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Eine Auswahl aus der M. Din Mohammad Sammlung im Museum der Nat. Universität Singapur.
Von Shabbir Hussain Mustafa | Okt 2008Sammlungen und Strukturen in der Art von Museen gibt es in aller Welt schon seit frühen Epochen. In Asien wurden wertvolle Gegenstände in Tempeln und Schreinen als Objekte religiöser und kultureller Ehrerbietung verwahrt. In Sri Lanka ist die Reliquie des heiligen Zahns Buddhas im Sri Dalada Maligawa erhalten, einem Tempel und einer touristischen Attraktion. Schon in weit zurückliegender Zeit wurden in Stammesdörfern des malaysischen Archipels spezielle Häuser errichtet, um geheiligte Utensilien aufzubewahren, wie Relikte der Ahnen, Symbole der Abstammung und andere Kostbarkeiten. Dennoch sind solche nicht-westlichen Modelle nur wenig als alternative Formen museologischer, archivarischer und kuratorialer Praxis zur Kenntnis genommen worden. Die professionelle Museologie in Asien scheint eng an ein Wissenssystem gebunden zu sein, und zwar an das moderne westliche, dessen Entstehung auf das 17. Jahrhundert zurückgeführt wird. Dieses Modell (mit Ausnahmen, natürlich) hat diktiert, wie nicht-westliche Objekte in modernen Museen weltweit zu sammeln, zu dokumentieren, zu kuratieren und wahrzunehmen sind. Aber was geschieht mit solchen Objekten aus unseren lokalen Billigläden oder Edelboutiquen, die wir als "Antiquitäten" oder "Kuriositäten" sammeln und die damit zu Teilen der dekorativen Landschaft unseres Zuhauses werden? Der Künstler Mohammad Din Mohammad (1955-2007), der lange in Singapur lebte, hatte einige Antworten darauf.
Die Ausstellung Archives & Desires (Archive & Begehren) untersucht Aspekte moderner Kunst und museologischer Diskurse Südostasiens anhand des Lebens und Schaffens von Mohammad Din Mohammad. Dieser wurde in Malakka (Malaysia) geboren und erhielt seine künstlerische Ausbildung an der Nanyang Academy of Fine Arts in Singapur, die er 1976 absolvierte. Er war ein Anhänger des Sufismus, und seine Gemälde und Skulpturen sind stark von seiner Praxis als Silat Guru (traditioneller Heiler) und seinen vielen Reisen durch Südostasien beeinflusst. Mohammad Dins Leidenschaft für den Sufismus und sein Trachten nach Mäßigung in allen Aspekten des Lebens inspirierten ihn, Kalligraphie in arabischen Schriftzeichen mit seinen bloßen Händen zu malen, eine anfänglich vom indonesischen Meister Affandi inspirierte Technik, die er zwei Jahrzehnte lang ausprobierte, weiterentwickelte und personalisierte. Mohammad Din nutzte seine Kalligraphie, Malerei und Skulpturen im Allgemeinen dazu, die Gnade Allahs zu preisen, aber auch um in jedem einzelnen Werk eine gewisse persönliche Zauberenergie, die sich über den Blick vermittelt, darzustellen.
Im Laufe ihres kreativen Lebens haben Mohammad Din und seine ebenfalls künstlerisch tätige Frau Hamidah Jalil etliche Artefakte aus Südostasien gesammelt, von den malaysischen Kris (Dolche) bis zu seltenen Münzen und Textilien. Die Wände und Räume ihres Zuhauses in Singapur belegen den Großmut und die Spannweite dieser Sammlung. Viele der gefundenen Objekte benutzte Mohammad Din in seinen Skulpturen, die ein anschauliches Zeugnis seiner eklektischen kulturellen Bezüge zu Südostasien sind. Ausgehend von einer ausgiebigen ethnografischen Bestandsaufnahme in den Häusern des Künstlers in Singapur und Malakka entwirrt die Ausstellung im NUS Museum die komplexen Beziehungen zwischen der machtvollen Position, die moderne Museen hinsichtlich des "Archivierens von Kulturen" einnehmen, seien es westliche oder nicht-westliche, und der Politik Mohammads in seiner privaten Sammlung, die offenkundig jenseits der Gepflogenheiten eines modernen Museums liegt.
Die Ausstellung vereint Gemälde, Kalligraphien, Skulpturen, traditionelle Utensilien für das Heilen und Sammelobjekte von Mohammad Din in einem Raum. Dafür ist ein Spektrum an Präsentationsstrategien angewandt worden, um die Galerie in die Lage zu versetzen, eine diskursive Darstellung eines Selbstporträts von Mohammad Din vermitteln zu können. Es war eine bewusste Entscheidung, die Ausstellung nicht wie bei üblichen Museumskonventionen auf "abgeschlossene" Produkte zu beschränken, sondern vermittels einer auf eine konsequente, rationale, chronologische Erzählweise verzichtenden Methode eine Auswahl aus der Sammlung auszubreiten. Der kuratoriale Ansatz ist der eines buchstäblichen "Synkretismus", den jeder einzelne Betrachter visuell konstruiert, indem er die verschiedenen Arrangements in seinem Bemühen verschmilzt, das facettenreiche Oeuvre von "Mohammad Din" zu verstehen, aber gleichzeitig auch die Künstlichkeit und die Probleme anzuerkennen, die mit der Musealisierung von Kulturen einhergehen.
Shabbir Hussain Mustafa
Assistenz-Kurator am Museum der Nationalen Universität Singapur, NUS Centre For the Arts.
Archive & Begehren: Auswahl aus der Mohammad Din Mohammad Sammlung
21. Aug. - 23. Nov. 2008
NUS Museum
50 Kent Ridge Crescent
University Cultural Centre
National University of Singapore
Kurator: Shabbir Hussain Mustafa