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Ein Projekt des senegalesischen Künstlers für die Veranstaltung "Universalism at stake".
Von Maria Thereza Alves | Feb 2004Kan-Si, ein aus Joal-Fadiouth abstammender senegalesischer Künstler, hat jahrelang sowohl eigenständig als auch mit dem Künstlerkollektiv "Huit Facettes" gearbeitet. Die Gruppe engagiert sich für die "Dezentralisierung der Kultur durch das Einrichten kultureller, ökonomischer und sozialer Entwicklungsknoten (in periphären urbanen und ländlichen Gebieten)". Während wir dort waren, realisierte Kan-Si ein Projekt, das ein eindeutiger Beleg dafür ist, dass zwischen der Gemeinschaft und den Künstlern ein Dialog begonnen hat.
Kan-Sis Projekt "Le Pont des Regards" (die Brücke, um sich einander anzusehen) involvierte die Einwohner der Insel Fadiouth, einem wegen der Serere-Tradition beliebten Touristenziel. Die Insel ist von Joal aus über eine 800 Meter lange Fußgängerbrücke zu erreichen. Kan-Si interessierte sich dafür, wie die Touristen die Einheimischen darstellen, fotografiert als 'die Anderen', die man dann zu Hause in Frankreich zeigt. "Der Blick, den man vom Anderen hat, und der Blick, den der Andere auf Grund dessen auch von uns hat", stand in der Erläuterung des Projekts, die auf beiden Seiten der Brücke angebracht war.
Kan-Si verteilte Fotokameras an die am Projekt teilnehmenden Mitglieder der Gemeinde und tauschte so deren Rolle. Sie hatten nur Touristen mit Kameras zu fotografieren. Nachdem Kan-Si einen Touristen fotografierte, sagte dieser zu ihm, er hätte ihm nicht erlaubt, ein Foto zu machen. Der Künstler forderte ihn heraus, indem er antwortete, er hätte gerade gesehen, wie der Tourist einen Einheimischen fotografierte. Doch der Tourist meinte, in jedem Falle hätte man seine Erlaubnis für ein Foto einholen müssen. Kan-Si hielt im entgegen, dass er den Einheimischen ja auch nicht gefragt hätte.
Andere Auseinandersetzungen brachten die Touristen dazu, über ihr Verhalten nachzudenken und letztlich zu akzeptieren, dass sie fotografiert werden. Die Fotos von ihnen wurden dann auf der einen Seite der Brücke ausgestellt, genau gegenüber denen der einheimischen Projektteilnehmer mit ihren Kameras. Am Tag nach dem Aufbau dieser Fotoinstallation sah ich, wie Einheimische jeden zurechtwiesen, der eine Kamera trug, egal ob er Fotos von ihnen machte oder nicht. Kan-Sis Projekt stattete die Bewohner von Joal-Fadiouth mit der Möglichkeit aus, sich mit den Touristen über die Lage desjenigen auseinanderzusetzen, der als der "Andere" fotografiert wird. Der Dialog geht weiter...
Maria Thereza Alves
* Brasilien. Künstlerin und Autorin, Mitbegründerin des Partido Verde (Partei der Grünen) in São Paulo und frühere Abgeordnete des Partido dos Trabalhdores (Arbeiterpartei).
Kan-Si: Le Pont des Regards
(die Brücke, um sich einander anzusehen)
Ein Projekt im öffentlichen Raum für die Veranstaltung "Universalism at stake? Dialogues with Senghor"
Internationaler Workshop und Ausstellung im öffentlichen Raum in Joal-Fadiouth, Senegal
Dezember 2003 - April 2004
Veranstalter:
Face a Face
Group 30 Afrique
Huit Facettes Interaction
University of the Littoral
Kuratorin: Marie Therese Champesme