ist Kunst nicht als eine Reproduktion existierender folklorischer oder zeitgenössischer Ästhetik aufgefasst, sondern als eine Intervention in die soziopolitischen Bereiche der Stadt. Die Herausforderung besteht darin, gemeinschaftliche Erfahrungen in den öffentlichen Raum zu bringen, und zwar in dem Bemühen, Wissen freizulegen und die Bedeutung dessen zu rekonstruieren, was marginalisiert gewesen ist. Zwischen Ebal und Gerzim etikettiert nicht das schon Bekannte und kopiert nicht stereotype Vorstellungen von Nablus, sondern es ist eine Archäologie des Wissens über Fragen des Wandels und der Transformation. Das Projekt ist auch ein Weg, die Vorstellung vom Zeitgenössischen in Verbindung zur sozialen Geschichte hervorzuheben.
In diesem Jahr betont der kuratoriale Ansatz gewisse semantische Fragen und Synonyme als Basis der Erkundung von Nablus. Solche Worte wie hinterfragen, erfragen, offenlegen, ansammeln, problematisieren, forschen, definieren und verteidigen sind für die Künstler grundlegende Instrumente gewesen, um damit zu spielen und ihre künstlerischen Konzepte zu entwickeln.
Indem in die Städteausstellung in diesem Jahr erstmals Künstler aus anderen Teilen der Welt einbezogen werden, kommt die Dimension des Aufhebens der Isolation hinzu, der Nablus nunmehr schon seit Jahrzehnten unterworfen ist. In heutiger Polemik sind Fragen von Verlust und Wiedererlangung tief verwurzelt. Zeitgenössische Kunst konzentriert sich mehr und mehr auf universale Themen und nutzt das Multidisziplinäre im Schaffensprozess. Auch die neuen Formen visuellen Ausdrucks in der Kunst wie neue Medien, Installationskunst, Video, Fotografie, Kunst im öffentlichen Raum werden leicht verbreitet und gemeinsam benutzt und bieten mehr Kanäle für Austausch, Dialog und Kritik.
Beteiligte Künstler/innen:
Nabil Anani
Bashar Alhroub
Samira Badran
Angelika Boeck
Tom Bogaert
Beatrice Catanzaro
Juan Delgado
Patrizio Esposito
Iyad Issa
Emily Jacir
Suleiman Mansour
Sahar Qawasmi
Ahlam Shibli
Nasser Soumi
Inass Yassin
Kuratoren:
Vera Tamari, Yazid Anani
Zwischen Ebal und Gerzim
Städteausstellung, 3. Edition
12. - 19. November 2011
Historisches Zentrum von Nablus
10. Dezember 2011 - 1. März 2012