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John-Cage-Orgel-Projekt

John-Cage-Orgel-Projekt in Halberstadt

ORGAN2/ASLSP, das langsamste und längste Musikstück der Welt, wird 639 Jahre lang in Halberstadt aufgeführt

Letzter Klangwechsel:
5. Februar 2024

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John Cage
* 5. September 1912, Los Angeles, USA. + 12. August 1992, New York.
Komponist, Musiktheoretiker, Schriftsteller, Künstler; einer der Protagonisten der Nachkriegsavantgarde.

Das längste Musikstück der Welt wird in Halberstadt aufgeführt: John Cages Orgelstück ORGAN2/ASLSP - As SLow aS Possible [So langsam wie möglich] - erklingt hier in einer extremen Interpretation von 639 Jahren, also bis zum Jahr 2640! Halberstadt (43.800 Einwohner im Jahr 2015) im deutschen Bundesland Sachsen-Anhalt ist die Kreisstadt des Landkreises Harz.

Die Aufführung begann am 5. September 2001, dem 89. Geburtstag des avantgardistischen Komponisten und Künstlers John Cage, mit einer siebzehn Monate langen Pause, bis schließlich der erste Klang auf der eigens für dieses Stück gebauten Orgel zu hören war. Was zunächst nur als utopische Idee erschien, entwickelte sich schnell zu einem der eindrucksvollsten und innovativsten Kunstprojekte mit großer Ausstrahlung. Das Halberstädter Cage-Konzert, das Menschen aus aller Welt fasziniert, wird von vielen Veranstaltungen begleitet und ist ein Anziehungspunkt ganz im Sinne der Offenheit Cages.

1985 entstand ASLSP in einer Fassung für Klavier, 1987 bearbeitete John Cage das Stück auf Anregung des Organisten Gerd Zacher für Orgel. Bei einem Orgelsymposium 1997 in Trossingen wurde die Frage gestellt, wie ist "as slow as possible" zu begreifen und wie ist das Stück aufzuführen. Organisten, Musikwissenschaftler, Orgelbauer, Theologen und Philosophen sprachen über die spieltechnischen, ästhetischen und philosophischen Aspekte, die dem Titel und dem Stück gerecht werden. Die Frage der Realisierung des Werkes führte zu dem Ergebnis, dass man "as slow as possible" potenziell unendlich denken und spielen kann - zumindest so lange, wie die Lebensdauer einer Orgel ist und so lange, wie es Frieden und Kreativität in künftigen Generationen gibt. Aus dieser spieltechnischen und ästhetischen Frage entwickelte sich im Laufe der Zeit ein Projekt, das inzwischen weltweites Aufsehen erregt hat.

Im Jahr 1361 wurde in Halberstadt die erste Großorgel der Welt, eine Blockwerksorgel, gebaut. Diese Orgel stand im Dom und hatte zum ersten Mal eine (12-tönige) Klaviatur. Noch heute wird das Schema dieser Klaviatur auf unseren Tasteninstrumenten gebraucht. Die Wiege der modernen Musik stand damit in Halberstadt. Im Jahr 2000, 639 Jahre sind seit dem "fatalen Tag von Halberstadt" (Harry Partch) vergangen, 639 Jahre soll das Stück von Cage "so langsam wie möglich" aufgeführt werden.

Ort ist die Burchardikirche, eine der ältesten Kirchen der Stadt. Um 1050 im Auftrag des damaligen Halberstädter Bischofs Burchard von Nahburg gebaut, diente sie über 600 Jahre als Zisterzienserkloster. Im Dreißigjährigen Krieg wurde sie teilweise zerstört, 1711 wieder aufgebaut und 1810 von Jérome säkularisiert. 190 Jahre lang war das Gebäude Scheune, Lagerschuppen, Schnapsbrennerei und Schweinestall.

Von Johann-Peter Hinz wurde die romanische Kirche für dieses außergewöhnliche Vorhaben, das die Faszination vieler Menschen in der Welt weckt, neu entdeckt. Mit Unterstützung der Stadt Halberstadt und privater Hilfe wurde Burchardi gereinigt, durch ein neues Dach vor Regen geschützt, Fenster wurden eingesetzt und die Kirche in der Substanz soweit gesichert, dass ein Blasebalg nach dem Vorbild der ersten Faber-Orgel gebaut werden kann. Zur Zeit hören wir die ersten Töne aus einer kleinen Orgel, die mit der Aufführung wächst: "as slow as possible".

