Yinka Shonibare
* 1962 London, Vereinigtes Königreich
Gallantry and Criminal Conversation. 2002
(Galanterie und Ehebruch) Installation/Skulptur: Pferdekutsche, Koffer, 11 lebensgroße Mannequins (ohne Kopf), Kostüme
Shonibare nimmt Bezug auf eine "Grand Tour", eine Landpartie von Adligen im 18. Jahrhundert. Die Kostüme sind aus bedruckten afrikanischen Stoffen geschneidert.
Über das Werk
Yinka Shonibares Objekte und Installationen beinhalten ein komplexes Feld von historischen, kunsthistorischen, kulturellen und ökonomischen Bezügen und stellen dabei grundsätzlich Behauptungen kultureller Authentizität in Frage. Bevorzugt verwendet Shonibare afrikanische Stoffe, die mit ihren bunten, ornamentalen Mustern Vorstellungen von Authentizität und Exotik erwecken. Diese Stoffe werden in der Technik des sogenannten "Dutch wax" hergestellt, einem Wachsdruckverfahren, das in Indonesien seinen Ursprung hat und über die Niederlande und die Stoff-Fabriken Manchesters seit dem 19. Jahrhundert nach Afrika exportiert wurde. Seit den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts symbolisierten sie freilich eine neue - postkoloniale - Identität, nationalen Stolz und kulturelle Differenz. (…)
In seiner Arbeit Gallantry and Criminal Conversation (2002), für die documenta 11 verwendet Shonibare die Szene einer "Grand Tour" - im 18. Jahrhundert üblich als (auch sexueller) Initiationsritus für junge Aristokraten vornehmlich britischer Herkunft. Um eine im Zentrum befindliche Pferdekutsche platziert er verschiedene Figuren, eingekleidet in aus afrikanischen Stoffen gefertigte Kostüme der Zeit, die in unterschiedliche sexuelle Aktivitäten involviert sind. Shonibare konstruiert einen referenziellen Rahmen, in dem sich der exotische Charakter der Stoffe mit dem Begehren und dem "transgressiven Verhalten" (Yinka Shonibare) der Akteure verbindet. Er nimmt aber auch auf die ökonomischen Strukturen Bezug, die den verschiedenen Formen von Austausch während dieser luxuriösen Ausflüge zu Eigen sind.
(Aus dem documenta 11 Short Guide)
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Eine Auswahl von Kunstwerken der documenta 11, 8. Juni - 15. September 2002, Kassel, Deutschland. Künstlerischer Leiter: Okwui Enwezor. Sechs Ko-Kuratoren; 117 Teilnehmer.