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Rezension der 8. Biennale afrikanischer Fotografie in Mali. Mit einer Auswahl von 32 Fotos.
Von Martin Vogl | Dez 2009Die 8. Biennale afrikanischer Fotografie in Bamako endete am 7. Dezember nach einmonatiger Dauer. Die auch Recontres de Bamako (Bamako Treffen) genannte Veranstaltung ist ein Treffpunkt für Fotografen, die aus Afrika stammen oder auf dem Kontinent arbeiten, sowie für Verleger, Kuratoren und andere Kunstspezialisten, die mit ihnen zusammenarbeiten.
Eine große Hoffnung der Veranstalter bestand dieses Mal darin, dass die Recontres nach einer fast 15jährigen Existenz 2009 definitiv den Durchbruch als ein ganz wichtiger Termin im Kalender all jener schaffen, die in Afrika auf dem Gebiet der Fotografie arbeiten. Es lag eine gewisse Begeisterung in der Luft, und der Generalbeauftragte der Biennale, Samuel Sidibé, findet, dass die Organisation einen großen Schritt voran gekommen ist. "Die Biennale ist einer der wenigen Orte für afrikanische Fotografie in der internationalen Szene. Afrikanische Fotografen haben keine Szene in Europa. Sie haben keine Szene in den USA. Dieses hier ist der einzige Weg für sie, gesehen und promoted zu werden."
Die Biennale brachte in den offiziellen Ausstellungen mehr als 50 Fotografen und eine Handvoll Videokünstler zusammen, und etwa 50 weitere Fotografen zeigten ihre Werke in parallelen Präsentationen an verschiedenen Orten Bamakos. Dieses Jahr fand die Biennale an nur drei Hauptausstellungsorten statt: dem Nationalmuseum, dem Kulturpalast und dem Bezirksmuseum. Die Veranstalter meinten, in der Vergangenheit sei die Biennale über zu viele Räumlichkeiten verteilt gewesen. Eine weitere Neuerung war die Einbeziehung einer Ausstellung zeitgenössischer Fotografie aus Mali.
Das Thema in diesem Jahr lautete Grenzen, und obwohl es in vielen Arbeiten auf vorhersehbare Weise um die Versuche von Afrikanern ging, nach Europa zu emigrieren, gab es auch jede Menge anderer Herangehensweisen. So hat z.B. der Autor der Fotos, die mit dem Hauptpreis der Biennale, dem Seydou Keïta Preis, ausgezeichnet wurden, Grenzen in der nigerianischen Stadt Lagos aufgezeigt. Die aus sechs mittelformatigen Farbfotos bestehende Serie ist Leben unter Brücken betitelt. Alle sind von einem einzigen Punkt unter einer Brücke aufgenommen worden. In der Mitte dieser Brücke gibt es einen Spalt, und durch diesen scheint ein Lichtstrahl. Die Personen auf den Fotos posieren in diesem Lichtstrahl oder bewegen sich durch ihn hindurch. Der Fotograf, der 37-jährige Nigerianer Uche Okpa-Iroha, sagt, die Fotos zeigen die Trennung zwischen Reichen und Armen in der Stadt. "Diese Leute leben unter der Brücke, aber sie träumen davon, in einem anderen Teil der Stadt zu leben. Sie versuchen einfach nur, mit ihrem Platz zurecht zu kommen, irgend etwas daraus zu machen, Geschäfte zu betreiben, ihr Auskommen zu haben und wie jeder andere Nigerianer zu leben."
Die Biennale umfasst viele verschiedene Formen der Fotografie. Es gibt klassische Reportagen wie z.B. die Arbeiten von Alain Wandimoyi aus der Demokratischen Republik Kongo. Seine Serie von fünf kleinen Farbfotos zeigt das Alltagsleben derjenigen, die durch die Kämpfe in der Region Kivu aus ihren Orten vertrieben worden sind.
Eine abstraktere Art der Fotografie kann man im Weltmosaik von Saïdou Dicko aus Burkina Faso finden. Dicko hat einige Hundert sehr kleiner Fotos zu einem Gitterraster arrangiert. Die Bilder zeigen vor allem die Schatten von Leuten oder Tieren oder Farbkleckse, die wie Menschen aussehen.
Bei den diesjährigen Recontres hat die Serie Nollywood des Südafrikaners Pieter Hugo einen starken Eindruck hinterlassen. In diesen großformatigen Farbfotografien geht es um Themen, die in der nigerianischen Filmindustrie häufig anzutreffen sind. Viele dieser inszenierten Porträts schockierten die Betrachter, weil aus Horrorfilmen zu stammen scheinen. Die grausigen Makups sind besonders verstörend.
Jungen Fotografen bot die Biennale eine Gelegenheit, ihre Arbeiten zu zeigen und Kollegen zu treffen und mit ihnen zu diskutieren. Aboubacar Traoré, ein Fotograf aus Mali, von dem Arbeiten in die Hauptausstellung einbezogen waren, hält dies für eine wichtige Erfahrung seiner beruflichen Entwicklung: "Ich lernte während der Biennale eine Menge. Ich schaute mir die Arbeiten meiner Kollegen an, und das war wirklich anregend für mich. Die Qualität der Fotografien war im Allgemeinen sehr gut."
Eine der stärksten Kritiken an den Recontres lautete, die Veranstalter hätten nicht genügend dafür getan, die Bevölkerung von Bamako zu erreichen. Man hatte sich zwar darum bemühte, große Poster in der Stadt aufzuhängen, aber die dafür vorgesehenen Fotos erreichten Bamako nicht rechtzeitig, und außerdem gab es einigen Widerstand seitens lokaler Autoritäten. Samuel Sidibé vom Organisationskomitee versicherte, dies sei etwas, um das man sich beim nächsten Mal mehr kümmern werde. "Wir versuchten, eine Menge Fotografien auf die Straße zu bringen. Leider haben wir das nicht wirklich geschafft, weil wir einige Probleme mit Offiziellen hatten, die dagegen waren. Ich denke, darüber müssen wir bei der nächsten Biennale gründlicher nachdenken. Wenn die Leute nicht ins Museum kommen, müssen wir die Fotografien zu ihnen bringen."
Martin Vogl
Freischaffender Journalist, lebt derzeit in Bamako, Mali.
8. Bamako Treffen
Biennale afrikanischer Fotografie
7. Nov. - 7. Dez. 2009
Bamako, Mali
Thema: Grenzen
Generalbeauftragter: Samuel Sidibé
Künstlerische Leitung:
Michket Krifa
Laura Serani
Gemeinsam produziert vom Kulturministerium Malis und Culturesfrance, der französischen Agentur für Kulturaustausch