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Text, Textur und Textualisierung: Reflexionen über das Jordan International Art Symposium 2009.
Von Stine Høxbroe | Jul 2009Jahrzehnte lang war Jordanien für sein jährliches Jerash Festival mit einem renommierten Musik-, Tanz- und Theaterprogramm bekannt. Mit dem Start des Jordan Festival 2009 hat das jordanische Kulturministerium beschlossen, das Fest der Kunst und Kultur auf das gesamte Königreich auszuweiten.
Das Festival begann am 7. Juli 2009 mit einer großen performativen Show, um den zweiten Jahrestag der Wahl von Petra zu einem der neuen Sieben Weltwunder zu begehen. Dieser Schritt hat Jordaniens Position auf der kulturellen Landkarte der Menschheit gefestigt und ist Ausdruck seiner ständigen Beiträge zu Architektur, Kunst, Literatur, Werten und Erbe. Als Fortsetzung der historischen Errungenschaften des Landes wurde ein nationales Festival gegründet, das in jedem Gouvernement gesehen, gefühlt und gehört werden kann. Es ist ein Festival, das jeden ermutigt, das Land zu besuchen oder dort zu leben, um an seinen vielfältigen Aktivitäten teilzunehmen.
Eine dieser Aktivitäten ist das Jordan International Art Symposium, das vom 7. bis zum 18. Juli stattfand. Dazu wurden 50 Künstlerinnen und Künstler eingeladen, im Kulturdorf in den hügeligen Al Hussein Gärten in Amman zu arbeiten. Sie kamen vor allem aus der arabischen Welt, aber auch aus Europa (z.B. Eric Van Hove und Andrea Musa), Afrika (z.B. Viyé Diba) und den USA (u.a. Jack Sal).
Die Organisatorin Hilda Hiary erklärte, dass dieses Treffen eine gute Gelegenheit für Künstler sei, miteinander in Kontakt zu kommen und Gedanken und Visionen auszutauschen. Dr. Najat Makki und Khalil Abdul Wahid aus den Vereinigten Arabischen Emiraten stimmten dem zu und lobten die inspirierende Atmosphäre und die positive Energie, die es unter den Künstlern gibt und sich in deren Werken widerspiegelt. Die arabische Welt ist kein Tuch. Sie ist kein einheitliches Kleidungsstück mit derselben Farbe, Textur und Größe. Die arabische Welt ist mehr wie ein Quilt - viele Flicken, viele Stücke, viele Farben und viele Größen - alle mit einem gemeinsamen Faden verwoben und von diesem zusammengehalten. Auf ähnliche Weise scheint es verbindende Fäden zwischen den Teilnehmern des Symposiums zu geben, genauer gesagt im Ansatz und der Nutzung der Malerei als Medium.
Mehrere Künstler drückten ihre Gedanken und ihr Bedürfnis aus, ihren gemeinsamen arabischen Hintergrund in ihren Gemälden, oft symbolisiert durch arabische kulturelle Elemente oder Codes und durch Kalligraphieschrift, mit dem zu kombinieren, was sie für westliche Traditionen erachten. Einige der Teilnehmer des Symposiums halten die Tradition der Malerei für eine festgelegte Angelegenheit: es ist eine westliche Kategorie und deshalb ist es schwierig, an sie von einem anderen Gesichtspunkt aus heranzugehen. Für andere ist die Tradition der Malerei eine weitaus kompliziertere Sache. Sie sehen deren westliche Dominanz als einen Weg, der mit einer langen Geschichte des politischen und soziokulturellen Kampfes in Verbindung steht und sich in der Kolonialzeit herauskristallisiert hat.
Westliche Malerei, so wie wir sie mit ihrem Stil und ihrer Technik kennen, hat arabische Bildkunst seit etwa 100 Jahren beeinflusst, aber schon davor ist die arabische visuelle Kultur durch chinesische, indische, persische und ägyptische bildnerische Traditionen beeinflusst worden. Doch während einige arabische Maler die Tradition der Malerei zumindest historisch und technisch für eine westliche Kunstkategorie halten, argumentieren andere, der Westen hätte nicht das Copyright für zeitgenössische Maltradition.
Dieses Thema beschäftigt den renommierten Grafiker und Maler Ali Hassan aus Katar, der sich von der traditionellen Kalligraphie bis hin zum Druck und zur Malerei bewegt. Dasselbe trifft auf den palästinensisch-jordanischen Maler Khairy Hirzallah zu, der arabische und westliche Elemente in seinem Schaffen vermischt.
Ein paar Teilnehmer probierten ihre Fähigkeit aus, dreidimensional zu arbeiten und mit der lokalen Umgebung und Geschichte zu interagieren, wodurch sie Spuren auch nach dem Symposium hinterließen, so z.B. Eric Van Hove, Hilda Hiary und Mohamed Ali.