Angesichts unserer schnelllebigen Zeit ist dieses Vorhaben eine Form der versuchten Entschleunigung, der "Entdeckung der Langsamkeit" und das Pflanzen eines "musikalischen Apfelbäumchens", verstanden als Symbol des Vertrauens in die Zukunft.

Trägerin des Projekts ist die John-Cage-Orgel-Stiftung Halberstadt, eine privaten Stiftung, die mit minimalem Grundkapital ausgestattet ist und rein ehrenamtlich geleitet wird. Finanziert wird es vor allem durch Spenden der Cage-Enthusiasten, das Engagement des Fördervereins, privaten Förderern und den Beiträgen vieler Besucher.

Stiftertafeln
Bis 2021 konnte man das Projekt durch sogenannte "Stiftertafeln" unterstützen, eine für jedes Aufführungsjahr und mit einer Widmung und Begründung versehen. Die Tafeln wurden in der Kirche an einem umlaufenden Stahlband angebracht. Mittlerweile sind alle Jahre bis zum Ende des Projekts vergeben.

Fördern durch Kunsterwerb
Unter dem Titel "ASLSP leben Steine" schuf der Künstler Olaf Wegewitz eine bildnerische Interpretation der Partitur von John Cage. Ab dem 5. Februar 2022 war die Bilderserie im Cage-Haus neben der Burchardikirche ausgestellt (siehe die Präsentation der Ausstellung). Der Künstler hat den Ankauf der einzelnen Arbeiten dieser Serie als Fördermöglichkeit zur Verfügung gestellt. Bei der Bestellung eines oder mehrerer Bilder kommt die damit verbundene Zahlung von 639 EUR (der Betrag entspricht der Aufführungsdauer des John-Cage-Orgel-Kunst-Projekts) direkt dem Stiftungsziel zugute. Einen kleinen Anteil erhält der Künstler als Aufwandsentschädigung. Mehr dazu und Bestellmöglichkeit: Fördern durch Kunsterwerb.

The Final Ticket
Das neue Förderkonzept der Stiftung sieht vor, dass Unterstützer sich auch durch den Erwerb einer Art Kunstaktie, des "Final Tickets", am John-Cage-Orgel-Kunst-Projekt Halberstadt beteiligen können. Auf der Website steht: "Die Idee ist einfach. Sichern Sie sich auf Ihren Namen eine Eintrittskarte für die Abschlußveranstaltung des Projektes am 4. September im Jahr 2640. Das wird an einem Samstag sein. Sie können an dem Datum nicht? Sie werden verhindert sein? Das macht nichts. Das Ticket ist übertragbar. Laden Sie einfach Ihre Nachfahren ein. Sie können auch die Eintrittskarte später wieder verkaufen, sollten Sie plötzlich doch etwas anderes vorhaben." Mehr Informationen und ab wann dieses Förderkonzept gilt: The Final Ticket.

Ausführliche Informationen, der aktuelle Ton zum Anhören, Fördermöglichkeiten, Veranstaltungen, Daten der Tonwechsel, der Verein und die Organisatoren dieses Projekts, etc. auf der offiziellen Website www.aslsp.org


© Text zusammengestellt aus Presseinfos der John-Cage-Orgel-Stiftung Halberstadt.
© Fotos, Video: Haupt & Binder, Universes in Universe


Ausstellung im Cage-Haus:

Eine bildnerische Interpretation der Partitur "As SLow aS Possible" von John Cage, die durch eine Zufallsoperation zustande kam. Cage-Haus Halberstadt, 5. Februar 2022 bis Februar 2024. Durch den Verkauf von Arbeiten aus dieser Serie unterstützt Olaf Wegewitz das John-Cage-Orgel-Projekt Halberstadt.


Adresse, Kontakt:

ORGAN2/ASLSP
Aufgeführt von 2001 bis zum Jahr 2640
Burchardikirche
Am Kloster 1
38820 Halberstadt
Deutschland

Lage auf der Karte

Öffnungszeiten

Kontakt:
John-Cage-Orgel-Stiftung Halberstadt
Am Kloster 1
Cage Haus
D-38820 Halberstadt
Tel: +49(0)3941 621620
Website | Email


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