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32 Künstler und Gruppen aus dem post-sowjetischen Zentralasien in der Fondazione 107, Turin, Italien.
Jul 2009Als erste Veranstaltung in ihren neu eröffneten Räumen präsentiert die Fondazione 107 in Turin, Italien, die umfangreiche Ausstellung East of Nowhere: Contemporary Art from post-Soviet Central Asia (Östlich von nirgendwo: Zeitgenössische Kunst aus dem post-sowjetischen Zentralasien). An der Via Sansovino 234 hat diese private Stiftung ihr eigenes Kunstzentrum in einem 1.500 m2 großen ehemaligen Industriekomplex in der Nähe des Turiner Stadio delle Alpi etabliert, um sowohl lokalen als auch internationalen Künstlern und Events multidisziplinäre Arbeits- und Ausstellungsräume zu bieten.
Federico Piccari, Präsident der Fondazione 107 und ein praktizierender Künstler, erläutert: "Diese Ausstellung ist Teil unseres Kulturprogramms, das auf die Schaffung einer praktischen Synergie zwischen zeitgenössischer Kunst und der Industrie ausgerichtet ist. Mit dieser Eröffnungsveranstaltung beginnen wir unser langfristiges Engagement für die Förderung künstlerischer Initiativen in einem offenen und sich aktiv entfaltenden Kontext, wobei wir die dynamischen kulturellen Gegebenheiten Turins mit anderen kreativen und multikulturellen Realitäten verknüpfen. Unsere Sammlung zentralasiatischer Kunstwerke gehört zu den besten für diese Region und bietet einen spannenden Ausgangspunkt für unsere künftige Rolle in der internationalen Kunstszene."
East of Nowhere zeigt das Schaffen von 32 Künstlerinnen und Künstlern aus den früheren Sowjetrepubliken Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Usbekistan sowie aus Afghanistan und der Mongolei. Früher in die monolithische Sowjetunion eingegliedert, ist die Rekonfiguration dieses "Groß-Zentralasiens" eines der bedeutendsten politischen und kulturellen Ereignisse unserer Zeit. Diese Region verändert schnell ganze Ökonomien (Öl, Gas und andere natürliche Ressourcen) und geopolitische Verhältnisse (verschiedene Konflikte und strategische Allianzen), und das nicht allein auf dem asiatischen Kontinent. Jüngere Geschehnisse rufen die Dynamik des "Großen Spiels" des 19. Jahrhunderts in Erinnerung, die Rudyard Kipling in seinem anschaulichen Roman Kim (1901) berühmt gemacht hat, und lassen die Legende der alten Seidenstraße aufleben.
Diese Ausstellung präsentiert ein sehr vielfältiges und einfallsreiches Kunstphänomen, das dem beispiellosen Wandel kühn gegenübersteht. Die Werke zeugen von neuen ideologischen Entwicklungen und einer Wiedergeburt alter prä-sowjetischer und sogar prä-islamischer Kulturen. Die Ausstellung analysiert die transformative Natur von Erfahrungen, zu denen politische Grenzen, kulturelle Identität, sozialer Kampf und persönliche Neuorientierung gehören.
Die von Enrico Mascelloni, Valeria Ibraeva und Rosa Maria Falvo in Zusammenarbeit mit Federico Piccari kuratierte Schau offeriert eine frische Sicht der unmittelbaren Anliegen zentralasiatischer Künstler, junger wie alter. Deren kollektive Anstrengungen sind ironische und provozierende Antworten auf die Unzulänglichkeiten der politischen Verhältnisse, die Zustände des Mangels und der Beschränkungen und die Neubelebung von Traditionen und spirituellen Auffassungen.
