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\"Ich gegen die Angkots\" - ein Rennen im Verkehrschaos Indonesiens als Videospiel.
Von Joselina Cruz | Okt 2008Das Spiel endet, wenn auf dem Bildschirm die Meldung aufflackert: mehr Münzen einwerfen. Allerdings findet das Spiel auf den gefährlichen Straßen von Indonesien statt. Und der Künstler Rizki R. Utama (oQ) verwebt sein Werk mit der Stadt, mit der Metropole als Kulisse und Gegenstand seiner fotografischen und Videoexperimente. Als Mitglied der Künstlergruppe und des alternativen Kunstraums Buton Kultur 21 in Bandung hat Utama amüsante und spielerische Werke mit pointierten Anspielungen auf Indonesiens Way of Life geschaffen.
In der Videopprojektion Ich gegen die Angkots (2006) hat Utama ein Video produziert, das die Fantasien wütender Fahrer in aller Welt wiedergibt. Ohne es bis zur durchaus vorstellbaren Gewalt zu treiben, die einem dabei in den Sinn kommt, lässt uns das Video das Chaos im Straßenverkehr als ein Spiel sehen, in dem wir waghalsig fahren und gerade dafür Punkte gewinnen. Der Transport in Indonesien ist ein Wirrwarr aus Autos, Mopeds, Becaks (Fahrradrikschas) und Angkots (ein Minibus-Taxi, das verschiedene Passagiere aufnimmt). Angkots wie auch Becaks können an jedem Punkt herangewunken und überall, wo man aussteigen möchte, angehalten werden.
Das Video erscheint als geteilte Projektion. Das Spiel findet zwischen einem Moped (gefahren vom Künstler) und dem Fahrer eines Angkot statt. Die Regeln bleiben unklar - falls es überhaupt welche gibt, und das Ziel ist unbekannt, man weiß vielleicht gerade, dass es das nächste Level zu erreichen gilt. Jedes Fahrzeug rast mit beängstigender Geschwindigkeit durch die Stadt, versucht geschickt allem auszuweichen, was seinen Weg kreuzt, und fädelt sich im Wortsinne durch dichten Verkehr und über Kreuzungen. Bei jedem Anschein von Dreistigkeit eines Anderen wird gehupt, und Punkte werden gezählt und Bonusse erzielt. Man hört Gespräche, Geld wechselt von einer Hand in die andere und der Weg ins Nirgendwo und Überall geht weiter. Das nach dem Vorbild von Spielautomaten aus den 1980er Jahren gestaltete Video ist wahnsinnig komisch und zugleich aber auch ernüchternd. Als bloßer Betrachter des Videos so weit von dem haarsträubenden Navigieren durch Straßen entfernt zu sein, das zum Alltag in vielen Städten gehört, sollte man als Privileg und Luxus begreifen.
Joselina Cruz
Freischaffende Kuratorin und Autorin, arbeitet in Manila, Philippinen, und Singapur. War Kuratorin am Singapore Art Museum und am Lopez Museum in Manila. Ko-Kuratorin der 2. Singapur Biennale 2008.
Ich gegen die Angkots. 2006
Video, 5:33 Min