Ahmed Basiony gilt als einer der wichtigsten Vertreter einer neuen Generation ägyptischer Künstler. Seine künstlerische Praxis ist äußerst vielfältig und hat sich in den letzten 10 Jahren sehr schnell entfaltet. Mit seinen frühen, großformatigen expressionistischen Gemälden hat er 2001 beim Jugendsalon den ersten Preis gewonnen. 2001 bis 2005 vollzog sich in seinem Schaffen eine Wandlung in eine experimentellere Richtung unter Einbeziehung neuer Medien und Multimedia-Installationen.
Parallel zu seiner Lehrtätigkeit führte Basionys kreative Produktion zu einer Reihe von Kunstwerken, die hauptsächlich auf den Mitteln der interaktiven Kunst aufbauen, so wie das im März 2007 beim ersten gemeinsamen Projekt mit seinem Künstlerkollegen Magdi Mostafa Madena in Erscheinung trat. Dieses Projekt hat den Großen Preis des 13. Jugendsalons gewonnen. Es war in der Halle des Mahmoud Mokhtar Museums ausgestellt. Das Projekt bezieht viele Multimediaebenen ein, beginnend mit Projektionen in einer Installation, die Live-Performances der Künstler zusammen mit dem Publikum während der Ausstellung zeigen. Madena ist eine audiovisuelle Reise, die das Gefühl, sich in den Straßen von Kairo zu befinden, in einen virtuellen Bereich im Ausstellungsraum überträgt.
2007 schuf Basiony in einem unabhängigen Projekt sein erstes interaktives Medienexperiment, das Teil des von Shady El Noshokaty organisierten Gruppenprojekts Stammer an Interactive Experiment war, präsentiert in der von Karim Francis kuratierten Ausstellung Occidentalism. Dabei führte Basiony eine Idee ein, die auf der Interaktion der Besucher mit ihrem eigenen Porträt beruht, das von einer Überwachungskamera aufgenommen und auf Hunderte nicht leuchtender Glühlampen projiziert wurde.
Im Dezember 2009 nahm Basiony an einer Ausstellung mit dem Titel The Body Invisible Presents im Mawlawiyah Palast teil, wo er seine konzeptuelle Performance Symmetrical System präsentierte. Dafür bedeckte er einen großen Teil des Bodens der Bühne mit flüssigem Gummi, das er mit Pigmenten gemischt hatte, um menschliche Haut zu simulieren. Er erschien auf der Bühne in einem blauen Overall, den Arbeiter im Schlachthof tragen, zusammen mit einer weiblichen Darstellerin, die ein dunkles barockes Kleid mit sehr komplexen Details trug. Es gab eine Spannung in der Beziehung zur weiblichen Darstellerin, die sich wie eine Puppe langsam um ihn herum bewegte und vorsichtig versuchte, in seinen Raum einzudringen. Diese Arbeit bezog sich auf die widersprüchlichen Beziehungen zwischen zwei verschiedenen Bereichen, die sich heimlich vereinen könnten, um durch den virtuellen Körper eine gemeinsame Sprache zu entdecken.
Basiony interessierte sich mehr und mehr für das Studium interaktiver digitaler Medien und wurde damit zu einem der sehr wenigen Experten, die sich in der aktuellen Kunstszene Ägyptens mit diesem Gebiet befassen. Das liegt am Fehlen jeglichen akademischen Programms, das diesen spezifischen Bereich der Kunst lehren würde, und an der großen Kenntnis von Hard- und Software, die notwendig ist, um solche interaktive Kunst praktizieren zu können.
Basiony produzierte zwei seiner größten Kunstprojekte mit Open-Source-Programmierung. Das erste war Dreißig Tage auf der Stelle laufen, präsentiert im Januar 2010 in der Ausstellung Why Not? in einem eigens dafür gebauten Raum außerhalb des Palasts der Künste im Garten des Opernhauses von Kairo. Der Raum war mit transparenter Plastikfolie abgeschlossen. Darin performte Basiony täglich eine Stunde, wobei er einen speziell für dieses Projekt gefertigten Plastikanzug trug, der ihn komplett mit Sensoren bedeckte, um die abgegebene Menge Schweiß und die beim Laufen im Raum angefallenen Schritte zu messen. Die Daten wurden drahtlos an den Computer übertragen und über diesen auf eine große Leinwand projiziert. Dort erschienen sie in einem grafischen Raster und in farbigen geometrischen Formen, die sich entsprechend der physiologischen Schwankungen seines Körpers veränderten und damit vermittels einer ästhetischen Manifestation von Farben und Formen eine Beziehung zwischen dem lebenden Körper und dem digitalen System herstellten.
Das letzte Projekt von Ahmed Basiony war die interaktive Arbeit ASCII Doesn't Speak Arabic, gezeigt bei der zweiwöchigen Cairo Documenta im Dezember 2010, einer großen unabhängigen Kunstausstellung, die eine Gruppe junger Künstler in einem der alten Hotels im Zentrum der Stadt organisierte. Auch diese Arbeit ist mit Open-Source-Programmierung zur Regelung des interaktiven Prozesses geschaffen worden. Das bewegte Bild des Betrachters erschien live in Form von ASCII Code auf einem Monitor, dieses Mal aber im arabischen Alphabet. Innerhalb der Parameter der Projektion ordnete das System dem Kopf eines jeden Betrachters arabische Schriftzeichen zu. Indem sie den Kopf zur Seite schwingen, konnten die Besucher den ihnen zugeordneten Buchstaben auf einen anderen Monitor verschieben. Das konnten auch mehrere Besucher gleichzeitig tun, und durch eine Synchronisierung ihrer Bewegungen war es möglich, Wörter oder Sätze zu bilden. Das Projekt untersuchte die Beziehung zwischen Körpersprache und verbaler Kommunikation.
Siehe den kompletten >> Text
von Shady El Noshokaty.