Es werden über 100 Kunstwerke gezeigt, sowohl von international anerkannten kasachischen Künstlern wie Said Atabekov, Almagul Menlibayeva, Yerbossyn Menlibekov und Oksana Shatalova wie auch von jungen Künstlern, die im Westen noch kaum zu sehen waren. Als Hommage an Rustam Khalfin, den Patriarchen der Avantgarde Zentralasiens, umfasst diese Auswahl ein weites Spektrum an Stilen und Medien, so die riesigen Objektassemblagen des älteren kasachischen Bildhauers Georgy Tryakin-Bukharov, neue Videos des afghanischen Künstlers und Lehrers Rahraw Omarzad und verschiedene fotografische Arbeiten, u.a. die vor 1995 entstandenen historischen Bilder der mongolischen Künstlerin Dugarsham Tserennadmid, die zu einem nomadischen Leben in die Steppe zurückkehrte. Gezeigt werden außerdem großformatige Gemälde des kasachischen Künstlers Moldakul Narymbetov und von Talant Ogobaev aus Kirgisistan sowie auch die feinen Miniaturbilder von Khadim Ali, dessen Familie aus Afghanistan stammt.
Ko-Kuratorin Rosa Maria Falvo sagt: "Hier ist die 'Reise' nicht nur eine Metapher für den Austausch von Kulturen, sie wird zum Kontext der Kreativität selbst. Ganz verschiedene Bilder zeugen nicht nur von Konventionen und Sehnsüchten innerhalb des jeweiligen Landes, der Gesellschaft und Kultur, sondern gehen über diese hinaus und zeigen die facettenreichen Bedingungen des 'zentralasiatischen' Lebens von heute. Beispiele dafür sind Rahraw Omarzads verschleierte Gesichter afghanischer Frauen, deren eindringliche Blicke die heroische Stille des persönlichen Ausdrucks deklarieren, Davaa Dorjderems mütterliche mongolische Mädchen, choreographiert in Schwanen ähnlichen Posen oder Georgy Tryakin-Bukharovs improvisierte kasachische 'Ferkel', überlebensgroß und assoziiert mit einem bedrohlichen bürokratischen 'Wolf'. Anstelle von Künstlern, die über etwas ganz Neues nachdenken, das sie sagen könnten, sehen wir die Gegenüberstellung neuer Möglichkeiten, mit denen das zum Ausdruck gebracht wird, was noch bis vor kurzem nicht gesagt werden durfte. Diese Suche nach dem Selbst ist von ihrer Definition her frisch und herausfordernd; weniger innerhalb einer allgemeinen Philosophie, eines Zieles oder einer Erfahrung, sondern mehr wie ein integraler Teil eines antiken griechischen Chores, der das zeitgenössische Drama kommentiert."
Der 320 Seiten umfassende Katalog wurde von Editions 107 in Italienisch, Englisch und Russisch veröffentlicht und enthält drei kuratoriale Essays, einen Text des Kunstkritikers Gamal Bokonbaev, Porträts und Biographien der Künstler, eine Chronologie wichtiger Ereignisse in der Kunst Zentralasiens und farbige Reproduktionen aller gezeigten Kunstwerke.
32 Künstler und Gruppen:
Afghanistan:
Khadim Ali
Rahraw Omarzad
Sheenkai Alam Stanikazai
Kasachstan:
Said Atabekov
Georgy Tryakin-Bukharov
Natalya Dyu
Rustam Khalfin
Irina Maslikova
Yerbossyn Meldibekov
Almagul Menlibayeva
Gulnur Mukazhanova
Moldakul Narymbetov
Ekaterina Nikonorova
Oksana Shatalova
Regina Shepetya
Aleksei Shindin
Saule Suleimenova
Diana Yun
Malik Zenger
Kirgistan:
Talgat Asyrankulov
Arthur Boljurov
Ulan Djaparov
Shailo Djekshenbaev
Alimjan Jorobaev
Talant Ogobaev
Hudsovet Group
Z.A.D. Group
Mongolei:
Uuriintuya Dagvasambuu
Davaa Dorjderem
Dugarsham Tserennadmid
Tadschikistan:
Gennady Ratushenko
Usbekistan:
Vyacheslav Akhunov
KuratorInnen:
Enrico Mascelloni, Valeria Ibraeva und Rosa Maria Falvo, in Zusammenarbeit mit Federico Piccari.
East of Nowhere
(Östlich von nirgendwo)
Zeitgenössische Kunst aus dem post-sowjetischen Zentralasien
28. Mai - 9. Nov. 2009
Ort, Veranstalter: