Ebtisam AbdulAziz fotografierte in Sharjah in den Vereinigten Arabischen Emiraten etwa 2.000 Hände. Auf Datenblättern, alphabetisch sortiert in 27 Aktenordnern, hielt sie den Namen, das Geburtsdatum, die Nationalität und die Tätigkeit der jeweiligen Person fest. Die Arbeit entstand in den zwei Monaten vor Beginn der 7. Sharjah Biennale (eröffnet Anfang April 2005), bei der sie erstmals präsentiert wurde. Während der Eröffnungstage der Biennale nahm die Künstlerin Hände von Besuchern auf und fügte sie ihrem Archiv hinzu.
Für dieses Projekt sprach Ebtisam AbdulAziz ihren Bekanntenkreis und auch fremde Menschen auf der Straße an, besuchte zahlreiche Büros, Institutionen und soziale Einrichtungen. Sie wollte ein breites Spektrum an Berufen, sozialer Herkunft, Altersgruppen und Nationalitäten erfassen (nur etwa 15 - 20% der in den Emiraten lebenden Menschen sind Bürger des Landes). "Ich wollte die Spuren von Zeit, Tätigkeiten und persönlichen Geschichten an den Händen der Menschen zeigen und ein Archiv schaffen, dass die Lebensalter und sozialen Unterschiede eines Teils der Bevölkerung von Sharjah widerspiegelt. Dabei ging es mir vor allem um solche Unterschiede, wie die zwischen alt und jung, gesund und körperlich behindert, Angehörige höherer sozialer Schichten und Arbeiter, die ein schwieriges Leben haben und extrem harte Tätigkeiten verrichten müssen. Hände können viel von einer Person offenbaren, und die Spuren der vergangenen Lebenszeit scheinen eine Hand dauerhaft zu prägen."
Als sie 2004 begann, sich mit diesem Projekt zu beschäftigen, schrieb Ebtisam AbdulAziz in großen Zahlen das Geburtsdatum der Person auf das Foto der Hand. "Diese Zahlen drücken die Physiologie und Mentalität der Menschen aus, indem das Verhältnis zwischen Körper und Zeit erfasst wird. Das Leben ist die Energie, die wir bei unserer Geburt erhalten, aber unsere Individualität entscheidet darüber, wie wir diese Energie nutzen."
In ihrem großen Archiv erscheinen diese Zahlen nunmehr auf dem Datenblatt, ergänzt durch die weiteren Angaben. Zum Konzept des Projekts gehört, dass die Betrachter ausgehend von den Fotos und den zusätzlichen Anhaltspunkten eine eigene Vorstellung von der Person entwickeln, zu der die fotografierte Hand gehört, und auf diese Weise aktiv mit der Arbeit interagieren. Das Werk "sendet viele Signale aus, wie Tod und Leben, und das Erkennen des Todes führt zu einem schwer zu entschlüsselnden Zeitempfinden." Es soll "die Wirkung der Zeit auf die menschliche Natur" demonstrieren.
Text der Kuratoren Pat Binder und Gerhard Haupt. Die Zitate sind Statements der Künstlerin.