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Werke von 8 Künstlern, kuratiert von Vasif Kortun. ifa-Galerien in Berlin und Stuttgart, Deutschland.
Nov 2004Mit der Ausstellungsreihe STADTanSICHTEN will das Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) verschiedene Aspekte von Megacities vorstellen. Die Ausstellungen in den ifa-Galerien Berlin und Stuttgart nähern sich einzelnen Megalopolen aus städtebaulicher, soziologischer, kommunikativer und ästhetischer Perspektive unter Berücksichtigung der jeweiligen Kulturlandschaft. Seit dem Start im Januar 2004 war diese Reihe bislang Moskau, Istanbul und Lagos gewidmet. Weitere Städte sind in Erwägung gezogen.
"STADTanSICHTEN Istanbul" wurde von Vasif Kortun kuratiert, dem Leiter des Platform Garanti Contemporary Art Center in Istanbul. Nachdem er bereits Direktor der 3. Biennale Istanbul (1993) war, wird er als einer der beiden Kuratoren auch für die nächste Editon dieses wichtigen internationalen Kunstereignisses zuständig sein.
Die in der Ausstellung vertretenen Künstler nähern sich der urbanen Situation und dem Leben der Bewohner Istanbuls, zu denen sie selbst gehören, mit poetischem oder dokumentarischem Ansatz. In ihren Werken geht es u.a. darum, wie die Menschen versuchen, sich in einem unüberschaubaren städtischen Kontext zurechtzufinden und einzurichten, wie öffentlicher Raum von den Anwohnern besetzt wird, aber auch, wie sich der Einzelne ins Private zurückzieht.
Istanbul, die zweieinhalb Jahrtausende alte Stadt am Bosporus, war über Jahrhunderte hinweg immer wieder kulturellen und architektonischen Wandlungen unterworfen: Byzanz, Konstantinopel, Istanbul - die Stadt zwischen Orient und Okzident wurde umkämpft, zerstört, von Neuem aufgebaut, umgebaut und erweitert. 1923 verlor Istanbul mit der Gründung der Republik Türkei Status und Funktion als Hauptstadt, die Einwohnerzahl sank um fast 40 Prozent auf eine Million Einwohner und während Weltwirtschaftskrise und Zweitem Weltkrieg lebte es sich in Istanbul eher bescheiden und beschaulich. Erst in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts explodierte die Stadt geographisch und demographisch zu einer der Megacities der Welt mit über 13 Millionen Einwohnern, einer überdurchschnittlich jungen Bevölkerung und einem täglichen Zuzug von über tausend Neuankömmlingen; sie überzieht fünfeinhalbtausend Quadratkilometer beidseits des Bosporus. Istanbul wächst und wuchert, spontan, bruchstückhaft, provisorisch, atemlos.
Industriegebiete werden an die Ränder der Stadt verdrängt und ersetzt durch Banken- und Bürohochhäuser, Dienstleistungs- und Einkaufszentren; Stadtautobahnen werden auch durch den historischen Stadtkern gezogen; die Mittel- und Oberschicht flieht aus der Innenstadt in bewachte Neubausiedlungen, während die Zuwanderer über Nacht immer neue Gecenkondu-Siedlungen errichten; der historische Stadtkern hingegen entwickelt sich zu einem orientalischen Disneyland. Seit den 80er Jahren lässt die Stadtverwaltung Masterpläne entwickeln für den Erhalt des historischen Stadtkerns und zur Entwicklung der Stadt zu einem internationalen Handels- und Finanzzentrum zwischen Ost und West; die Pläne sind stets von der gebauten Realität überholt, bevor sie noch diskutiert werden. Und doch "funktioniert" diese Stadt. Die Einwohner Istanbuls organisieren sich, das Leben in ihrer Stadt und mitunter die Stadt selbst entsprechend ihren Bedürfnissen so, dass die Megacity Istanbul trotz Problemen wie Umweltverschmutzung und Verkehrskollaps ungemein lebendig und gut organisiert erscheint.
ifa-Galerie Stuttgart
7. April - 30. Mai 2004
ifa-Galerie Berlin
29. Okt. - 19. Dez. 2004
Kurator: Vasif Kortun
Künstler/innen:
Yetkin Basarir
Osman Bozkurt
Cevdet Erek
Erik Göngrich
Aydan Murtezaoglu
Murat Sahinler
Bülent Sangar
Secil Yersel