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Ein Projekt des ifa in Kooperation mit diesem Magazin. Mai - Aug. 2006, ifa-Galerie Berlin; Nov. 2006 - Jan. 2007, ifa-Galerie Stuttgart. Großes Special
Mai 2006Im Rahmen der Ausstellung Nafas wurden im Jahr 2006, in den ifa-Galerien in Berlin und Stuttgart, Werke dieser Künstlerinnen und Künstler präsentiert:
Lida Abdul (Afghanistan/USA)
Ebtisam AbdulAziz (Vereinigte Arabische Emirate)
Vyacheslav Akhunov (Usbekistan)
Mounir Fatmi (Marokko/Frankreich)
Amal Kenawy (Ägypten)
Nur Hanim Mohamed Khairuddin (Malaysia)
Waheeda Malullah (Bahrain)
Anas Al-Shaikh (Bahrain)
Suha Shoman (Jordanien)
An beiden Ausstellungsorten fanden Veranstaltungen statt, die dem Meinungsaustausch über individuelle Bedingungen, Konzepte und Strategien des künstlerischen Schaffens sowie Mechanismen des internationalen Kunstbetriebs und andere Themen dienen. Dieses Online-Magazin bereitete den Verständigungsprozess inhaltlich vor und dokumentierte ihn. Nicht Anwesende konnten zumindest virtuell daran teilhaben und sich zur Debatte äußern.
Die Idee und das Konzept wurden von Pat Binder und Gerhard Haupt entwickelt. Zusammen mit dem Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) sind sie Herausgeber des Online-Magazins "Nafas" und für dessen Realisierung zuständig.
Nafas steht als Metapher für den Fokus und den weiten Rahmen des Projekts. In Arabisch, Farsi, Urdu, Malay oder Indonesisch wird unter nafas im wesentlich dasselbe verstanden: Atem, Atemzug, Hauch. Eine Abwandlung gleichen Ursprungs ist das türkische nefes. Das Wort erscheint in vielfältigen Kombinationen und Nuancen, meist in positiven Zusammenhängen. Nafas kann im Sinne von "einen langen Atem haben" auftreten, also Schwierigkeiten beharrlich durchzustehen, und auch eine erfrischende Brise sein, etwas das Qualen lindert. Wenn jemand bestimmte Tätigkeiten besonders gut verrichtet, z.B. hervorragend kocht, heißt es, er oder sie hätte nafas - Talent, eine besondere Art, einen persönlichen Stil auf diesem Gebiet. Gelegentlich wird nafas mit der Bedeutung von Freiheit assoziiert, so im Sufismus, einer mystischen Strömung des Islam. Die Wurzel des Wortes ist nafs, was im Arabischen Selbst oder Seele bedeutet und als die dynamische Kraft gilt, die dem Körper bei der Geburt eines Menschen eingehaucht wird.
Bei allen übergreifenden Momenten, die der Idee einer solchen Ausstellung zugrunde liegen, geht es hier zuallererst um den Zugang zu individuellen künstlerischen Positionen, wozu neben dem unmittelbaren Kunsterlebnis auch die Vermittlung von persönlichen, kulturellen, sozialen und anderen Kontexten gehört. Wenngleich das bei jeder Kunstausstellung selbstverständlich sein sollte, scheint der ausdrückliche Hinweis in diesem Falle angebracht. Allzu oft weckt der eine konzeptionelle Klammer bildende Terminus "islamisch geprägte Welt" stereotype Vorstellungen, die der komplexen Realität in keiner Weise entsprechen und einer vorurteilsfreien Begegnung mit der Kunst im Wege stehen.
Es mag problematisch erscheinen, dass der Begriff im Untertitel von Nafas überhaupt vorkommt, suggeriert er doch eine vereinheitlichende Sicht der Länder und Regionen mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung, der dieses Projekt ja gerade entgegenwirken soll. Aber wenngleich sowohl der "Westen" als auch die "islamische Welt" überaus heterogen sind und es solche monolithischen Gebilde demzufolge gar nicht gibt, existiert in der allgemeinen Wahrnehmung ein Konflikt zwischen zwei mit diesen Etiketten belegten antagonistischen Blöcken bzw. Zivilisationen, der weit in die Geschichte zurückreicht und auf beiden Seiten immer wieder aufs Neue kräftig angeheizt wird. Wenn "islamische Welt" oder "islamisch geprägte Welt" im Zusammenhang mit dem Projekt Nafas verwendet wird, geschieht das in der Absicht, das heutzutage weit verbreitete Verständnis der Begriffe anzusprechen und zu konterkarieren. Die landläufigen Vorstellungen davon werden mit Arbeiten fernab aller Klischees von Künstlerinnen und Künstlern konfrontiert, die in islamisch geprägten Ländern und Regionen ihre kulturelle Heimat bzw. wesentliche Ausgangs- und Bezugspunkte ihres Schaffens sehen (egal ob sie Muslime sind oder nicht). Auch in dieser Hinsicht ist das Projekt Nafas eng mit den Intentionen des Online-Magazins "Aktuelle Kunst aus der islamischen Welt" verbunden.
Die Inhalte des Magazins sind in der Ausstellung selbst über Computer-Terminals zugänglich. Diese bieten dem Publikum die Möglichkeit, mehr über die gezeigten Werke und deren Autoren sowie über andere Künstlerinnen und Künstler aus der islamisch geprägten Welt zu erfahren, die sich mit ähnlichen Themen beschäftigen oder vergleichbare künstlerische Auffassungen vertreten. Wie die Gegenwartskunst überhaupt, so funktioniert auch die in Nafas gezeigte stark kontextabhängig. Indem das sinnliche Kunsterlebnis durch eine Informationsebene komplementiert wird, eröffnen sich hilfreiche und der Begegnung mit den Werken förderliche Zugänge zu den persönlichen, sozialen, kulturellen, politischen, geistigen Konstellationen, die dahinter stehen.
Siehe auch:
Einführung
Gerhard Haupt: Konzept, Kontext, Werke der Ausstellung
Essay
Gillane Tawadros: Klassifizieren, kategorisieren in der Kunst
Nafas. Ausstellung
19. Mai - 20. August 2006
ifa-Galerie Berlin
10. November 2006
- 7. Januar 2007
ifa-Galerie Stuttgart
Künstlerinnen und Künstler:
Lida Abdul
Ebtisam AbdulAziz
Vyacheslav Akhunov
Mounir Fatmi
Amal Kenawy
Nur Hanim Mohamed Khairuddin
Waheeda Malullah
Anas Al-Shaikh
Suha Shoman
Kuratoren:Pat Binder & Gerhard Haupt
Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes