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Die Creek Art Fair parallel zur Art Dubai 2008 bringt Kulturschaffende der Emirate zusammen.
Von Valerie Grove | Apr 2008In den Vereinigten Arabischen Emiraten werden einem derzeit diverse weit reichende kulturelle Visionen offeriert. Die zwei spektakulärsten sind das Khor-Projekt [1] am Creek von Dubai entlang und der Kulturbezirk auf der Insel Saadiyat in Abu Dhabi [2]. Im Allgemeinen werden die Visionen zu Politik, ohne dass genug über die Infrastruktur und - was vielleicht noch viel wichtiger ist - über die menschlichen Ressourcen nachgedacht wurde, die zur Umsetzung der Visionen nötig sind. Wenn die VAE an ihren eigenen Hype glauben, dann meinen sie schon auf dem Weg zu sein, die kulturelle Schaltstelle der Region zu werden. Doch ohne bessere Planung des "Wer", statt des Was, Wo und Weshalb, könnte es bis dorthin weiter sein als gedacht.
Fairerweise muss man sagen, dass es eine Menge sehr erfolgreicher Kunstaktivitäten in einem sehr kurzen Zeitraum gegeben hat, woraus sich schließen lässt, dass eine solche Vision durchaus möglich ist. Die wichtigste Veranstaltung in Dubai ist die Gulf Art Fair, die vom 19. bis zum 22. März 2008 zum zweiten Mal als Art Dubai durchgeführt wurde und eine phänomenale Wirkung auf die Stadt hatte. Letztes Jahr entstanden parallel dazu die Creek Art Fair, ein gemeinnütziges Programm für Kunsterziehung (START) und ein vierteljährlich in den VAE stattfindendes Diskussionsforum (The Thinking Cloud). In diesem Jahr hat das Dubai International Financial Centre (DIFC) außerdem die "Season of Arts" (Kunstsaison) mit Ausstellungen, Performances, Filmvorführungen und Installationen ausgerichtet.
Die zweiwöchige Creek Art Fair (CAF) ist wohl die am engsten mit dem Austragungsort selbst verbundene Kunstaktivität. Von den 25 Teilnehmern dieses Jahres kamen 18 aus Dubai, zwei aus dem benachbarten Sharjah und einer aus Abu Dhabi. Dazu gehören zwei Häuser von Künstlern aus den Emiraten, 3 Designfirmen, 8 Galerien und 4 Universitäten. Eine solche Versammlung von Kulturschaffenden des Landes an einem Ort zur selben Zeit hat es bislang noch nicht gegeben, und sie bot lokalen Organisationen, die in großem Maße die entstehende kulturelle Infrastruktur ausmachen, eine Gelegenheit zu sehen, welche anderen Organisationen es gibt und was diese tun. Man hatte tatsächlich den Eindruck, es sei die Veranstaltung einer Gemeinschaft, was in Dubai unschätzbar wichtig ist und selten vorkommt.
Die Creek Art Fair fand im historischen Viertel Bastakiya in alten oder restaurierten zweigeschossigen Häusern, zum Teil mit traditionellen Windtürmen, statt, bei denen alle Räume um einen zentralen Hof angeordnet sind. In dem geschlossenen Altstadtbereich liegen alle Häuser nah beieinander, und es gibt öffentliche Plätze für Skulpturen, Installationen und Performances, weshalb dieses hier ein perfektes Areal für Kunst ist. Obwohl die Entwicklungsgesellschaft Tatweer Eigentümerin des gesamten Gebiets ist, stehen die meisten Häuser für den Rest des Jahres leer, was einige Probleme verursacht hat.
Eine kurze Vorbereitungszeit und keine Galerieeinrichtungen wie Stellwände, Hängevorrichtungen oder erfahrene Techniker hatten zur Folge, dass die Werke nicht immer vorteilhaft präsentiert werden konnten. Dadurch erhöhte sich auch die Gefahr einer Beschädigung von Arbeiten, wofür es anscheinend keine vertraglichen Vereinbarungen oder Versicherungen gab. Auch die Instandhaltung, wie defekte Beleuchtungen und Klimaanlagen, war schwierig, und in einigen Fällen gab es dieses Jahr nicht genügend Zeit oder Mitarbeiter, um solche Schwierigkeiten vor dem Eröffnungsabend zu lösen.
Das Fehlen von Hilfskräften war sowohl für die Veranstalter als auch für die Teilnehmer ein großes Problem. Während die Art Dubai durch ein im vergangenen Jahr geschaffenes Praktikantenprogramm auf eine Schar von freiwilligen Helfern zählen konnte, hatte die CAF nicht genügend Assistenten. Viele teilnehmende Galerien und Organisationen konnten ihre eigenen Räumlichkeiten nicht zusätzlich zur CAF zwei Wochen lang offen halten. Deshalb sind etliche Häuser der CAF während der Dauer der Messe nicht durchgängig geöffnet gewesen, vor allem in der zweiten Woche, als all die auswärtigen Besucher der Art Dubai abgereist waren. Das ist sehr schade, denn die ruhigere zweite Woche ist im Grunde die ideale Zeit für Besuche von Schulklassen, obgleich deren Bildungswert mit mehr qualifizierten Führern wesentlich höher sein könnte.
