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Symbole der Modernisierung Malaysias kombiniert mit Elementen traditioneller Kultur.
Von Matthew Ngui | Okt 2008In der Singapur Biennale 2008 zeigt Liew Kung Yu die Arbeit Cermelang, Gemilang, Terbilang (Vortrefflichkeit, Ruhm, Distinktion), die 2007 im Unabhängigkeitsprojekt in der Petronas Galerie in Kuala Lumpur zu sehen war. "Cermelang, Gemilang, Terbilang" ist der Slogan für den Nationalfeiertag Malaysias.
Das Kunstwerk umfasst zwei Elemente. Das erste ist im wesentlichen eine Photoshopmontage verschiedener typisch malaysischer Motive, wie den Petronas-Türmen, dem ersten malaysischen Astronauten, dem Auto der Marke Proton, also Symbolen der Modernisierung Malaysias, arrangiert in der Art eines Pohon Beringin (Lebensbaum). Ein solcher Lebensbaum erscheint in den Darbietungen des Wayang Kulit (Schattenpuppentheater). Diese Montage wird mit dem Wort Merdeka (Unabhängigkeit, Freiheit) verbunden. Desweiteren ist dieser Pohon Beringin, dem Spiel von Licht und Schatten im Wayang Kulit entsprechend, so mit Löchern und Schlitzen perforiert, dass man diese von vorn nicht wahrnimmt, das Licht jedoch hindurchscheinen kann. Dadurch wird auf den Boden und die Wand im hinteren Teil des Raumes die Gestalt eines Dämonenkönigs Rawana projiziert, der zweiköpfigen Kelantan-Version eines traditionellen Charakters des Wayang Kulit, eines gefräßigen, aber (in einigen Versionen zumindest) gutmütigen Schurken, der - dem Künstler zufolge - gern auftrumpft. Der Ausgangspunkt dieses Wesens ist Ravana, einer der Protagonisten des Ramayana, eines literarischen Epos in Sanskrit.
Cermelang, Gemilang, Terbilang geht vom lokalen populären Symbolismus und den großen Themen der Literatur aus und adaptiert diese an die moderne, sich entwickelnde Welt in der Art des Geschichtenerzählens. Dadurch kommen in der Installation Schönheit, Popkultur und Kitsch, Theater (die Analogie des Wayang Kulit) und Verspieltheit zusammen. Indem das Licht durch die fast unsichtbaren Löcher in den Symbolen nationaler Prosperität fällt, entsteht das Bild eines mythischen Bösewichts. Es gibt eine offenkundige, verschmitzte und spielerische Stichelei gegen die Symbole des Erfolgs und die dahinter stehenden Politiker, aber was auch in Erscheinung tritt, ist die Liebe des Künstlers für seine Nation. Die Tatsache, dass das Werk überhaupt existiert und in Kuala Lumpur ausgestellt werden konnte, attestiert dem Selbstverständnis Malaysias eine Reife. In der Arbeit geht es um Identität und Unabhängigkeit.
Matthew Ngui
Bildender Künstler, lebt in Singapur und in Australien. Zahlreiche internationale Ausstellungen, darunter diverse Biennalen und die Documenta 1997 in Kassel. Ko-Kurator der 2. Singapur Biennale 2008.
Cermelang, Gemilang, Terbilang. 2007
(Vortrefflichkeit, Ruhm, Distinktion)
Installation