Mit dem Aufkommen des Internet und neuer Technologien, einschließlich neuer Malereitraditionen, haben arabische Künstler und Denker das globale Dorf betreten und sich den Herausforderungen der Globalisierung gestellt, so der Sublimierung einer globalen Massenkultur. Das ist ein weiteres Thema, das arabische Künstler interessiert und für Hassan Meer aus dem Oman von Bedeutung ist. Er arbeitet mit Reflexionen - der Art und Weise wie jedes Individuum etwas wahrnimmt, interagiert und auf die es umgebende Welt einwirkt und von dieser wiederum beeinflusst wird. Die Frage innerer und äußerer Identität beschäftigt auch die Gedanken von Mohammed Talaat aus Ägypten, der mit aus verschiedenen Quellen hergeleiteten Ebenen von Identität arbeitet und ein Geflecht aus Spuren, Mustern und Formen aufbaut und dabei eine größere Gesellschaftsgeschichte kombiniert.
Mohammed Abla, ebenfalls aus Ägypten, geht in seinem Werk noch weiter, denn er sieht Kunst als ein Mittel, um das innere Selbst zu befreien und Verbindungen zu anderen Leuten herzustellen. Die Abla-Kunstmethode ist das Ergebnis dieses Anliegens. Indem er große transparente Plastikbögen zwischen die zu malenden Menschen und den Maler hängt, arrangiert er schnelle Kunstevents, in denen einige Leute ihren Platz und ihre Rolle tauschen, während andere Fotos machen und das bezaubernde Resultat kommentieren.
Die Art der im Symposium zum Ausdruck gekommenen Reflexionen ist ein Beispiel für die Fähigkeit von Künstlern, etwas aufzunehmen und zu erfinden. Die Antworten auf Themen der lokalen-globalen Identität illustrieren, wie Künstler zeitgenössische Impulse auf verschiedene Weise aneignen, transformieren und reproduzieren. In Zeiten des Wandels suchen die Menschen nach Wegen, um diese Veränderungen zu begreifen und mit ihnen fertig zu werden. Einer davon kann die Kunst sein.
Die Vision des Jordan Festival 2009 ist es, Kultur zu einem wesentlichen Faktor bei der Ausbildung einer nationalen Persönlichkeit zu machen, die der Welt präsentiert werden kann. Das Hauptanliegen dieser Initiative ist es, in Jordanien einen Dialog internationaler Kulturen über Vielfalt und Unterschiede zu initiieren. Indem sie dies tun, wollen die Organisatoren bei den Leuten Neugier wecken und ihnen Freude bringen, und das mit zweihundertsieben Veranstaltungen in den Bereichen Gesang, Musik, Tanz, lokale und ausländische Folklore, Theater, Film, Dichtung, Literatur und bildende Kunst. Nur wenige Tage nach der offiziellen Eröffnung arbeiteten die Veranstalter im Hintergrund schon daran, das Jordan Festival zu einem jährlichen Event mit visionären Plänen zu machen.
Nicht versäumt werden sollten die Ausstellung der Kunstwerke des Symposiums in der Foresight Gallery in Amman und das Kurzfilm-Forum, veranstaltet von der Royal Film Commission in Amman vom 19. bis 23. Juli 2009. Alle Veranstaltungen finden vom 7. Juli bis zum 8. August 2009 in Jordanien statt.
Künstlerinnen und Künstler
Ägypten: Mohamed Ablah, Mohammed Talaat, Ibrahim El Desouki
Bahrain: Balqees Fakhro
Belgien: Eric Van Hove
Brasilien: Silvia Poloto
Dänemark: Stine Høxbroe
Frankreich: Bernard Alligand
Irak: Serwan Baran, Himat Mohammed Ali, Hani Aldal Ali, Jabar Alwan
Italien: Claudio Bonichi, Benedetta Bonichi
Jordanien: Rafeeq Al Laham, Hind Naser, Saeed Haddadin, Mohammed Qaitoqah, Hazem Al Zubi, Khaled Khrais, Nimat Al Nasser, Abdel Aziz Abu Ghazaleh, Mohammad Al Ameri, Mohammad Al Jaloos, Samar Haddadin, Omar Hamdan, Isan Tantawi, Bader Mahasneh, Khairi Hirzallah, Suhail Buqaeen, Fadi Al Dawood, Jalal Oraiqat, Samar Haddadin, Hilda Hiary.
Katar: Ali Hassan
Kroatien: Jasna Barisic, Andrea Musa
Libanon: Khaled Ramadan
Marokko: Hassan Bourkiah, Yamin El Rhorba
Oman: Bodor Al Reyami, Hassan Meer
Palästina: Khaled Horani
Saudi-Arabien: Zaman Jassim
Senegal: Viyé Diba
Syrien: Bahram Hajou, Thair Hilal, Mohammed Ali
Tunesien: Omar Al Ghadamsi
USA: Jack Sal, Henri Doner-Hedrick, Jacqueline Taylor Basker
Vereinigte Arabische Emirate: Najat Makki, Khalil Abdul Wahid
Zypern: Melina Nicolaides
Stine Høxbroe
Dozentin für neue Medien, Grafikdesignerin und Spezialistin für Computeranimation. Organisierte verschiedene Projekte für Videokunst, Dokumentar- und TV-Produktion, u.a. das Festival Made in Video in Kopenhagen.
Teil des Jordan Festival 2009
7. Juli - 8. August 2009
Veranstaltet von der Höheren Kommission des Jordan Festival mit Unterstützung des Kulturministeriums von Jordanien
Jordan International Art Symposium
7. - 18. Juli 2009
Cultural Village
Al Hussein Public Park
Amman
Organisatorin: Hilda Hiary
Ausstellung: