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Verzweifelte Suche nach dem Paradies. Der Pakistan-Pavillon bei der Art Dubai. Kuratorin: Salima Hashmi.
Mai 2008Die erste kuratierte Ausstellung bei einer Art Dubai überhaupt brachte eine neue kreative Dimension in die Kunstmesse. Unter dem Titel Desperately Seeking Paradise (Verzweifelte Suche nach dem Paradies), übernommen von einem Buch von Ziauddin Sardar, sind einige der interessantesten Künstlerinnen und Künstler Pakistans vorgestellt worden. Die markante pakistanische Kunstszene hat sich ausgehend von den ureigenen Auffassungen und Vorstellungen der Künstler unabhängig von kommerziellen Einflüssen entwickelt.
Zum Pakistan-Pavillon gehörte auch das Projekt >> Am Ende des Regenbogens, eine künstlerische Kooperation zwischen Studenten der American University of Dubai und einer Gruppe von einfachen Arbeitern in Dubai im Rahmen eines sechswöchigen Workshops für Fotografie. Dieses einzigartige Programm bot einen seltenen Einblick in die Erfahrungen von Gastarbeitern, deren Hände das Erscheinungsbild von Dubai geschaffen haben.
Kuratorin Salima Hashmi über die Ausstellung und die Künstlerinnen und Künstler:
In der Art wie die Auffassungen und die unterschiedlichen Kunstpraktiken von heute erkundet werden ist Desperately Seeking Paradise bewusst provozierend. Pakistan, das 2007 den 60. Jahrestag seiner Existenz als unabhängiger Staat feierte, hat eine turbulente und politisch gebrochene Geschichte. Interessanterweise ist es aber gerade das, was eine fruchtbare und lebendige Kunstszene hervorgebracht hat, die im letzten Jahrzehnt ihre Reife erlangte. Diese Ausstellung offenbart ein anhaltend selbstkritisches Panorama, das humorvoll, streitbar und innovativ ist. Sie provoziert mit frischen Ideen, ironischen Kommentaren und Träumereien darüber, wie die muslimische Gesellschaft im 21. Jahrhundert beschaffen sein könnte.
Rashid Rana, dessen digitale Gemälde voller vielschichtiger Botschaften sind, gehört zu den bekanntesten Vertretern dieser Generation. Soziale und politische Gegenüberstellungen sind in aussagekräftige Bilder gefasst. Sie können einem ein behagliches visuelles Vergnügen bereiten oder einen wachrütteln und auf die harte Realität der wirklichen Welt zurückwerfen.
Auch Naiza Khan geht mit ihrer Kunst sozialen Dualitäten nach. Sie untersucht Ansätze, die den Geschlechterrollen in der patriarchalischen Gesellschaft entgegengesetzt sind. Der Begriff des "Schutzes" des Weiblichen im Gegensatz zur "Beherrschung" der Frau wird einer Überprüfung unterzogen.
Huma Muljis ironische Sicht eines internationalen muslimischen Reisenden bot vor kurzem in der neu eröffneten Nationalgalerie von Pakistan reichlich Gesprächsstoff. Sie widmet sich düsteren Themen mit einer Leichtigkeit, die trotz allem aufschlussreich ist.
Ebenfalls meditativ, sanguinisch, minimalistisch und tiefgehend ist die Welt von Muhammad Ali Talpur. Es ist eine Gemütsverfassung, die sich angesichts der uns bekannten, Konflikt beladenen Realität nach völliger Ausgeglichenheit sehnt. Vielleicht ist das der Traum, der das Publikum und den Künstler gleichermaßen verbindet?
Farida Batool ist Künstlerin und Aktivistin, deren Schaffen dem Besorgnis erregenden Zustand der Städte Pakistans gewidmet ist. Ihr Vokabular umfasst viele Medien, vom Linsenraster-Druck bis zu Video und Textilkunst. Sie bezeugt die Erfindungsgabe selbst jener Menschen, denen sie in den verzweifeltesten Verhältnissen begegnet.
Ali Raza und Faiza Butt kommentieren beunruhigende Anzeichen einer wachsenden Militarisierung, die sich sogar in unserer Psyche ausbreitet. Die Kinder von Faiza Butt sind ihre Modelle, deren Spiele in all ihrer Unschuld einen Unterton der Bedrohung aufweisen. Anwar Saeed zieht sich hingegen in eine innere Welt zurück. Seine Erzählweise ist mysteriös, sehr persönlich und äußerst eindringlich.
Im letzten Jahrzehnt ist ein spezifisch pakistanisches Genre aufgekommen, die "zeitgenössische Miniatur", und Imran Qureshi ist einer der bekanntesten Vertreter. Indem er die Agenda der Traditionalisten erweitert, erweitert Qureshi mit seinem kryptischen Werk Unlearning Miniature Feingefühl auf heroische Ausmaße.
Dubai scheint ein besonders passender Ort für Desperately Seeking Paradise zu sein. Es bemüht sich tatsächlich darum, eine alternative Adresse bzw. ein Refugium für viele zu sein, die danach suchen - ökonomisch, kulturell, sozial und politisch. Die holländische Künstlerin Sophie Ernst hat die letzten fünf Jahre in Pakistan gelebt und gelehrt und die Hoffnungen der nach dem Paradiese Suchenden durch ihr eigenes Prisma dokumentiert. Es ist eine schmerzliche Erinnerung an die nicht erfüllten Träume aller Sterblichen.
Desperately Seeking Paradise
Der Pakistan-Pavillon bei der Art Dubai
19. - 22. März 2008
Madinat Jumeirah
Dubai, Vereinigte Arabische Emirate
Direktorin: Salma Tuqan
Kuratorin: Salima Hashmi
Künstlerinnen und Künstler:
Farida Batool
Faiza Butt
Sophie Ernst
Duriya Kazi
Naiza Khan
Huma Mulji
Imran Qureshi
Rashid Rana
Ali Raza
Mohammad Ali Talpur
Anwar Saeed
Foto-Workshop mit Arbeitern koordiniert von Saba Qizilbash