Der Mangel an Leuten und an Finanzierung hatte auch Auswirkungen darauf, wie viel Aufmerksamkeit die CAF für sich selbst generieren konnte. Die Berichterstattung in der Presse war natürlich viel stärker auf die Art Dubai fokussiert, aber eine lokale Praxis des einfachen Abdruckens von Pressemeldungen hilft ohnehin nicht viel. Besonders unverständlich war das komplette Fehlen von großen Hinweisschildern auf die Creek Art Fair!
Nichtsdestotrotz pendelten viele Leute zwischen beiden Veranstaltungen hin und her und zu den anderen Galerien in Dubai, darunter Journalisten, Sammler, Studenten und Touristen. Oft wurde dies mit dem Art Bus getan, organisiert von Jam Jar und finanziert vom DIFC und der Art Dubai selbst, der einen großen Nutzen hatte. Dieser Erfolg ist zum Teil der Freiheit zu verdanken, die durch eine garantierte Finanzierung entsteht. Wie überall auf der Welt hat auch in Dubai die Entwicklung der Kunst letztendlich mit Geld zu tun. Hier ist das vielleicht besonders akut, weil es den Hang gibt, Kunst als ein weiteres Handelsgut aufzufassen. Es gab Spenden im Rahmen hoch angebundener Kampagnen, die internationales Prestige sicherten, aber eine Unterstützung auf niedrigerem Niveau für lokale Vorhaben, die nicht notwendigerweise ein profitables Ergebnis verheißen, beginnt gerade erst.
Was passiert nun also mit der Creek Art Fair im nächsten Jahr? Vom Standpunkt der Organisation aus betrachtet ist das Hauptproblem die ewige Ungewissheit gewesen. Letztes Jahr bekamen die Veranstalter der CAF gerade mal einen Monat vor Beginn der Messe grünes Licht, weshalb ihnen keine Zeit blieb, mehr Sponsoren und Teilnehmer mit an Bord zu holen. Dieses Jahr lief es viel besser, weil sie mehr Gewissheit hatten und zumindest einige Sponsorenmittel einwerben konnten, doch die letztendliche offizielle Bestätigung der zur Verfügung stehenden Häuser durch Tatweer kam auch wieder nur zwei Monate vor der Eröffnung. Unterstützung von Regierungsseite erhielt die CAF durch den Dubai Cultural Council, und die Immobiliengesellschaft Joudran gab ebenfalls Sponsormittel. Deshalb gab es Grund zu der Annahme, dass durch den Erfolg des Jahres 2008 für das nächste Jahr noch mehr Sponsorenmittel zu bekommen wären und womöglich noch weitere Förderungen im Laufe der Zeit folgen könnte. Doch die Ungewissheit setzt sich fort, nachdem Tatweer am 10. April 2008 die definitiven Pläne für Bastakiya verkündet hat.
Wie üblich, ist die Vision an sich auch in diesem Falle sehr positiv, doch der große Vorteil gegenüber den anderen Plänen besteht darin, dass die Gebäude schon vorhanden sind, weshalb alles was man noch braucht, in einer gewissen Umgestaltung und ernsthaften Erhaltungsmaßnahmen besteht. In Bastakiya soll es einmal 10 Galerien, 7 Künstlerateliers mit Gästewohnungen für internationale Austauschprogramme sowie ein Theater für darstellende Künste geben. Darüber hinaus sind 7 Restaurants und Cafés, 13 Geschäfte für Kunst, Mode und Design und 5 kleine Hotels geplant. Das Augenmerk ist dabei stark darauf gerichtet, die moderne Kunst der Emirate und der Region zu zeigen, lokale und regionale Künstler und Designer zu fördern und einen permanenten kulturellen Anlaufpunkt für Einwohner und Touristen zu schaffen. Bastakiya wird mit dem Projekt Khor Dubai verbunden sein, Festivals parallel zu anderen großen Ereignissen veranstalten und sogar einige neue Busrouten starten! Es wurde nicht genau gesagt, wann das alles fertig sein soll oder was mit der Creek Art Fair passieren wird, aber vielleicht fällt sie unter das Label der "Festivals". Es wird sehr interessant sein zu sehen, wer in Bastakiya einen permanenten Sitz erhält, obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass man einige von der CAF her kennt. Ebenfalls interessant wird sein, woher man die Mitarbeiter rekrutiert.
Anmerkungen:
Valerie Grove
Künstlerin und Autorin, lebt in London, Vereinigtes Königreich.
15. - 31. März 2008
Bastakiya, Dubai