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Stopped Ball. Installation und Serie inszenierter Fotos der jungen Künstlerin.
Von Pat Binder & Gerhard Haupt | Jun 2004Waheeda Mallulah (geb. 1978) wurde uns als eine der interessantesten Künstlerinnen ihrer Generation in Bahrain vorgestellt. Wie einige ihrer Kolleginnen und Kollegen ist sie von Anas Al-Shaikh [1] angeregt und bestärkt worden, sich der Installation und experimentellen künstlerischen Ausdrucksweisen zuzuwenden. Sie gehört zu den vier Teilnehmern der ersten Gruppenausstellung für Installationskunst in Bahrain, die Al-Shaikh 2002 organisierte. Auch an der zweiten Schau dieser Art im darauffolgenden Jahr, nunmehr mit neun Künstlerinnen und Künstlern, war sie beteiligt.
Als wir Waheeda in der Al Riwaq Galerie von Bayan Al Barak Kanoo trafen, saß uns eine selbstbewusste, sympathische junge Frau gegenüber, die sich trotz einer starken Erkältung und sprachlicher Grenzen bemühte, uns ihre Auffassungen und Arbeiten zu erläutern (leider können wir kein Arabisch und mussten daher wieder mal auf Englisch als lingua franca ausweichen). Glücklicherweise konnten wir die Kommunikation später via Email fortsetzen und vertiefen.
Dabei ging es in erster Linie um "Stopped Ball", eine Installation und Serie inszenierter Fotos, in der sich Waheeda Mallulah auf spielerische Art mit ihrer Identität und die ihr sozial zugewiesene Rolle als Frau auseindersetzt. Ihr Ausgangspunkt ist ein fiktives Fussballspiel, an dem sie als Mitglied einer Jungenmannschaft aktiv teilnimmt, was angesichts der Geschlechtertrennung als Sakrileg erscheinen muss. Eine absolute Männerdomäne ist der Sport in ihrer Heimat allerdings nicht mehr, denn Bahrain gehört zu den ersten arabischen Ländern, in denen der Frauenfußball gefördert wird.
Zu ihrer Arbeit veröffentlichte sie diese Zeilen:
Mahmood,
Waheeda,
Hussain,
Halal,
Abdulla,
Jaafer,
Mohammed,
Ali,
Hassan,
Sadiq,
Hussain:
Mutter, Vater...
Wann können wir spielen?
Zu meinen Kindern:
Spielt nach dem Gebet!!
Sowohl die traditionellen Männer- und Frauengewänder als auch deren weiße und schwarze Farbe nahm Waheeda in ihre Installation auf. In der Art von Graffitis schrieb sie auf die schwarze Wand in Weiß immer wieder das arabische Wort für "Papa", und analog dazu auf die weiße Wand in Schwarz das Wort "Mama".
Sie selbst setzt sich in unterschiedlichen Posen als Torwart in Szene, wobei sie über dem Kopftuch eine rote Schirmmütze trägt. Auch das Netz des Tores ist Rot, und in die überarbeiteten Fotos sind knallrote Elemente eingefügt, manchmal als Rechteck direkt auf ihrem Gesicht. Natürlich regt einen diese Art der Selbstinszenierung zu allerlei Interpretationen an. Waheeda ließ sich aber nicht auf eindeutige Auslegungen ein. Auf einem der Fotos liegt sie unter dem roten Netz mit ausgebreiteten Armen auf dem Rücken, neben sich ihr schwarzes Gewand. Wir fragten sie, ob sie damit gemeint haben könnte, dass das Ausbrechen aus der traditionellen weiblichen Rolle problematisch und nicht so leicht zu bewerkstelligen sei. Sie antwortete: "Ich weiß nicht... manchmal schon, aber wir versuchen weiterhin, zu lächeln!"
Anmerkung:
Pat Binder & Gerhard Haupt
Herausgeber von Universes in Universe - Welten der Kunst. Leben in Berlin.