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Chamber for Immigrant Visual Studies untersucht visuelle Aspekte der Einwanderung in Dänemark.
Von Høxbroe & Ramadan | Mai 2007Die Chamber for Immigrant Visual Studies wurde 2007 in Kopenhagen als ein unabhängiges, nicht-kommerzielles Projekt gegründet, das auf die visuellen historischen Aspekte der Einwanderung fokussiert ist. Das Archiv sammelt und bewahrt Fotos, Videos und Dokumentarmaterial über Immigranten in Dänemark und Nordeuropa und macht seine Bestände Interessenten zugänglich. Es soll ein visuelles Dokumentationszentrum für Einwanderer, die seit den 1950er Jahren in die Region kamen, aufgebaut werden.
Das Archiv enthält ausschließlich Bilder zur Immigration, die von Immigranten selbst aufgenommen wurden. Das bedeutet, dass dessen Besucher mit den sozialen Realitäten und Erfahrungen derjenigen konfrontiert werden, die in ihren Fotos ihre eigenen Geschichten erzählen. Die Bilder sind Informationen, historische Zeugnisse, Inhalte und Erinnerungen.
Das Archiv funktioniert als Informations- und Forschungszentrum und ist öffentlich zugänglich. Es besteht aus einer elektronischen Bilddatenbank, die eine Basis für Ausstellungen, Gesprächsrunden, Publikationen und digitale Präsentationen bildet. Die Betreiber des Archivs organisieren Ausstellungen in Museen, Kultur-, Bildungs- und Kunsteinrichtungen und stehen für Kooperationen mit Individuen und Institutionen zur Verfügung, die ihre Vision einer Förderung der Verständigung zwischen unterschiedlichen Gesellschaften teilen.
Die Chamber for Immigrant Visual Studies wurde initiiert, weil es bis dahin keine ernsthaften Bemühungen um die visuelle Kultur von Einwanderern in der nordischen Region gab. Das Projekt soll offenlegen, welche historischen Aspekte in Bildern privater Alben seit den 1950er Jahren zu finden sind. Insbesondere nicht-westlichen Immigranten erhalten die Möglichkeit einer Selbst-Repräsentation und die Gelegenheit selbst zu entscheiden, wie sie in der Öffentlichkeit gesehen und erinnert werden möchten.
Das Projekt hat eine gesellschaftskritische Dimension, denn in den meisten weistlichen Ländern wird die Wahrnehmung der Immigranten von negativen Bildern überschattet. Die Berichte über Gemeinschaften von Immigranten in den Mainstream-Medien sind oft negativ und stereotyp. Hinzu kommt, dass die Darstellung von Einwanderern in der Literatur und anderen Veröffentlichungen oft faslch interpretiert und künstlich ist.
Als kulturelle Aktivisten, die sich der Macht von Bildern bewusst sind, haben wir ein Problem entdeckt, mit dem wir uns auseinandersetzen wollten. Wir wollten nicht bloß ein weiteres Repräsentationsprojekt starten. Stattdessen haben - nach unserer Auffassung - Immigranten durch das Öffnen ihrer privaten Alben und die Bereitstellung von Bildern eigener Wahl damit beginnen können, sich selbst darzustellen. Unsere Absicht ist es, diesen Prozess zu katalysieren und zu erleichtern. Deshalb beziehen wir die Besitzer der Bilder in die verschiedenen Projekte ein, so in Rundtischgespräche und bei der Zusammenstellung und dem Verfassen von Dokumentationen, wobei wir uns mehr als Förderer und nicht so sehr als Kuratoren sehen.
"Imagined Communities" war der Titel, der uns einfiel, als wir den Mann trafen, der die Idee eines solchen Projekts auslöste. Bei Fotoaufnahmen für Porträts lernten wir Farouk Haffar kennen, den ersten Libanesen, der 1960 mit dem Auto von Beirut nach Dänemark kam. Farouk, früher Vorsitzender der Libanesischen Gesellschaft, liebt die Fotografie und besitzt über 3.000 Aufnahmen. Sein Album durchzublättern war wie eine Zeitreise in die Vergangenheit, aber was würde mit diesen Fotos geschehen? Plötzlich folgte auf die von den Fotos hervorgerufene Nostalgie ein Entschluss. Dank Farouk und seiner Fotos und Geschichten, die uns diesen visuellen Schatz bewusst machten, wurde ein Archiv ins Leben gerufen. Ein Archiv mit Bildern und Geschichten, von denen wir niemals gedacht hätten, das wir sie erfahren, zeigen und erzählen könnten.
Die Bewahrung und Dokumentation der Geschichte von Einwanderern sind das Rückgrat des Projekts, das auf wachsendes öffentliches und politisches Interesse stößt. Deshalb möchten wir das Archiv unter Immigranten selbst noch besser bekannt machen und diese auffordern, ihre Fotoalben zu öffnen.
Die Herausforderung besteht darin, wie es gelingt, die Integrität, die partizipatorische Struktur und Unabhängigkeit des Archivs zu bewahren, so dass auch in fünf Jahren noch sein derzeitiger Charakter erhalten bleibt. Um das zu erreichen, muss es als visueller kultureller Aktivismus betrieben werden.
Høxbroe & Ramadan
Khaled D. Ramadan Künstler, Kurator, Autor. Lehrtätigkeit auf den Gebieten Film, Dokumentarfim und Ästhetik der neuen Medien. Doktorand in Kunstgeschichte an der Universität Kopenhagen, an der er zur Zeit lehrt. Stine Høxbroe Dozentin für neue Medien, Grafikdesignerin und Spezialistin für Computeranimation. Organisierte verschiedene Projekte für Videokunst, Dokumentar- und TV-Produktion, u.a. das Festival Made in Video in Kopenhagen.
Gegründet von Khaled D. Ramadan und Stine Høxbroe.