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Interview mit Tarek Atrissi über seine Online-Plattform für arabische Typoraphie und Gestaltung.
Von Pat Binder & Gerhard Haupt | Sep 2004Haupt & Binder: Wann und aus welchen Erwägungen hast du Arabictypography.com ins Leben gerufen?
Tarek Atrissi: Die Website wurde im Sommer 2001 offiziell gestartet. Das Projekt begann als meine Abschlussarbeit an der Kunstschule Utrecht in den Niederlanden, entwickelte sich aber bald schon über den schulischen Rahmen hinaus und erlangte Eigenständigkeit.
Zuallererst wollte ich eine gute arabische Website schaffen und die arabische Typographie als wichtigste visuelle Sprache in diese integrieren. Das Niveau von Internetangeboten in Arabisch war im allgemeinen ziemlich schlecht. Deshalb wollte ich beweisen, dass auch Websites in dieser Sprache durchaus visuell attraktiv und technisch gut gemacht sein können.
Darüber hinaus geht es bei dem Projekt darum, etwas gegen den Mangel an arabischen Schrifttypen in den modernen Medien zu tun, was u.a. auch auf das Fehlen einer arabischen Vereinigung für Typographie zurückzuführen ist. Deshalb soll die Website als Online-Plattform für die Kommunikation und den Austausch von Informationen unter arabischen Spezialisten funktionieren. Sie soll aber auch einem westlichen Publikum Grafikdesign aus der arabischen Welt, das international nur wenig zur Kenntnis genommen wird, vorstellen.
H&B: Kannst du bitte kurz erläutern, was in den Sektionen "Experiment" und "Recherche" zu finden ist?
TA: Die erste Sektion präsentiert experimentelle Arbeiten mit arabischer Typographie. Dazu gehören z.B. eine typographische Animation und das Video eines Kalligraphen in Aktion. Hier können typographische Projekte jeder Art gezeigt werden, seien sie für den Druck, das Internet oder andere neue Medien bestimmt.
Unter "Recherche" wird Informationsmaterial gesammelt und zur Verfügung gestellt. Das können Artikel, Interviews, grafische Sammlungen, Forschungsarbeiten, Buchempfehlungen sowie historische Beispiele und Quellen sein.
H&B: Wie können sich andere an diesem Projekt beteiligen?
TA: Das kann auf verschiedene Weise geschehen. Zunächst einmal kann man sich kostenlos als Mitglied einloggen, die eigenen Kontaktdaten auf den dafür vorgesehenen Seiten veröffentlichen und den Newsletter beziehen. Aktiv beteiligen kann man sich am Forum oder indem man Beispiele von Arbeiten, Artikel oder anderen relevante Materialien, die den Zielen der Website entsprechen, einschickt.
H&B: Welche Empfehlungen würdest du, als ein bereits erfolgreicher Künstler, Grafikdesignern bzw. Künstlern der jungen Generation mit auf den Weg geben wollen?
TA: Sie sollten begreifen, dass junge Designer in der arabischen Welt viele Chancen haben. Die Arbeitsgebiete Design und Typographie sind verhältnismäßig jung und bieten gerade deshalb nahezu unbegrenzte Möglichkeiten. Ich würde einfach empfehlen, die unverbrauchte Energie zu nutzen, um Neues zu wagen und sich um eigene, frische Beiträge zu bemühen. Dabei sollte man sich der Schönheit und Einzigartigkeit der Kultur und visuellen Sprache der arabischen Welt bewusst sein. Wer das versteht, kann Werke schaffen, die das Ambiente ihrer Herkunft authentisch reflektieren und deshalb ihre Einmaligkeit gegenüber anderswo entstandenen Arbeiten behaupten. Mit dem Design und dem Web verfügt man über starke Medien, Ideen und Überzeugungen zu verbreiten. Ich möchte junge Leute darin bestärken, sich der Macht des Grafikdesigns bewusst zu sein und dessen Potenzial zu nutzen, um ihre persönliche Meinungen zu sozialen, kulturellen, politischen und anderen Aspekten zu kommunizieren.
Pat Binder & Gerhard Haupt
Herausgeber von Universes in Universe - Welten der Kunst. Leben in Berlin.