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Installation der iranischen Künstlerin im Raum der orientalischen Rüstungen im Museum für Islamische Kunst, Berlin.
Von Pat Binder & Gerhard Haupt | Jan 2006Die iranische Künstlerin Farkhondeh Shahroudi hat aus Stoffen von Tarnuniformen eine Serie merkwürdiger "Wächter" geschaffen. Kragen, Ärmel, Beine, überhaupt alle Öffnungen sind zu- oder aneinandergenäht. Zusammen mit hinzugefügten Stoffstücken ergeben die Uniformteile skurrile, hilflos erscheinde Figuren. Ironisch konterkarieren sie die aggressive Ausstrahlung, die von den Trägern der aus dem gleichen Stoff bestehenden Kampfanzüge jedweder Armeen normalerweise ausgeht. Sie assoziieren Fragen nach Schutz und Bedrohung, nach Opfer oder Täter sein, nach dem Auftrag von Soldaten, nach Sinn und Berechtigung eines militärischen Vorgehens schlechthin.
Im Mai 2005 wurden diese Arbeiten im Berliner Museum für Islamische Kunst, das seinen Sitz im Gebäude des berühmten Pergamonmuseums hat, in einem ganz besondern Kontext präsentiert. In seinem Bestreben, das traditionsreiche Haus von Zeit zu Zeit für zeitgenössische Kunst zu öffnen, hatte Direktor Claus-Peter Haase die seit 2001 in Berlin lebende Künstlerin eingeladen, ihre "Wächter" im Raum der iranisch-ottomanischen Rüstungen des 15. Jahrhunderts zu installieren. Neben den martialischen Helmen, Panzern, Kettenhemden wirkten die verstümmelten Mutanten besonders hilflos und schutzbedürftig. Wie körperlos schwebten sie im Raum - ein Eindruck, der dadurch verstärkt wurde, dass sich das Tarnmuster des Uniformstoffes vor den orientalischen Teppichen und Kacheln an den Wänden geradezu ornamental auflöste.
Bevor man zu diesem Raum gelangte, ging man einen langen Treppenaufgang hinauf, an Fotoserien der Künstlerin vorbei (darunter "Quälen"), geradewegs auf eine große Videprojektion zu, auf der u.a. eine den Tarnstoff schneidende Schere und der spitze Stahl eines über einen Mund gezogenen Messers zu sehen waren.
In einem begleitenden Text wies Claus-Peter Haase darauf hin, welche Bedeutung die Aktion des Nähens für Farkhondeh Shahroudi hat: "Das Verbinden, Verschließen, Verwehren und die Wehrhaftigkeit des Instruments der Nadel lösen Empfindungen aus, die über die Befriedigung des handwerklichen Entwurfes hinausgehen. Das Bild der 'Suzan/Nadel' hat im Persischen deutliche Assoziationen zum 'Quälen', was jedermann verständlich ist."
Pat Binder & Gerhard Haupt
Herausgeber von Universes in Universe - Welten der Kunst. Leben in Berlin.
Farkhondeh Shahroudi: Wächter
Installation bei den orientalischen Rüstungen im Museum für Islamische Kunst
29. April - 29. Mai 2005