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Performance und Fotografien der jungen Künstlerin aus Sharjah, Vereinigte Arabische Emirate.
Von Mahita ElBacha Urieta | Jul 2005Bei der 7. Sharjah Biennale 2005, ihrer zweiten Ausstellungsbeteiligung überhaupt, zeigte Nuha Asad eine Fortsetzung des im Jahr zuvor begonnenen Projekts "Faces with One Feature" (Antlitze mit einem Gesichtszug). Ein Teil davon sind Fotos von Köpfen, die ein rotes Satintuch umweht und die nach hinten geworfen sind, so als würden sie versuchen, trotz der verschleierten Gesichter den Himmel zu sehen. In anderen Fotos erscheinen Gruppen mit verhüllten Oberkörpern. Die sichtbaren Bereiche der Körper (Kleidung, Hände, Schuhwerk) lassen erahnen, was für Menschen unter dem Tuch stecken: einheimische Paare sowie einfache Arbeiter, von denen man weiß, dass es in den Emiraten zumeist Gastarbeiter aus ärmeren Ländern sind.
Nuha Asad meint dazu: "Grundsätzlich sind die Menschen gleich, obwohl sie von ihrer Herkunft, Kultur, ökonomischen Situation oder ihrem sozialen Status her verschieden sein können. In meiner Arbeit geht es um das Menschliche in uns allen, wenngleich ich nicht die Unterschiede zwischen uns negieren will. Der Unterschied ist eine grundsätzliche Eigenschaft der Natur, und ich akzeptiere ihn, aber mich interessiert der feine Grat zwischen den Gemeinsamkeiten unseres menschlichen Wesens und den kulturellen und sozialen Differenzen."
Im Rahmen der Eröffnung der Sharjah Biennale am 6. April 2005 präsentierte Nuha Asad auf dem Platz vor dem Sharjah Art Museum eine Performance mit etwa zwanzig Personen, bei der sie die Grundidee ihrer fotografischen Gruppenbilder als Aktion umsetzte. "Es war eine wundervolle Erfahrung, denn dadurch positionierte ich mich an einer direkten Schnittstelle zum Publikum und konnte ausprobieren, wie ich mich in dieser Rolle fühle und in welche Richtung sich meine Arbeit entwickeln könnte."
Sieht man den Kontext, in dem Nuha Asad lebt, ist man geneigt, ihre Arbeiten mit denen anderer Künstlerinnen aus arabischen Ländern bzw. dem Mittleren Osten zu vergleichen, die dem Thema des Bedeckens, Verschleierns, Verhüllens von Gesichtern und Körpern von Frauen widmen. Doch Nuha Asad geht es nicht explizit darum oder etwa um das Tragen der traditionellen schwarzen Frauenkleidung in diesem Teil der Welt, sondern um allgemeinere Aspekte der menschlichen Existenz. Hassan Sharif, der renommierte Künstler und Kunsttheoretiker aus Dubai, drückt es so aus: "... in ihrer Werk geht es um einen unterschwelligen, einen nicht sichtbaren Aspekt des modernen Lebens: die oftmals grausame und negative Reaktion auf das Anderssein. Sie richtet sich gegen Rassismus, Ethnizismus und all die anderen Ismen, mit denen Vorurteile und Hass benannt werden, die sich an Rasse, Farbe, Klasse oder jedweden anderen morphologischen, kulturellen, sozialen, politischen oder ökonomischen Unterschieden entzünden."
Mahita ElBacha Urieta
Lebt in London. Kuratorin, Produzentin von Kunst- und Kulturprojekten, u.a. Koordination bei der 7. Sharjah Biennale 2005.
Faces with One Feature. 2005
Fotografien, Performance